Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0236
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
232

FURTRAG DER DXENER DES WORTS ZW STRASPURG (1536)

ten, vnnd galtet hie das wortlinn »wesenlich«, nit fleyschlich oder befindtlich, sonder
allein warlich vnd selblich, das nemlich damit vsgedrucken werde, das im heiligen
Abentmal nit die leren zeichen an stat des herren, sonder der herre mit den zeichen selb
da seye vnnd sich durch den dienst der kirchen zu nißen vbergebe dermaßen vnnd
gestalt, wie oben45 in vnser bekhantnus dargethon ist. 5
Das dan stat: mit Brot vnnd wein, lenet den verdacht ab, als wölte man das brot nit
lassen brot vnd den winn win bliben, sonder die in den lib vnd pluet des herren ver-
wandlen oder den lib vnd pluet des herren zu prot vnd win machen; Volget der ander
Artickell.
Der ander Artickel: 10
Vnnd wiewol sie kein transsubstantiation halten, auch nit halten, das der leib vnd pluet
Christj localiter, Reumlich, | 190 b | in das brott geschlossen oder sonst beliblich damit
vereiniget werde vßer der nießung des Sacraments46.
Dises ist gesetzt, die päbstlichen yrtumben sampt dem, so Doctor Luthers teyl
zugelegt worden ist, trucklichk47 vßzuschliessen, dan die päbstler, nit wir, transsub- 15
stantiation furgeben1: so lang die gestalten brott vnnd win vorhanden sindt, so seien in
den selbigen der lib vnnd das blut des herren Liblich zugegen zum heil, in denen
gestalten er auch solle angebetten48 vnnd vßerlich vereret werdenn; daher die leut
dahin khomen sindt, das sie das Sacrament in den Monstrantzen imm Sacramenthußlin
so erlich gehaltenn49, furgestelt gegen wasser, fuer, Bösem lufft, gegen den feinden 20
vnnd sonst50 gegenn allem vngluck getragen vnnd mit hohem pracht vßerlich vereret
haben, auch es allein zusehen zur Meßen vnd sonst also zugelauffen seind, alles on
waren glouben vnnd rechten brauch des heiligen sacraments, damit sie auß disem
heiligen Sacrament eim erschrockelichen grewel51 vnnd luteren abgot gemacht haben.
Wolcher grewel vnnd abgotterey0 damit gentzlich abgeschnitten vnnd vßgeschlossen 25
wurdt, das52 in disem Artickel stadt, das der leib Christi vsser der Niessung53 des
SacramentsP nit pliblich bey dem brott seie, vnnd das in Artickel folget: dan vßer der

k) etwas trugklicher B. — 1) gestr.: mit.
m) vnnd B. — n) add. ü. d. Z.
o) add.: jnn disem artigkel B. — p) gestr.: e[?].
45. s. oben S. 229, Z. yff.
46. s. oben S. 123, Z. 3 — 5.
47. Ausdrücklich.
48. Das Aufkommen der Monstranz ist durch die Einführung des Fronleichnamsfestes
bedingt (13. Jh.). Das Aufbewahren des Sakraments im Tabernakel datiert im Westen aus dem 8.
Jh. Vgl. J. A. Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe 1.
5. verb. Aufl. Wien, Freiburg, Basel 1962. S. iöoff. Zu den hier von B. herangezogenen Miß-
bräuchen vgl. auch oben S. 185 ff. und unten S. 250.
49. Ehrenwert, vortrefflich, in Ehren gehalten.
50. Bei anderen Gelegenheiten; vgl. J. A. Jungmann, a.a.O., S. 155—162.
51. Dieser Gedanke ist in den Heidelberger Katechismus eingegangen; E. F. K. Müller,
S. 704 (Frage 80). Vgl. auch oben S. 213, unten S. 388.
5 2. Dadurch, daß.
53. B. betont: keine Realpräsenz extra usum sacramenti.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften