RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)
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Vnd derhalben, das er gedachte bede falsche meinungen desto baß außschlüsset 0 ,
hatt er die wort des herren Das ist mein leib 9X angefangen außzulegen mit diser red, das
nemlich das brot bedeutet mein leib 92 , Vnd ist auß hitz des streits im disputiern etwan
dahin kommen, das er mehr gemeldet hat, wie der herre im h. abentmal abwesendt sye,
dann wie er gegenwurtig sye 93 , Auch baß 94 außgedruckt, das hie die zeichen brott vnd
wein dann das der leib vnd das blut des herren geben werden d , So er doch allein die
naturliche vereinigung christi mit dem brot vnd die reumliche einschliessung, Item die
gegenwertigkeit christi vff weiß diser zeit e in dem anfechten wolte. Dann er hatt nit
sagen wollen, das der herre vom Nachtmal gentzlich abwesend sye vnd das alhie lere
zeichen des leibs vnd blüts des herren außgespendet würden, wie er mir das hienach
selbs bekennet hatt, als ich mit im handlete von vergleichung der kirchen in disem
stuck christlicher lere 95 . Solichs hatt er auch in seiner verantwurtung vber des Ecken
scheltwort an die Deutschen fursten geschriben 96 .
Dise handlung ist gleich vff den Augspurgischen Reichstag Anno xxx. beschehen 97 .
Dann daselbet hatt er die gegenwertigkeit christi im nachtmal mit den worten
Augustini bekennet vnd schreibet vnder anderem dise wort:
»So das brot vnd der wein, durch die wort des herren selb geheiliget, den brüdern
werden außgetheylet, ob nit da | 224 a | christus gantz gleich als beflntlich f der befmdt-
c) korr. aus: außzuschlüssen.
d) korr. aus: worden [werden?].
e) add. ü. d. Z. statt gestr.: welt.
f) — f) add. ü. d. Z. statt gestr.: densinnen.
91. Mt 26,26.
92. Vgl. H. Rückert: Das Eindringen der Tropuslehre in die schweizerische Auffassung vom
Abendmahl. In: ARG 37. 1940. S. 199 —221. Nachdruck in: Vorträge und Aufsätze zur histori-
schen Theologie. Tübingen 1972. S. 146-164. In Zwinglis Schrift »Subsidium sive coronis de
eucharistia« (August 1525) wird die schweizerische Tropuslehre zum ersten Mal entfaltet; CR 4,
S. 465, Z. 11: Coepimus ergo protimus adperire tropum, qui in verbis dominicis est...
93. Vgl. etwa die Fidei ratio (1530): Sed quod Christi corpus per essentiam et realiter, hoc est:
corpus ipsum naturale, in cena aut adsit aut ore dentibusque nostris manducatur ... id vero non
tantum negamus, sed errorem esse qui verbo dei advertetur, constanter adseveramus; CR Zw 6,2,
S. 806, Z. 12—17.
94. Besser. Hier: Stärker, vielmehr.
95. Möglicherweise bezieht sich diese Aussage B.s auf das Gespräch, das er am 12. Oktober
1530 mit Zwingli in Zürich geführt hat. Zwingli zeigte sich sehr zum Frieden geneigt. Vgl.
Scbieß 1, Nr. 175, S. 226 und Köhler 2, S. 243. Vgl. auch oben, S. 247, Anm. 82.
96. In kürzester Zeit (tridui labor) hatte Johannes Eck für den Augsburger Reichstag am 17.
Juli 1530 404 Artikel gegen Luther, Zwingli und Anhänger in Druck gehen lassen. Schon am
27. August lag Zwinglis Antwort auf Ecks Scheltwort vor: Ad illustrissimos Germaniae Principes
Augustae congregatos de convitiis Eccii epistola Huldrici Zuinglii. Zürich 1530. Darin findet
sich das von B. zitierte Wort: »velut sensibiliter ... sensibus etiam offertur« ..., »sed animo
offertur istud contemplandum; sensui vero sensibile eius rei sacramentum«; CR Zw 6,3, S. 260,
Z. 5—9. (Dieses Zitat fehlt in der lat. Vorlage). Zwingli beruft sich in der Epistola auf zwei
Stellen Augustins, nämlich auf de Trinitate 15,26; CChr ser. lat. 50A, S. 526, Z. 34—54, und
Quaestiones in Heptateuchum 3, Quaestio 84; CChr ser. lat. 33, S. 227b
97. Vgl. U. Gäbler: Huldrych Zwingli. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk.
München 1983. S. 130 (dort S. 136 Literatur).
