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ZEHN AUGSBURGER ARTIKEL (1535)
Diser Artickel ist gestelt wider die, so von der ainigkait des wesens Oder von der
dryfaltigkait der personen in Got nit recht glauben vnnd leeren, deren sich etlich zu
disen zeiten wider ereügen2.
Der Ander Articul.
Zum andern, daß das Ewig wort vnd der Sune Gottes, ains wesens vnd macht mit dem 5
Vatter vnnd dem Hailigen gaist, warlich flaisch worden ist3, vnnsere natur, vns züerlo-
sen, angenommen hat vnd also warer Got vnd mensch ist in ainer person, baider
naturen vnuermischet4.
Ist gestelt wider den schwaren irrthumb, so sich im Niderland durch Melchior
Hofman erhebt hat, der da für gibt, das ewig wort Gottes seye in seiner natur zü flaisch 10
worden vnd habe vnsere natur von Maria der Junckfrawen nit angenommen, dardurch
baide, gotlichs vnd menschlichs, wesen in Christo vnserm Herren vernaynet wirt5.
Der Dritt Articul.
Zum dritten, Das wir in vnserm ersten vater Adam durch die sünd also verderbt seind6
vnd dieselbige vns dermassen angeborn ist, das wir nit mogen zü gnaden mit Gott 15
vnnd gemainschafft ains waren Gottsaligen gaists ymmer kommen dann allain durch
den tod vnd die aufferstendtnuß vnnsers Herren Jesu Christi, so wir an jn warlich
glauben.
Ist gesteit wider die, so ina vnseren zeyten die erbsünd vernainen, als etlich Secten
der tauffer thünd7. 2°
a) zu B.
2. Sich erregen, in Bewegung kommen, auftreten; vgl. Fischer 2, Sp. 833. — Wohl auf die
Auseinandersetzungen um Michael Servets Schrift De Trinitatis Erroribus Libri Septem (1531;
vgl. R. H. Bainton: Michael Servet. Gütersloh 1960. S. 19 ff.; vgl. auch eine entsprechende
Anspielung in B.s Glaubensartikeln für die Synode 1533; BDS 5, S. 388, Z. 6, und Täuferak-
ten 8, S. 25, Z. 10) und auf Johannes Campanus (vgl. göttlicher und heiliger Schrifft ... Restitution,
15 32) bezogen, der sich Anfang der 1530er Jahre möglicherweise in Straßburg aufgehalten hat;
vgl. H. Weigelt. Art.: Campanus, Johannes. In: TRE 7, S. 601 ff.
3. Vgl. Jo 1,14.
4. Vgl. das Symbolum Chalcedonense; Den^inger-Schönmet^er, Nr. 301 f. (vgl. unten S. 384,
Anm. 424), und Handlung gegen Hoffman; BDS 5, S. 55, Z. 15 ff.
5. Zu Hoffmans monophysitischer Christologie vgl. K. Deppermann: Melchior Hoffman.
Soziale Unruhen und apokalyptische Visionen im Zeitalter der Reformation. Göttingen 1979.
S. 199ff., und die dort genannten Belege sowie Hoffmans Schrift Von der wahren hochprächtli-
chen einigen maiestat Gottes und von der wahrhaftigen menschwirdung und die Darstellung und
Begründung des ewigen worts und sohns des Allerhögsten, 1532, des ersten der Artikel, die
Hoffman auf der Straßburger Synode 1533 verteidigt hat; Täuferakten 8, S. 102, Z. 25 ff.; vgl.
auch Handlung gegen Hoffman; BDS 5, S. 54, Z. 5—7, und S. 55, Z. 3 ff.
6. Vgl. Ro 5,i2ff. und zum ganzen Artikel B.s 3. Glaubensartikel von 1533 (s. oben, Anm. 5);
BDS 5, S. 388, Z. i4ff.
