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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0323
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

319
christi, so ist es drumb der sinn nit, das das brot naturlich der leib christi seye oder
reumlich darein verschlossen sey, sonder wie in der schrifft die beschneidung der gna-
den x bund gottest 69 vnd der tauff das bad der ivider geburi geheissen wurt 70 , darumb, das
gott den alten seinen gnaden bundt mit der beschneidung vnd vns die widergeburt mit
dem wassertauff vbergibt. Also wurt gesagt, das das brot, das wir brechen, sey der leib
christi oder, wie S. Paulus sagt, die gemeinschafft christi 71 , darumb das vns der leib des
herren mit disem brot warlich zugestellet vnd vbergeben wurt. Dergleichen so man
spricht, im brott sye der leib christi oder werde geessen, so muß es drumb nit die
meinung haben, das der leib christi reumlich im brott verschlossen sye. Dann, so das
Euangelion sagt, Johannes sahe den h. geist in der gestalt der tauben 72 , musste darumb
nit der h. geist auch in der selbigen gestalt der tauben begrifflich 73 vnd reumlich
stecken.
74 Das dan D. Luther etwan hinzu gesetzet hatt, wesenlich vnd leiblich, so hatt er
doch do mit nit weiter sagen wollen, dann das man imm h. sacrament, wan mans
empfahet vnd geprauchet, wie es der herr eingesetzet vnd verordnet hatt, mit sollichem
leiplichen empfahen vnd essen des brots auch warlich den rechten einigen | 222 b | vnd
wesenlichen leib christi empfahe vnd niesse vnd nit ein leeres zeichen oder ein bloß
gedenckenn des herren 75 . Doch wille er auch mit vns, das der selbige leib christi an im
selb weder mit sinnen noch vernunfft, sonder allein durch den glauben erreichet vnd
befunden werde z76 . Eben die meinung hatt es dan auch mit denen worten »Die sacra-
ment stercken den glauben« 77 , welche wort von dem gantzen vnd rechtgeprauchtenn
sacramenten zu a verstohn sind, do der herre wurcket vnd sein werck durch den glauben
empfangen wurt. Vff soliche weiß redet der h. Paulus: Alle, die ir getauffet sind, haben
christum angezogen, Gal 4 [=3,27]. Item: Seit christo eingeleibet 1 Cor 12 [27] 78 .
Nun, soliche reden haben auch die h. alten Vätter geprauchet, die doch in keinem
mißverstandt diser dingen gestanden sind. Vnd darumb hatt D. Oecolampadius
soliche reden vnd verstandt der vätter gern angenommen, ia auch fur vnsern glauben
x) add. ü. d. Z.
y) gestr.: gnaden.
z) add. am Rand statt gestr.: wurt.
a) gestr.: versch.
69. Vgl. 1 Mos 17,10; 3 Mos 12,3. 70. Tit 3,5.
71. Vgl. 1 Kor 10,16 (xoivüma -roü awgaTot; toü ^purroü).
72. Vgl. Mt 3,16 par.
73. Begreiflich, sinnlich begreifbar.
74. Wie D. Lutber die worten wesenlicb vnd leiplicb verstobt. [Marg.].
75. Nach Luthers Darstellung in seinem Abendmahlstraktat (1528) ist das Brot nicht ein
Gleichnis des Leibs Christi, sondern es ist der Leib Christi. »Das ist mein rechter newer Leib« und
»Vom wesen redet man jnn solchen spruchen«; WA 26, S. 274, Z. 5 und S. 382, Z. 12; Luther,
Studienausgabe 4, S. 41, Z. 15 f. und S. 131, Z. 6.
76. Möglicherweise eine Anspielung auf den Vers des Sakramentshymnus Pange Lingua
(praestet fides supplementum sensuum defectui; vgl. Ev. Kommentar 1536, S. 491A [fehlt in der
Übersetzung]).
77. Vgl. etwa Luthers Großen Katechismus, BS, S. 712, Z. 2iff.
78. Vgl. unten S. 349, Z. 6f.
 
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