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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0481
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

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doch der gute zwang vff seine maß zu glauben vnd | 665 | allem guten, wie das
der heylig Augustinus vonn der bekerung Paulj ein exempel gibt237.
Solichs haben wir alweg geleret vnnd darumb vonn anfang by E. gn. angehalten
vmb christliche Constitutionen vnnd ordnungen vnnd, wie wir hievor auch ge-
meldet, E. gn. ermanet, die messen abzuthun vnnd niemand gestatten, wider das
wort der warheyt offentlich weder zureden noch zu handlen238.Daher auch E. gn.
verpotten, ausser der stat meß zuhoren vnnd fil anders mehr, zu welchem vnns
D. Antonj vff der cantzel vnnd für raht geholffen hat vnnd solicher meynung mit
einem wort nie widersprochen, biß das er sampt vil anderen angefangen zubesor-
gen, es wölle auch an vns gohn, es seie mit den päpstlichen ceremonien vnnd
widersprechen vff ein ort kommen239.
Dabey hat E.gn. wol zu sehen, wie vnuerschamet der man seie, das er vnns
zumessen darff, wir haben etwas anders geleret, Vnnd so wir sagen von wehren des
eusserlichen freuels imm widersprechen vnnd lesteren, das er vnns daß selbige
jmmer vff den glauben zeucht. So hat er diß auch vff vnns erdacht, das wir je
geleret haben, es solle die oberkeyt zu friden sein, wie die jren glauben240, wan nur
je eusserliche policy241 bestande. Dann das haben wir je vnnd je geschriben vnnd
geprediget, das keyn rechte policy | 666 | vnnd burgerlicher frid on die ware
religion, das man versehe, das christlicher glaube trewlich geleret vnnd allem dem,
so solichem glauben zu wider, gewehret werde, bestohn möge. Das werdt jr inn
allen vnseren supplicationen der religion halb vnnd die meß abzustellen, an euch
gethon, also findenn.
Eben als redlich ist, das da volget, damit er D.Capito jmm selb zu wider vnnd
vnstandthafft beschuldiget. Capito hat geschriben, wie ers selb anzeugt242, wann
man einen theil mit gewalt zu tilgen furnimmet vnnd ein theil den anderen durch
gepot strafft, vervolget vnnd wider anhengig zu machen243, da wurt gewißlich
nichs geschaffet, weder blut vergiessen, jamer vnnd not; da sehen E.gn., wie er
bede parthen abgetheylet hat vnnd was er ann jn beden gescholten. An vnseren
theil, das man wolte die päpstlichen mit gewalt vertilgen, das leren wir noch nit.
Aus Papsts teyl, das er vnns jm wider anhengig zu machen vnderstoht, mit gepot,
straff, veruolgung. Dan by d. Capito hat der pabst ie vnrecht vnnd handlet wider
das wort gottes. Nun wollen wir nit, das man jemand zu menschen leren treiben
solle, auch niemand mit gepot strafft oder verfolgung dazu, das er die warheyt
verjehen müsse, wie die päpstler die leut zwingen, jre jrthumben zu bil-| 667 |
lichen vnnd sagen, sie glauben sie die warheyt sein, allein solle gepot vnnd straff
wehren, falsche lere zu treiben vnnd die gesunde zulesteren, vnnd was eusserlich

237. CSEL 57, S. 20f.
238. Vgl.BDS 2,S.470-482 (Gutachten und Eingaben um die Abschaffung der Messe).
239. Syntax: ... wenn man mit den päpstlichen Ceremonien zu einem Ende gekommen sei.
240. ... es soll die Obrigkeit nicht kümmern, wie ihre Untergebenen glauben ...
241. Stadtregiment, Staatsverfassung.
242. Gemeint ist Capitos Schrift »An den hochwürdigen Fürsten vnd Herrn Wilhelmen
Bischoffen zu Straßburg vnd Lantgraven zu Elsaß«. Vgl. Bericht, S. 39f.
243. In der Satzkonstruktion nicht ganz klar.
 
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