BERICHT AN DIE EIDGENOSSEN (1.4. I 5 3 7)
279
vber drey tag hernacher entlediget wordenv. Derhalben mußte er mich on endtliche18
handlung von sich lassen, des er sich doch hoch beschweret. Thete aber doch an
M. Bonifacium Wolffhart, Predigeren zu Augspurg19, der mit mir | 272 a | geritten
ware, vnd mich ein gar vätterliche christliche rede vnnd vermanungw xjnn der summe
ongefehrlichx 20 dises jnnhalts21:
Erstlich, sprach er, bitt ich vch, ir wöllet mir glauben, das ich der Concordj, die jm
wort Gottes warlich bestande22, von hertzen begere vnd will die selbige zufürderen
gern alles thun vnd lyden, was ich mit Got immer thun vnd lyden kan. Nun aber, das
mir dis mal dise so grosse wichtige sachen gründtlich vnd endtlich zu handlen nit
möglich ist, sehen ir selb. Darumby wöllet mine lieben herren jnn den Oberländischen
kirchen, den Obern vnd Predigern allen min sollich gütwillig, früntlich gemüth zü
ihnen sampt diser miner onuermöglicheit23, wie ir die selb sehet, getrüwlich anzeygen
vnd daby min armes Pater noster sagen24, dann ich wol sehe, das sie es auch güt gemei-
nen, hilffet mir Gott wider vff, will ich ihnen selb fründtlich schriben, wie ich meyne,
das ich an den Burgermeyster zü Basel gethon habez25. Finge daruff wyter an vnd sagt,
Ich bitt vch, wöllet die Prediger by vch von minet wegen bitten vnd vermanenn, avnd
ie auch selb vermanet vnd gebetten sina, das bir alleb wol bedencken, was grossen
schweren last der herr vchc vffgelegtd hat, die er zu dieneren gesetzet hatt so filer vnnd
grosser kirchenn, damit das ir das arme, einfaltige völcklin mit keinen hohen noch
subtilen, enoch vil weniger mit vergebnene disputationen beschweret, sie köndens
doch nit fassen, vnd gaht, wie man sagt, wann sie etwan126 die Prediger seer loben,
sagen27: »O, wie hatt der Prediger so wol gepredigt«, vnd man sie aber fraget, »was hat
w) Lutherj vetterlich vermanung an Bucer vnd Bonifacium Woifharten am Sonstag nach
Reminiscere zu Gotha [=1. März 1537] [Marg. umkreist] E.
x) — x) fehlt E. - y) add.: so E.
z) [Überschrift] Luther verheißt an die Eydgnossen freüntlich zu schreiben, wie er auch an
burgermeister zu Basel zuvor gethon habe [umkreist] E.
a) —a) fehlt E. — b) — b) sye E. - c) add.: allen E.
d) vfgeleit B, C, D. — e)-e) fehlt E. — f) gestr.: die.
18. Endgültige, definitive; Grimm 3, Sp. 464.
19. Zu Bonifatius Wolfhart (Lycosthenes) vgl. Handschriftenprobe 64.; Reformatorenlexi-
kon, S. 223. Wolfhart war mit Bucer nach Gotha gereist. Vgl. WATR 3, Nr. 3544, S. 394b
20. Ungefahr, etwa.
21. Es liegt über diese Unterredung vom 1. März 1537 außer dem folgenden Bericht B.s ein
zweiter vor, der auf Bugenhagen und Myconius zurückgeht; vgl. WATR 3, Nr. 3544 und Bi^er,
Studien, S. 197, Anm. 5.
22. Bleibt, d. h. vor dem Wort Gottes bestehen kann.
23. Schwäche.
24. Pater noster sagen = beten (für die Oberländer); hier: zusagen, versprechen.
25. Luthers Brief an Jakob Meyer vom 17. Februar 1537; WABr 8, Nr. 3137, S. 43—45.
Tatsächlich sollten sich die Eidgenossen, so Luthers Wunsch, nach diesem Brief richten. »da
wollet euch auff referiren«; WATR 3, Nr. 3544, S. 396, Z. 1; »Sterbe ich, so referiert euch ...«;
ebd., Z. 29 b
26. Vielleicht.
27. Umgangsähnliche Formulierung: (das einfache Völklein) fängt an zu sagen, sagt (im
inchoativen Sinn).