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Vnd derhalben, das er gedachte bede falsche meinungen desto baß außschlüsset 0 ,
hatt er die wort des herren Das ist mein leib 9X angefangen außzulegen mit diser red, das
nemlich das brot bedeutet mein leib 92 , Vnd ist auß hitz des streits im disputiern etwan
dahin kommen, das er mehr gemeldet hat, wie der herre im h. abentmal abwesendt sye,
dann wie er gegenwurtig sye 93 , Auch baß 94 außgedruckt, das hie die zeichen brott vnd
wein dann das der leib vnd das blut des herren geben werden d , So er doch allein die
naturliche vereinigung christi mit dem brot vnd die reumliche einschliessung, Item die
gegenwertigkeit christi vff weiß diser zeit e in dem anfechten wolte. Dann er hatt nit
sagen wollen, das der herre vom Nachtmal gentzlich abwesend sye vnd das alhie lere
zeichen des leibs vnd blüts des herren außgespendet würden, wie er mir das hienach
selbs bekennet hatt, als ich mit im handlete von vergleichung der kirchen in disem
stuck christlicher lere 95 . Solichs hatt er auch in seiner verantwurtung vber des Ecken
scheltwort an die Deutschen fursten geschriben 96 .
Dise handlung ist gleich vff den Augspurgischen Reichstag Anno xxx. beschehen 97 .
Dann daselbet hatt er die gegenwertigkeit christi im nachtmal mit den worten
Augustini bekennet vnd schreibet vnder anderem dise wort:
»So das brot vnd der wein, durch die wort des herren selb geheiliget, den brüdern
werden außgetheylet, ob nit da | 224 a | christus gantz gleich als beflntlich f der befmdt-
c) korr. aus: außzuschlüssen.
d) korr. aus: worden [werden?].
e) add. ü. d. Z. statt gestr.: welt.
f) — f) add. ü. d. Z. statt gestr.: densinnen.
91. Mt 26,26.
92. Vgl. H. Rückert: Das Eindringen der Tropuslehre in die schweizerische Auffassung vom
Abendmahl. In: ARG 37. 1940. S. 199 —221. Nachdruck in: Vorträge und Aufsätze zur histori-
schen Theologie. Tübingen 1972. S. 146-164. In Zwinglis Schrift »Subsidium sive coronis de
eucharistia« (August 1525) wird die schweizerische Tropuslehre zum ersten Mal entfaltet; CR 4,
S. 465, Z. 11: Coepimus ergo protimus adperire tropum, qui in verbis dominicis est...
93. Vgl. etwa die Fidei ratio (1530): Sed quod Christi corpus per essentiam et realiter, hoc est:
corpus ipsum naturale, in cena aut adsit aut ore dentibusque nostris manducatur ... id vero non
tantum negamus, sed errorem esse qui verbo dei advertetur, constanter adseveramus; CR Zw 6,2,
S. 806, Z. 12—17.
94. Besser. Hier: Stärker, vielmehr.
95. Möglicherweise bezieht sich diese Aussage B.s auf das Gespräch, das er am 12. Oktober
1530 mit Zwingli in Zürich geführt hat. Zwingli zeigte sich sehr zum Frieden geneigt. Vgl.
Scbieß 1, Nr. 175, S. 226 und Köhler 2, S. 243. Vgl. auch oben, S. 247, Anm. 82.
96. In kürzester Zeit (tridui labor) hatte Johannes Eck für den Augsburger Reichstag am 17.
Juli 1530 404 Artikel gegen Luther, Zwingli und Anhänger in Druck gehen lassen. Schon am
27. August lag Zwinglis Antwort auf Ecks Scheltwort vor: Ad illustrissimos Germaniae Principes
Augustae congregatos de convitiis Eccii epistola Huldrici Zuinglii. Zürich 1530. Darin findet
sich das von B. zitierte Wort: »velut sensibiliter ... sensibus etiam offertur« ..., »sed animo
offertur istud contemplandum; sensui vero sensibile eius rei sacramentum«; CR Zw 6,3, S. 260,
Z. 5—9. (Dieses Zitat fehlt in der lat. Vorlage). Zwingli beruft sich in der Epistola auf zwei
Stellen Augustins, nämlich auf de Trinitate 15,26; CChr ser. lat. 50A, S. 526, Z. 34—54, und
Quaestiones in Heptateuchum 3, Quaestio 84; CChr ser. lat. 33, S. 227b
97. Vgl. U. Gäbler: Huldrych Zwingli. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk.
München 1983. S. 130 (dort S. 136 Literatur).