Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0257
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536)

253
Dise vier stuck sind auch keiner part151 zu wider, Dann wir haben alle die Bäpstlich
transsubstantiation verworffen. So wille D. Martin Luther die rümliche inschliessung
nit geleert haben, Sunder er hat inn gemein verfochten, das der lib christi im Nachtmal
sige, wölches wir doch nit leügnen. Aber dwil immer der gemein verstandt152 vss disem
5 gemeinen fürgeben ein pasteten vnd ein grob fleischliche0 gegenwertigkeit im153
fürbildet, so haben wir, sollich irrthumb ab zü wenden, dise stuck alle setzen müssen.
Vnd sollich irrsal haben died geleerten zü Bern vff der disputation, in dem das sie die
liplich gegenwertigkeit verwarffen, auch wöllen abschaffen154. Doch haben sie die
rechte ware gegen wertigkeit des libs vnd blüt christi nit geleügnet, dwil durch kein
10 argument die selbige155 bestendig fürbracht wardt. Drumb ist nits inn der disputation
wider das, das hienach ein oberkeit vnd pfarrherr zü Bern im Synodo für ir Stat vnd
land angenommen zü glauben vnd zü leeren, wie hienach vss Berner Synodo eigentli-
cher angezogen würt.
Die wort des Berner synodi luten also156: »Darumb der lib christi Iesu vnd sin werdes
15 blüt im Nachtmal sind, aber es steckt nit imm brot der liplich lib, noch im win das
liplich blüt, wie der alt irrsale fürgabe«.
Der eidtgenossen gemein bekantnüss strichet solichs bass vss Vnd spricht also157:
»Nitt das der iib vnd das blüt | 5 7 a | des herren mit brot vnd win natürlichen vereinba-
ret oder rümlich darin verschlossen werden oder das ein lipliche, fleischliche gegen
20 wertigkeit hie gesetzt werde, sonder das brot vnd win vss der insatzung des herren
hoch bedütende heilige waarzeichen syent, Durch die von dem herren selbs durch den
dienst der kilchen die waare gemeinschafft des libs vnd blüts christi den glaubigen
fürgetragen vnd angebotten werde nit zü einer hinfelligen spyse des buchs, sunder zü
einer spyse vnd narung des ewigen lebens.«
2; Inn der vier Stett apologij ist solichs nit nurt ein mol gemeldet158, dann159 nach den
worten des h. Augustin ad Dardanum160: »Vss disem grund haben vnser prediger noch
allweg verneinet, das der lib christi rümlich im brot vnd sin blüt rümlich imm win sige,
Wölches dann auch niemand hatt verfechten wöllen«. Also haben die vnderschribenen
der disputation zü Bern die grobe vnd rümliche vnd nit andere, ware gegenwertigkeit
c) korr. aus: fleschliche. — d) add. ü. d. Z.
151. Teil (der Kontrahenten).
152. Der Ungebildete (der gewöhnliche Mann).
153. Sich.
154. Vgl. oben S. 247, Anm. 83.
155. D. h. die rechte, wahre Gegenwärtigkeit wurde nicht zur Diskussion gestellt.
156. Die Berner Synode, an der Capito maßgebend beteiligt war, fand vom 9.-14. Januar
1532 statt. Vgl. EFK Müller, S. 46f.: Von des Herren Nachtmahl. Das 22. Capitel. Der herange-
zogene Text findet sich S. 47, Z. 8—10.
157. Confessio helvetica prior (1536), a.a. O., S. 107, Z. 15-23.
158. BDS 3, S. 274-287 (Vertedigung des achtzehenden Artickels).
159. Dazu, überdies; Grimm 2, Sp. 742.
160. BDS 3, S. 277, Z. 15—17. Auf diesen Seiten wird ebenfalls auf die 4. Schlußrede der
Berner Disputation Bezug genommen. In diesem Kontext wird Augustins Aussage im Brief an
Dardanus zitiert. Sie wurde von Oekolampad in die Diskussion eingebracht; vgl. Dial. [m 7a] -
n 1 a. Vgl. Augustin: Epistula 187 ad Dardanum; CSEL 57, S. 89, Z. 13-16.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften