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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0033
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EINLEITUNG

29

Am 27. April 1536 brachen Bucer und die Augsburger Gesandten von Augsburg,
Capito von Straßburg sowie die Württemberger und Allgäuer auf, zu denen Bernhardi
aus Frankfurt a. M. und (später) Zwick aus Konstanz stießen. Melanchthon hatte wie
immer Befürchtungen, da auch Nicht-Geladene kommen wollten86. Luther wurde
erneut mißtrauisch, als er von dem weiter unten zu behandelnden Druck der Korres-
pondenz zwischen Zwingli und Oekolampad erfuhr. Die Vorzeichen standen für den
so mühsam zustande gekommenen Konvent ungünstig.

/. Die abiveichende Haltung der Schweiger
Nach Luthers Schreiben vom 5. Oktober 15 3 587 kamen, nicht zuletzt auf Drängen der
Straßburger und besonders Capitos, die Schweizer Theologen am 1. Dezember 1535 in
Aarau zusammen und einigten sich auf die Formel, »in dem mystischen Mahle des
Herrn wird der Leib Christi, der für uns in den Tod gegeben ist, und sein Blut, das zur
Vergebung unserer Sünden am Kreuze vergossen ist, von den Gläubigen wahrhaft
(vere) gegessen und getrunken, zur Kräftigung (in vigorem) der Seele und zum Wachs-
tum des geistigen Lebens«88.
Vom 30. Januar bis zum 4. Februar 1536 tagte in Basel ein Theologenkonvent89. Es
ging zwar auch um das Abendmahl, den Hauptpunkt bildete hier jedoch das bevorste-
hende Konzil. Von seiten der Politiker wurde die Notwendigkeit der Konkordie vor
dem Konzil gesehen. Die Theologen wurden beauftragt, ein neues Bekenntnis zu
verfassen (Confessio Helvetica prior). Bucer und Capito waren in der Versammlung
erschienen und versuchten, auf die Gestaltung des Abendmahlsartikels (Artikel 2290)
Einfluß zu nehmen91. Nach ihrer Rückkehr nach Straßburg benachrichtigten sie
Luther und baten ihn, den geplanten Konvent schnell zusammentreten zu lassen92.
Wie stark auf seiten der Schweizer das Bedürfnis vorhanden war, die Eigenständig-
keit ihrer Ansichten und ihres theologischen Erbes herauszustellen, zeigt die von
Bibliander im März 1536 besorgte Veröffentlichung des Briefwechsels von Oekolam-
pad und Zwingli. Köhler spricht geradezu von einer »Erneuerung des Gedächtnisses
an Zwingli«93. Bucer hatte ein Geleitwort beigesteuert, in dem er in einer ausgleichen-
den theologischen Darstellung den in dieser Veröffentlichung liegenden — auch
86. J. Köstlin, G. Kawerau: Martin Luther. Sein Leben und seine Schriften. Bd. 2. Berlin 1903.
S. 335.
87. s. Anm. 82.
88. Köhler 2, S. 407.
89. Vgl. Köhler 2, S. 4i2ff.
90. EFK Müller, S. 107, Z. 12 — S. 108, Z. 2.
91. Der Artikel erschien in der Übersetzung durch Leo Jud in zwinglischer Interpretation;
vgl. Köhler 2, S, 415 f. Konstanz verhielt sich der Confessio gegenüber zurückhaltend; vgl. Köhler
2, S. 419 ff.422.
92. Köhler 2, S. 420.
93. Köhler 2, S. 428; vgl. auch Staehelin, Briefe 2, Nr. 981, S. 766ff. Die Lage wurde noch
zusätzlich erschwert durch die Herausgabe von Zwinglis Fidei Expositio, die Bullinger im
Frühjahr 1536 besorgte. Vgl. Köhler 2, S. 429 — 431.
 
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