279
vber drey tag hernacher entlediget wordenv. Derhalben mußte er mich on endtliche18
handlung von sich lassen, des er sich doch hoch beschweret. Thete aber doch an
M. Bonifacium Wolffhart, Predigeren zu Augspurg19, der mit mir | 272 a | geritten
ware, vnd mich ein gar vätterliche christliche rede vnnd vermanungw xjnn der summe
ongefehrlichx 20 dises jnnhalts21:
Erstlich, sprach er, bitt ich vch, ir wöllet mir glauben, das ich der Concordj, die jm
wort Gottes warlich bestande22, von hertzen begere vnd will die selbige zufürderen
gern alles thun vnd lyden, was ich mit Got immer thun vnd lyden kan. Nun aber, das
mir dis mal dise so grosse wichtige sachen gründtlich vnd endtlich zu handlen nit
möglich ist, sehen ir selb. Darumby wöllet mine lieben herren jnn den Oberländischen
kirchen, den Obern vnd Predigern allen min sollich gütwillig, früntlich gemüth zü
ihnen sampt diser miner onuermöglicheit23, wie ir die selb sehet, getrüwlich anzeygen
vnd daby min armes Pater noster sagen24, dann ich wol sehe, das sie es auch güt gemei-
nen, hilffet mir Gott wider vff, will ich ihnen selb fründtlich schriben, wie ich meyne,
das ich an den Burgermeyster zü Basel gethon habez25. Finge daruff wyter an vnd sagt,
Ich bitt vch, wöllet die Prediger by vch von minet wegen bitten vnd vermanenn, avnd
ie auch selb vermanet vnd gebetten sina, das bir alleb wol bedencken, was grossen
schweren last der herr vchc vffgelegtd hat, die er zu dieneren gesetzet hatt so filer vnnd
grosser kirchenn, damit das ir das arme, einfaltige völcklin mit keinen hohen noch
subtilen, enoch vil weniger mit vergebnene disputationen beschweret, sie köndens
doch nit fassen, vnd gaht, wie man sagt, wann sie etwan126 die Prediger seer loben,
sagen27: »O, wie hatt der Prediger so wol gepredigt«, vnd man sie aber fraget, »was hat
w) Lutherj vetterlich vermanung an Bucer vnd Bonifacium Woifharten am Sonstag nach
Reminiscere zu Gotha [=1. März 1537] [Marg. umkreist] E.
x) — x) fehlt E. - y) add.: so E.
z) [Überschrift] Luther verheißt an die Eydgnossen freüntlich zu schreiben, wie er auch an
burgermeister zu Basel zuvor gethon habe [umkreist] E.
a) —a) fehlt E. — b) — b) sye E. - c) add.: allen E.
d) vfgeleit B, C, D. — e)-e) fehlt E. — f) gestr.: die.
18. Endgültige, definitive; Grimm 3, Sp. 464.
19. Zu Bonifatius Wolfhart (Lycosthenes) vgl. Handschriftenprobe 64.; Reformatorenlexi-
kon, S. 223. Wolfhart war mit Bucer nach Gotha gereist. Vgl. WATR 3, Nr. 3544, S. 394b
20. Ungefahr, etwa.
21. Es liegt über diese Unterredung vom 1. März 1537 außer dem folgenden Bericht B.s ein
zweiter vor, der auf Bugenhagen und Myconius zurückgeht; vgl. WATR 3, Nr. 3544 und Bi^er,
Studien, S. 197, Anm. 5.
22. Bleibt, d. h. vor dem Wort Gottes bestehen kann.
23. Schwäche.
24. Pater noster sagen = beten (für die Oberländer); hier: zusagen, versprechen.
25. Luthers Brief an Jakob Meyer vom 17. Februar 1537; WABr 8, Nr. 3137, S. 43—45.
Tatsächlich sollten sich die Eidgenossen, so Luthers Wunsch, nach diesem Brief richten. »da
wollet euch auff referiren«; WATR 3, Nr. 3544, S. 396, Z. 1; »Sterbe ich, so referiert euch ...«;
ebd., Z. 29 b
26. Vielleicht.
27. Umgangsähnliche Formulierung: (das einfache Völklein) fängt an zu sagen, sagt (im
inchoativen Sinn).