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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0329
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

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licheitfauch furgetragen wurt, do mit ich, wa man nach worten fragen wille, mehr sage,
dann man gemeinlich hie pfleget 2usagen. Wie geschicht aber dises? das der naturlich
leib selb von henden vnd mund betastet werde? In keinen wege, Sonder diß wurdt dem
gemiet furgetragen, zubeschawen eder sinnlicheits aber das befmdtlich zeichen des
5 leibs.« Diß sind Zwinglius wort in gemeldtem buchlin.
Vnd diß beschowen wille er nit des abwesenden, sonder des gegenwurtigen Christi sein98.
Gleicher gestalt hat sichs auch begeben, da er gehandelt hat von der krafft vnd
wurckung der sacrament. Dann etwan, so er verhieten will, das die leut das heil nit
suchen an den eusseren werck vnd sacramenten, redet er frey herauß, die sacramenten
10 seyen allein losungen" der christlichen gemeinschafft vnd dienen nichts zum heil100.
Aber an anderen orten schreibt er außdrucklich, das die sacrament dem glauben hilffe
vnd furschub bringen101. Vß wolchem das ie wol zuverston ist, wann er geschriben hat,
wie die sacrament nichts zum heil thuen, noch den glauben stercken, das er solichs also
verstanden hatt vnd gemeinet, das die sacrament, das ist die eusseren handlungen der
15 sacramenten, nichts fur sich selb haben, dadurch sie die gewissen stercken vnd den
glauben mehren.
Dan wan er dise seine meinung, das die sacrament das heil nit bringen, noch den
glauben bestatigen, beweren will, so bringt | 224b | er alweg dise einrede: Den glauben
stercken vnd mehren ist ein werck christi durch den h. geist vnd keins eusseren dings
20 vermogen102. Welche rechnung aber diser gleich ist, Got heilet durch krafft der natur,
darumb bringt nichts da zu weder artzet noch artzney. Welches aber also zu verstohn
ist, das der artzet vnd artzney103 auß eigner krafft, die sie fur sich selb außgeschlossen,
die krafft vnd wurckung gotes vnd der natur hetten. Also wurcket christus vnd machet
in vns auß das gantz heil104, vnd das selbig durch kein frembde krafft, sonder sein selb
2; eigen krafft vnd geist. Vnd wie wol er da zu gegen vns geprauchet seines eusseren

g)-g) add. ü. d. Z. statt gestr.: der sinlien [?].
98. Vgl. B.s Propositio IX (August 1530): ... sacramenta praesentis Christi, non absentis signa
sunt et testimonia; WA Br 5, Nr. 1696, S. 570, Z. 107h
99. Erkennungszeichen (tessera).
100. Vgl. Fidei ratio; CR Zw 6,2, S. 803, Z. 5 f: credo, imo scio omnia sacramenta, tam abesse
ut gratiam conferant, ut ne adferant quidem aut dispensent. Vgl. auch ebd., S. 804, Z. 17h:
sacramenta dari in testimonium publicum eius gratiae, und die Expositio fidei; Zwingli Werke.
Hrsg. von M. Schuler und]. Schulthess. Bd. 4. Zürich 1841. S. 55: ... fidem, quae in deum fiducia
est, nemo nisi spiritus sanctus dat, nulla res externa.
101. Etwa in der Fidei ratio; a.a.O., S. 812, Z. 3 — 8. Sacramentalis manducatio ... animum
firmat et certum facit de misericordia dei; Vgl. ebd., S. 805, Z. 16—18: sacramenta religiose
colenda.
102. s. oben Anm. 100.
103. Hier möglicherweise im Sinn von Ärztekunst (medicina).
104. D. h. aus dem Wirken Christi und dem Gebrauch des äußeren Mittels. Die Argumenta-
tion B.s gründet auf der scholastischen Kausalitätslehre, besonders der causae instrumentales.
Vgl. etwa Thomas von Aquin: Summa theologiae 3, q.62, a.i,c.: Tametsi solus Deus effectiva et
principalis causa gratiae sit, sacramenta tamen novae legis causant ipsam per modum instrumenti;
vgl. ebd. q. 64, a.i, c. und q.84, a.3, ad 8.
 
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