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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0259
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ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536)

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als wolte er sagen also: Wölcher nit inn mir blibt, vnd inn wölchem ich nit blibe, der
solle nit sagen, oder dafür halten, das er min lib esse vnd min blut trincke169. | 5 8 a | Das
aber die vnwürdigen auch den lib christi waarlich nemmen, vt in sacramento, ist her
Vlrich Zwingly nie zü wider gewesen. Vnd D. Oecolampadi seelig hatt solichs geschri-
5 ben vnd im truck lassen vssgohn im letsten dialogo 18. Daselbst fürhet er in ein spruch
Bernardi da zü dinstlichen170; vnd gerichts druff171 schribet er disen innhalt172: »Aber
das er (meinet S. Bernhart) den waren lib vnd das ware blüt setzet inn die geheimnuss,
habe ich vorhin gewisset173 vnd zwifel auch nit dran, vff den verstand zübekennen, wie
er es geredt hatt. Dann wer glaubt auch mit dotem glauben174, das christus, der sone
10 Gottes vnd Mariae, vmb vnser versünung vnd lebens willen gestorben sye vnd bezüget
mit disem sacrament, das er sollichs glaube, dem selbigen ist gewisslich der waar lib
christi im sacrament des Altars. Dann der selb erhebet syne sinn175, ob er glich wol die
gnad vnd krafft nit erlanget. Vnd ob er schon eines geringeren thüns ist, dann da dienet
solichs zü fassen, so erkennet er dennocht, das die kilch den waren lib christi da haltet,
15 desshalb er keins wegs vngestraffet pliben würt.« Bissher Oecolampadius. Vnd sihet
dahin, das der gantzen kilchen dise geheimnuss geben sig176, vnder deren die vnwürdi-
gen auch gezeelet syn, wölche wol nit eins gnadrichen glaubens sin vnd werden doch
durch den glauben des büchstabens vber sich selbs gefüret177, inn dem sy auch christum
entpfahen. Wie wol sie zum gericht sich der Sacrament gepruchen178, dwil kein rechte
20 büss vnd satter glaub an christum by in ist, wie im vierdten Artickel volget, der allein
vmb witer erklerung willen gesetzet ist:
Aber solche entpfahents zu gericht, wie S. Paulus spricht, Denn sie missbru-
chen des h. Sacraments, wil sie es one waare büss vnd on glauben entpfa-
henn. Denn es ist darumb vffgesetzet, das es züge, das denen die gnade vnd
25 wolthat christi alda zügeeignet werde vnd | 5 8 b | das die christo ingelibt vnd
durch das blüt christi gewäschen werden, so da waare büss thün vnd sich
trösten durch den glauben an christum179.
Dises glauben vnd predigen wir ernstlichen, wie die geschrifft, die h. Vätter vnd der
Sacrament gepruch erfordret.
30 Das dritt aber inn dem vorigen dritten Artickel ist, das die vnwürdigen den lib vnd
das blüt christi waarhafftig dann erst entpfahen, so man dess herre insetzung vnd

169. Augustin: De civitate dei 21,25; CChr ser. lat. 48, S. 795 f. s. oben S. 191, Anm. 48.
170 Dazu passenden.
171. Darauf bezogen.
172. Oekolampads Dialogus i 8 b/k 1 a.
173. Gezeigt. Die lat. Version lautet: sciui pridem (a.a.O., i 8 b).
174. Vgl. Jak 2,17.26.
175. Eine Anspielung auf das Sursum Corda der römischen Meßliturgie? Schon in Oekolam-
pads De genuina verborum ... expositio vorhanden. Vgl. dort Bl. B 4a: non dicitur Corda aduer-
tite erga panem, uel erga altarium, sed sursum, ubi scilicet est Christus in dextera patris sedens.
176. Sei.
177. Wohl in Anspielung auf Oekolampads Formulierung: Nam et ipse subleuat sensus
(Dialogus, k 1 a).
178. Vgl. iKor 11,29.
179. s. oben S. 125, Z. 6ff.
 
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