7. Vgl. z. B. die Darstellung und Begründung des Zweiten Artikels (s. oben, Anm. 5);
Täuferakten 8, S. 104, Z. 18 ff.; K. Deppermann, a. a. O., S. 197b
ZEHN AUGSBURGER ARTIKEL (1535)
Diser Artickel ist gestelt wider die, so von der ainigkait des wesens Oder von der
dryfaltigkait der personen in Got nit recht glauben vnnd leeren, deren sich etlich zu
disen zeiten wider ereügen2.
Der Ander Articul.
Zum andern, daß das Ewig wort vnd der Sune Gottes, ains wesens vnd macht mit dem 5
Vatter vnnd dem Hailigen gaist, warlich flaisch worden ist3, vnnsere natur, vns züerlo-
sen, angenommen hat vnd also warer Got vnd mensch ist in ainer person, baider
naturen vnuermischet4.
Ist gestelt wider den schwaren irrthumb, so sich im Niderland durch Melchior
Hofman erhebt hat, der da für gibt, das ewig wort Gottes seye in seiner natur zü flaisch 10
worden vnd habe vnsere natur von Maria der Junckfrawen nit angenommen, dardurch
baide, gotlichs vnd menschlichs, wesen in Christo vnserm Herren vernaynet wirt5.
Der Dritt Articul.
Zum dritten, Das wir in vnserm ersten vater Adam durch die sünd also verderbt seind6
vnd dieselbige vns dermassen angeborn ist, das wir nit mogen zü gnaden mit Gott 15
vnnd gemainschafft ains waren Gottsaligen gaists ymmer kommen dann allain durch
den tod vnd die aufferstendtnuß vnnsers Herren Jesu Christi, so wir an jn warlich
glauben.
Ist gesteit wider die, so ina vnseren zeyten die erbsünd vernainen, als etlich Secten
der tauffer thünd7. 2°
a) zu B.
2. Sich erregen, in Bewegung kommen, auftreten; vgl. Fischer 2, Sp. 833. — Wohl auf die
Auseinandersetzungen um Michael Servets Schrift De Trinitatis Erroribus Libri Septem (1531;
vgl. R. H. Bainton: Michael Servet. Gütersloh 1960. S. 19 ff.; vgl. auch eine entsprechende
Anspielung in B.s Glaubensartikeln für die Synode 1533; BDS 5, S. 388, Z. 6, und Täuferak-
ten 8, S. 25, Z. 10) und auf Johannes Campanus (vgl. göttlicher und heiliger Schrifft ... Restitution,
15 32) bezogen, der sich Anfang der 1530er Jahre möglicherweise in Straßburg aufgehalten hat;
vgl. H. Weigelt. Art.: Campanus, Johannes. In: TRE 7, S. 601 ff.
3. Vgl. Jo 1,14.
4. Vgl. das Symbolum Chalcedonense; Den^inger-Schönmet^er, Nr. 301 f. (vgl. unten S. 384,
Anm. 424), und Handlung gegen Hoffman; BDS 5, S. 55, Z. 15 ff.
5. Zu Hoffmans monophysitischer Christologie vgl. K. Deppermann: Melchior Hoffman.
Soziale Unruhen und apokalyptische Visionen im Zeitalter der Reformation. Göttingen 1979.
S. 199ff., und die dort genannten Belege sowie Hoffmans Schrift Von der wahren hochprächtli-
chen einigen maiestat Gottes und von der wahrhaftigen menschwirdung und die Darstellung und
Begründung des ewigen worts und sohns des Allerhögsten, 1532, des ersten der Artikel, die
Hoffman auf der Straßburger Synode 1533 verteidigt hat; Täuferakten 8, S. 102, Z. 25 ff.; vgl.
auch Handlung gegen Hoffman; BDS 5, S. 54, Z. 5—7, und S. 55, Z. 3 ff.
6. Vgl. Ro 5,i2ff. und zum ganzen Artikel B.s 3. Glaubensartikel von 1533 (s. oben, Anm. 5);
BDS 5, S. 388, Z. i4ff.
7. Vgl. z. B. die Darstellung und Begründung des Zweiten Artikels (s. oben, Anm. 5);
Täuferakten 8, S. 104, Z. 18 ff.; K. Deppermann, a. a. O., S. 197b