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RETRACTATIONES (1537)
ich eben blod 5 , konte vnd solte den trucker nit lenger vffhalten, dann er on das ein meß
vffgehalten ware, vnd mochte mir auch nit gepuren, etwas von dem 2anck in e meinen
schrifften wider in truck zugeben, do doch got verluhen hatte, das der selbige zanck
meinethalb hin ware 6 . | 217 b | Weil ich dann auch in diser vnd anderen meinen Retrac-
tationibus vnd verbesserungen der lere halb vberal nichts gesetzet habe, das ich nicht
zuvor in Teutsch vnd latin hette lassen außgohn, das auch die freuntliche prediger in
der Eidtgnoschafft inen haben gefallen lassen, als nemlich im Deutschen buchlin an die
von Munster vnd im latinischen wider den Bischoffe von Abrincensis in Franckreich 7 .
Jtem, das auch sich aller ding mit der Confession, zu Basel gestellet, vergleichet 8 , wie
diß nun auch die wirdigen, hoch vnd wolgelerten prediger der loblichen herrschafft
Bern in f der jungsten versamlung erkennet haben 9 , habe ich warlich kein sorg noch
gedencken gehebt, das dise meine verbesserung von iemant in disen kirchen solte
beschwerlich vffgenommen werden. Aber fromme christen lesend vnd erwegend
hierinn alles, vnd was noch heutigs tags iemants verletzlich dauchte 10 , das zeige er mir
freuntlich an; was ich dann mit Got ymmer vermag, wille ich gern nach eins ieden
e) gestr.: me.
f) gestr.: diser.
5. Krank, in schlechter körperlicher Fassung.
6. Aus dieser Darstellung B.s geht zwangsläufig hervor, daß die 3. Aufl. des Evangelienkom-
mentars schon im Februar 1536 in Druck gegeben worden war, aber nicht mehr zur Frankfurter
Frühjahrsmesse erscheinen konnte. Das schließt allerdings nicht aus, daß das Widmungsschrei-
ben an den Bischof von Hereford nach den Wittenberger Beratungen gesetzt sein könnte. (Vgl.
a.a.O., S. *4b). Daß die Retraktationen noch im Sommer ungedruckt waren, ist belegt. Vgl. die
Briefe von Oswald Myconius an Bullinger vom 15. und 19. Juli; Zürich ZB, Simler-Sammlung
41, 25.27; Kirchhofer, a.a.O. S. 265. Daß diese 3. Auflage die neugewonnenen Ansichten des
Reformators zur Abendmahlslehre enthalten sollten, ist selbstverständlich. Sie betreffen nicht
nur die Sakramentsfrage, sondern werden von einem erneuten Interesse des Verfassers an der
Alten Kirche (prisca ecclesia) bestimmt; vgl. die Widmung an Fox, S. *2a—*3b.
7. Im März 1534 erschien der >Bericht auß der heyligen geschrift<; BDS 5, S. 109 — 258 und im
August/September desselben Jahres B.s Erwiderung an Robert Ceneau, Bischof von Avranches:
>Defensio adversus axioma catholicum<; Bibl. Nr. 45. Besonders die Schrift an die Münsteraner
stieß vielerseits auf ein reges Interesse; vgl. Köhler 2, S. 324—326; Bi^er, Studien, S. 70, Anm. 6.
Zu der Schrift >Defensio< vgl. Köhler 2, S. 326 — 330. In der Widmung an Fox weist B. neben der
Defensio auf seinen im Frühjahr 1536 erschienenen Römerbriefkommentar (Bibl. Nr. 55) hin;
a.a.O., S. *5a, vgl. den Hinweis auf das Schreiben des Berner Rates vom 21. September 1537 an
die Stadt Straßburg; in: Bern, Staatsarchiv, Teutsche Missiven-Buch W, S. 527 b
8. Da sich alles mit der Basler Konfession in Einklang bringen läßt.
9. Über Berns Eintritt ins Gespräch vgl. Köhler 2, S. 398 f. und Pollet 2, S. 401—427 (Bucer et
Berne). Auf der Berner Kirchenversammlung vom 22. September 1537 gelang es B., den Ver-
dacht gegen seine Person, der vornehmlich durch die Veröffentlichung der Retractationes und
den Unmut über den Brief des Reformators vom 19. Januar 1537 an Luther entstanden war, zu
zerstreuen. Hier versprach er den Berner Ratsherren, eine Übersetzung der Retractationes zu
besorgen. Vgl. C. B. Hundeshagen, a.a.O., S. 91. Zum Schluß der Beratungen zur Berner Synode
verlangten und bekamen B. und Capito eine schriftliche Empfehlung von dem Rat. Vgl. das
Protokoll im Aargauer Staatsarchiv, a.a.O., Bl. 13 a. In dem Brief an Thomas Gaßner bezeugt B.,
daß ihm am 23. September das »Symgraphum« ausgehändigt wurde; a.a.O.
