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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0246
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ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536)

Dann wir wissen, was die verstendigen vnder vns gemeint, wenn sy gesagt haben:
»Diser ist Lutrisch, dann er wil auch blut vnd fleisch imm Nachtmal haben«. Dann sie
die grobe fleischliche gegenwertigkeit verstanden haben vnd da für gehalten, D.
Luther wölle die selbige bestriten17, vnd haben nit da mit leugnen wöllen, das fleisch
vnd blut christi gar nit sige18 im Nachtmal, dwil sie by dem Nachtmal nit schlecht brot,
sunder christum selbs süchen, wie dann inn aller kilchen handlung christus der grund
ist.
Darumb so haben vnsere verstendige alle gegenwertigkeit christi nie gar verleügnet,
ob sie glich wol die selbig nit so dütlich vssgedruckt haben, als wol von nöten were.
Vns ist zü thün gewesen, das nit solche gegenwertigkeyt würde ingefüret, die wider die
menschlich natur in christo oder die die alten Bäpstlichen irrsal gemäss were, Ienen19,
das nit ein gauckel werck vss dem Nachtmal würde, das christen lüt an den herren
christum vbenten. Iedes theil hat syn bewegung20. | 50a | Es hat aber der allmechtig
gnad verlüchen21, das durch vile der handlung iene bekennen müssen, das wir christum
auch warhafftig inn vnserem Nachtmal haben, meinen, vbergeben vnd entpfahen. Vnd
wir verstahn von inen, den Luthrischen, das sie die grobe fleischliche, wie sie den
vnseren verdacht gewesen, nit wöllen inbilden, sunder by innhalt der geschrifft on
Sophistery bliben vnd sagen, das der lib christi mit dem brot werde durch den diener
den christen überreichet vnd von ihnen angenommen, wölches wir auch halten. Vnd
haben itzund solichs neben anderen händelen einander eigentlicher bericht inn der
versamiung, so gen Isnach was angesehen vnd D. Luthers kranckheit halben zü Witen-
berg gehalten ist.
Vnd sind, wie inn allen spännen der leere halb, so die hingelegte wörter, die beiden
teilen genüg thün, angenommen worden, vnd das vff vnser bekantnüss22, für23 ihnen,
der versamlung, beschehen, nemhch also24:
Sie bekennen luts der wort Irenaei, das inn disem sacrament zwey ding sind,
eines himlisch vnd eines irdisch. Demnach halten vnd leeren sie, das mit dem
brot vnd win warhafftig vnd weseniich zügegen sye vnd dargereicht vnd
entpfangen werde der lib vnd das blüt christi.
Dwil gesetzt, das ein himlisch ding da sye, müss der verdacht fallen von ytel brot
vnd ytel win oder auch von lären gedenck zeichen des libs vnd blüts; dann hie ist nit
allein das irdisch brot, sunder auch ein himlisch ding, das ist der lib vnd das blüt christi.
Vnd so dütlich gesagt ist, Inn disem sacrament sind zwey ding, würt kein argwon
17. Für dieselbige eintreten.
18. Sei.
19. Den Anhängern Luthers.
20. Beweggrund, Motiv.
21. Verliehen.
22. Mit »vnser bekantnüss« kann nur die Helvetica prior gemeint sein; s. oben Anm. 6. Tat-
sächlich wurde diese Confessio am 27. Mai (Samstag) nach Abschluß der eigentlichen Beratun-
gen Luther in Wittenberg ausgehändigt; am folgenden Montag, dem 29. Mai, sagte Luther den
Straßburgern Bescheid. Die Confessio Helvetica prior hat daher während der Wittenberger
Beratungen kaum eine Rolle gespielt; vgl. An die fratres, oben S. 170f. (Absatz 63.64).
23. Vor (coram).
24. s. oben S. 121, Z. 5 ff.
 
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