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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0305
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RETRACTATIONES (1537)

301

1537. Das Dokument, das hier zuerst veröffentlicht wird, liegt uns in Lenglins Hand-
schrift vor in AST Var. Eccl. 12, Nr. 177, 20. Bl. 217a—2job.
3. Die Tatsache, daß hier von einer Übersetzung im eigentlichen Sinn nicht die
Rede sein kann — an einigen Stellen geht die Übersetzung in eine Paraphrase über —,
gibt unserem Dokument ein eigenes Gewicht. Die Unterschiede zwischen der lateini-
schen und deutschen Fassung der Retraktation lassen sich in den folgenden Beobach-
tungen festlegen:
a) Bucers Eintreten für Luther einerseits (1. Abschnitt, Bl. 217 a —221b) und für
Zwingli und Oekolampad andererseits (2. Abschnitt, Bl. 222a—229b) konzentriert
sich, stärker noch als in der lateinischen Fassung, auf den Themenbereich der »räumli-
chen Einschließung«, »natürlichen Einheit« und der praepostera externae actionis
fiducia.
b) Wichtige Ergänzungen begegnen zuerst im 2. Abschnitt. Sie betreffen die Taufe,
die Beschneidung, den Gnadenbund Gottes, Luthers Ausführungen über »wesenlich«
und »leiblich«, das Heranziehen von Oekolampads Dialog von 1530 und ein Zitat aus
Zwinglis Fidei ratio (1530).
c) Der 3. Abschnitt, die eigentliche Auslegung des Schrifttextes, (Bl. 229 b —242 b)
enthält Ergänzungen, die den Sinn der Symbolik erläutern. Unter Berücksichtigung
der Kirchenväter steht auch hier der Gnadenbund Gottes im Mittelpunkt. Kleinere
Ergänzungen betreffen das Konstanzer Konzil mit Johannes Hus.
d) Bucers Übersetzung läßt zwei große Themenbereiche der lat. Vorlage zuerst aus,
um sie dort, wo die lat. Retraktation abschließt, — allerdings in vereinfachter Form —
wieder aufzunehmen. Hierbei handelt es sich um den Unterschied zwischen den
Abendmahlsberichten in den Evangelien (Bl. 243 a—246 a; vgl. Ev.-Kommentar,
S. 489, Z. 4 v. u. — S. 490, Z. 12 v. o.) und die Realpräsenz im Zusammenhang mit der
wahren Menschheit Christi (Bl. 246 b —249 a; vgl. Ev.-Kommentar, S. 490, Z. 14 v. u.
- S. 491, Z. 21 v. u.).
Völlig neu in der Übersetzung ist die sich hieran anschließende und die ganze
Retraktation abschließende Abhandlung über die Irrtümer des Papsttums hinsichtlich
des Abendmahls (Bl. 249 b-250 b). Zu weiteren Differenzen vgl. auch den zweiten
Apparat.
4. Ein neues Element in Bucers Übersetzung bilden auch die Texte, die Lenglin mit
kleinerer Schrift entweder in die Retraktation ein- oder am Rand hinzugefügt hat.
Selbst weist er auf Bl. 217b auf diese »Kleinschrifttexte« hin:
»Was mit der kleinen geschrifft vff dem rand oder auch vnder die großere schrifft
gesetzet ist, das selbig seind vermerckungung vnd anzeigen vff die sachen vnd reden,
die an den selbigen orten in der echten schrifft dar gegeben vnd in sonderheit zü
vermercken sind. An Zweien orten ists vbersehen worden, das solche vermerckungen
mit großer geschrifft vnd vnder dem text geschriben sind. Die ort sind aber also (..)
verzeichnet« [Marg. am unteren Rand B. 217 b].
Diese Ergänzungen unterstreichen oft in stark persönlicher Weise das im Haupttext
Gesagte. Manchmal auch bringen sie weitere historische Einzelheiten.
Der Lenglinschen Notiz entsprechend bringen wir diese Kleinschrifttexte entweder
als Marginalien oder, mit kleineren Typen, im laufenden Text der Retraktation.
 
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