10. Dünkte (däuchen, videri). Grimm 2, Sp. 831.
RETRACTATIONES (1537)
ich eben blod 5 , konte vnd solte den trucker nit lenger vffhalten, dann er on das ein meß
vffgehalten ware, vnd mochte mir auch nit gepuren, etwas von dem 2anck in e meinen
schrifften wider in truck zugeben, do doch got verluhen hatte, das der selbige zanck
meinethalb hin ware 6 . | 217 b | Weil ich dann auch in diser vnd anderen meinen Retrac-
tationibus vnd verbesserungen der lere halb vberal nichts gesetzet habe, das ich nicht
zuvor in Teutsch vnd latin hette lassen außgohn, das auch die freuntliche prediger in
der Eidtgnoschafft inen haben gefallen lassen, als nemlich im Deutschen buchlin an die
von Munster vnd im latinischen wider den Bischoffe von Abrincensis in Franckreich 7 .
Jtem, das auch sich aller ding mit der Confession, zu Basel gestellet, vergleichet 8 , wie
diß nun auch die wirdigen, hoch vnd wolgelerten prediger der loblichen herrschafft
Bern in f der jungsten versamlung erkennet haben 9 , habe ich warlich kein sorg noch
gedencken gehebt, das dise meine verbesserung von iemant in disen kirchen solte
beschwerlich vffgenommen werden. Aber fromme christen lesend vnd erwegend
hierinn alles, vnd was noch heutigs tags iemants verletzlich dauchte 10 , das zeige er mir
freuntlich an; was ich dann mit Got ymmer vermag, wille ich gern nach eins ieden
e) gestr.: me.
f) gestr.: diser.
5. Krank, in schlechter körperlicher Fassung.
6. Aus dieser Darstellung B.s geht zwangsläufig hervor, daß die 3. Aufl. des Evangelienkom-
mentars schon im Februar 1536 in Druck gegeben worden war, aber nicht mehr zur Frankfurter
Frühjahrsmesse erscheinen konnte. Das schließt allerdings nicht aus, daß das Widmungsschrei-
ben an den Bischof von Hereford nach den Wittenberger Beratungen gesetzt sein könnte. (Vgl.
a.a.O., S. *4b). Daß die Retraktationen noch im Sommer ungedruckt waren, ist belegt. Vgl. die
Briefe von Oswald Myconius an Bullinger vom 15. und 19. Juli; Zürich ZB, Simler-Sammlung
41, 25.27; Kirchhofer, a.a.O. S. 265. Daß diese 3. Auflage die neugewonnenen Ansichten des
Reformators zur Abendmahlslehre enthalten sollten, ist selbstverständlich. Sie betreffen nicht
nur die Sakramentsfrage, sondern werden von einem erneuten Interesse des Verfassers an der
Alten Kirche (prisca ecclesia) bestimmt; vgl. die Widmung an Fox, S. *2a—*3b.
7. Im März 1534 erschien der >Bericht auß der heyligen geschrift<; BDS 5, S. 109 — 258 und im
August/September desselben Jahres B.s Erwiderung an Robert Ceneau, Bischof von Avranches:
>Defensio adversus axioma catholicum<; Bibl. Nr. 45. Besonders die Schrift an die Münsteraner
stieß vielerseits auf ein reges Interesse; vgl. Köhler 2, S. 324—326; Bi^er, Studien, S. 70, Anm. 6.
Zu der Schrift >Defensio< vgl. Köhler 2, S. 326 — 330. In der Widmung an Fox weist B. neben der
Defensio auf seinen im Frühjahr 1536 erschienenen Römerbriefkommentar (Bibl. Nr. 55) hin;
a.a.O., S. *5a, vgl. den Hinweis auf das Schreiben des Berner Rates vom 21. September 1537 an
die Stadt Straßburg; in: Bern, Staatsarchiv, Teutsche Missiven-Buch W, S. 527 b
8. Da sich alles mit der Basler Konfession in Einklang bringen läßt.
9. Über Berns Eintritt ins Gespräch vgl. Köhler 2, S. 398 f. und Pollet 2, S. 401—427 (Bucer et
Berne). Auf der Berner Kirchenversammlung vom 22. September 1537 gelang es B., den Ver-
dacht gegen seine Person, der vornehmlich durch die Veröffentlichung der Retractationes und
den Unmut über den Brief des Reformators vom 19. Januar 1537 an Luther entstanden war, zu
zerstreuen. Hier versprach er den Berner Ratsherren, eine Übersetzung der Retractationes zu
besorgen. Vgl. C. B. Hundeshagen, a.a.O., S. 91. Zum Schluß der Beratungen zur Berner Synode
verlangten und bekamen B. und Capito eine schriftliche Empfehlung von dem Rat. Vgl. das
Protokoll im Aargauer Staatsarchiv, a.a.O., Bl. 13 a. In dem Brief an Thomas Gaßner bezeugt B.,
daß ihm am 23. September das »Symgraphum« ausgehändigt wurde; a.a.O.
10. Dünkte (däuchen, videri). Grimm 2, Sp. 831.