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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0249
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ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536) 245
selbigen, auch der gottlosen, den waren lib christi anruren vnd essen, auch der genaden
teilhafftig werden.
Also redet Oecolampadius selbs vnd wille also weder die gegenwertigkeit noch
darreichung christi verwerffen, sunder widerfichtet allein die natürlich vereinigung
oder in schliessung des libs christi mit oder inn das brot. Zum anderen, das nit ein ieder
5 der gnaden teilhafftig werde, der bloss die Sacrament on rechten glauben niesse.
Sunst weisst er wol, was im dienst der kilchenn durch syne diener mit worten vnd
Sacramenten der herre vssrichtet.
Nun ist vss disem angenommenen Artickel kündig, das kein parth wille natürlich
vereinigung setzen zwischen dem brot vnd dem lib christi. Auch wille inn kein part
10 inschliessen ins brot, Das im anderen artickel witer gesagt würt, vnd den himmelschen,
geistlichen lib christi vnd nit ein lib diser ordnung46 füren sie beide ins Sacrament.
Denn auch der herr noch inn der zyt47 gabe sich inn der 15 2 a | geheimnuss nach art des
glaubens vnd nit vff die grobe fleischliche wise. So wille nymant ein sollich gefess vss
den creaturen machen, das die gnad nach vsswendiger48, zitlicher art inschliesse, wie
15 ein hand inn ein hendschüch verfasset würt49. Sunder vmb siner vffsetzung50 willen
würcket der herr mitt vnd durch sin wort.
Volget ein Epistel D. Joh. Oecolampadij, welche den gantzen handel vffs einfeltigst
begriffet.
20 lohannes Oecolampadius N. sinem brüder inn christo, vss dem Epistel büch am 116.
blatt51.
Gnad vnd frid von gott dem vatter. Ich solte, min brüder, von dir geleert werden, so
kumstu zü mir, vnd so ich etwas sumig bin, zwingstu mich hefftig.
Solle ich aber sollichen dinen52 gewalt liden? Ja warlich, ich solle in im herren christo
25 liden. Dann es ist ein früntlicher vnd brüderlicher gewalt. Doch nimm ich ihn an mit
sollichem geding53, das ich der glichen auch gegen dir vermögen solle vnd das mir
dinen verstandt54 dagegen auch mitteilest, wann du minen entpfangen hast. Darumb so
höre offenlich, was ich glaub. Die Sacrament zeichen, dadurch die sacramentlich
verheissung bestetiget vnd die sünd vergeben werden, vff das sie dester glaubwürdiger
50 werde minem schwachen gewissen, sindt mir nicht brot vnd win, dann sollichs ding

46. D. h. einen Leib, der unseren irdischen Bedingungen unterworfen ist.
47. D. h. als er noch unter uns weilte.
48. Äußerlich.
49. Zu dieser Bildersprache vgl. oben S. 212, Anm. 33.
50. Institutio, Anordnung, Einrichtung.
51. Diesen Brief Oekolampads, den B. hier in deutscher Übersetzung wiedergibt, bringt er
auch in den (lateinischen) Retractationes in der 3. Aufl. des Evangelienkommentars. Auch in der
deutschen Übersetzung der Retractationes (s. unten S. 331, Anm. 124) begegnet dieses Schrei-
ben. Der Brief ist gerichtet an Nikolaus Prugner und datiert vom 19. April 1525; vgl. Staehelin,
Briefe 1, Nr. 252, S. 362b und oben S. 216, Anm. 102.
52. D. h. um solchen zu dienen.
53. Unter der Voraussetzung, Bedingung.
54. Meinung, Verständnis.
 
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