RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)
349
selb202 nach seinem alten gnadigen brauch gegen den seinen vnd nach art vnser natur
nit allein mit dem wort zustellen vnd vbergeben wollen203, Auch nit allein mit dem
tauff, der eins warzeichen ist der abweschung der sunden204, welche abweschung der
herr vns als dann verleihet vnd leistet, wann er sich selb vns also mitteilet vnd gemein
5 machet, das wir nit allein im eingeleibet seyen, ia auch gar mit im bekleidet vnd angezo-
gen sind, Nach dem der h. Paulus schreibt, Alle die ir getauffet sind, babend christum
ange%ogen20b, Sonder hatt vber diß alles auch hinzugethon vnd verordnet die warzeichen
der heiligen speiß vnd heiligen trancks, damit er vns vbergibt sein fleisch, das ein ware
speiß ist, vnd sein blut, das ein warer tranck ist, Ja sich selb, der das ware hymelbrot
10 vnd lebendig machende brot ist, die einige furung vnd vffenthalt206 zum ewigen leben.
Welches ewige leben er vns als dann nemlich mitteilet, so er in vns ist vnd lebet207.
208Das aber der herre hie zü erwelet vnd verordnet hat zü war vnd vbergebzeichen209
brot vnd wein, die allen volckeren die gemeinsten waren, auch die eingesetzet außzu-
teilen nach dem brauch, | 233a | der schon bey dem volck gottes gemein, heilig vnd
15 herlich ware, wie hievor gesagt ist210, das hatt er der vrsachen halben gethan: Er wolte
sein religion, ia das ewig leben, ietzund allen volckeren gemein machen, wolt sein reich
haben biß zu end der welt211, sein Euangelion solt allen creaturen geprediget werden,
so wolte er auch seinen geist ietz so gar reilich212 außgießen213 vnd so fil ein hoheren
verstandt vnd geist des hymelischen lebens seinen gleubigen mitteilen, das sich gezim-
20 met, das214 er furzustellen vnd zu vbergeben seine selige gemeinschafft die warzeichen
vnd symbola verordnete vnd geprauchete, welche allen volckeren die gemeinisten vnd
auch die einfeltigsten warenn.
Hie von schreibt der heilig Augustinus im dritten büch von der christlichen lehre cap. 19215.
Aber zü diser zeit, nach dem durch die vfferstentnuß vnsers herren Iesü Christi zum aller offenba-
25 resten an tag komenn vnd erschinen ist, daß vns got gantz frey haben will, sind wir mit keinem
schweren thun vnd wercken auch deren zeichen, die wir ietz verstohn, beschweret, sonder der
herr selb vnd die Apostolische vnderwysung haben vns an staht der filen zeichen etliche gantz
wenig gegeben vnd befolhen vnd solche zeichen, die gantz leicht zu thün sind vnd im verstandt
gantz herlich vnd im halten vnd vben gantz rein, Als dan ist die geheimnuß des tauffs vnd die
30 herliche vnd lobsagende mitteilung vnd empfahung des leibs vnd blüts Christi.
202. Als Objekt und Inhalt der Darstellung.
203. Warumb der berr gu vbergeben sich selb, war- vnd vbergeb^eichen hatt brauchen wollen. [Marg.].
204. Vgl. Apg 22,16.
205. Gal 3,27.
206. Nahrung, Schutz, Stütze.
207. Vgl. Jo 6, 54—56.58.
208. Warumb der herr eben brot vnd wein ^u disem sacrament verordnet hatt. [Marg.].
209. Hier übersetzt B. das Wort symbolum interpretierend mit Übergebzeichen, wodurch er
betont, daß mit diesem Zeichen der Leib und das Blut Christi tatsächlich übergeben werden.
Somit kommt in diesem Wort B.s Auffassung der Realpräsenz zum Ausdruck.
210. s. oben S. 343, Z. 5 ff.
211. Vgl. Mt 28,20.
212. Reichlich, freigebig.
213. Vgl. Apg 2,17; Joel 3,1-5.
214. Syntax: daß er, um seine selige gemeinschafft furzustellen und zu ubergeben ...
215. Vgl. Augustin: De doctrina christiana 3,9; CChr ser. lat. 32, S. 85 f.
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selb202 nach seinem alten gnadigen brauch gegen den seinen vnd nach art vnser natur
nit allein mit dem wort zustellen vnd vbergeben wollen203, Auch nit allein mit dem
tauff, der eins warzeichen ist der abweschung der sunden204, welche abweschung der
herr vns als dann verleihet vnd leistet, wann er sich selb vns also mitteilet vnd gemein
5 machet, das wir nit allein im eingeleibet seyen, ia auch gar mit im bekleidet vnd angezo-
gen sind, Nach dem der h. Paulus schreibt, Alle die ir getauffet sind, babend christum
ange%ogen20b, Sonder hatt vber diß alles auch hinzugethon vnd verordnet die warzeichen
der heiligen speiß vnd heiligen trancks, damit er vns vbergibt sein fleisch, das ein ware
speiß ist, vnd sein blut, das ein warer tranck ist, Ja sich selb, der das ware hymelbrot
10 vnd lebendig machende brot ist, die einige furung vnd vffenthalt206 zum ewigen leben.
Welches ewige leben er vns als dann nemlich mitteilet, so er in vns ist vnd lebet207.
208Das aber der herre hie zü erwelet vnd verordnet hat zü war vnd vbergebzeichen209
brot vnd wein, die allen volckeren die gemeinsten waren, auch die eingesetzet außzu-
teilen nach dem brauch, | 233a | der schon bey dem volck gottes gemein, heilig vnd
15 herlich ware, wie hievor gesagt ist210, das hatt er der vrsachen halben gethan: Er wolte
sein religion, ia das ewig leben, ietzund allen volckeren gemein machen, wolt sein reich
haben biß zu end der welt211, sein Euangelion solt allen creaturen geprediget werden,
so wolte er auch seinen geist ietz so gar reilich212 außgießen213 vnd so fil ein hoheren
verstandt vnd geist des hymelischen lebens seinen gleubigen mitteilen, das sich gezim-
20 met, das214 er furzustellen vnd zu vbergeben seine selige gemeinschafft die warzeichen
vnd symbola verordnete vnd geprauchete, welche allen volckeren die gemeinisten vnd
auch die einfeltigsten warenn.
Hie von schreibt der heilig Augustinus im dritten büch von der christlichen lehre cap. 19215.
Aber zü diser zeit, nach dem durch die vfferstentnuß vnsers herren Iesü Christi zum aller offenba-
25 resten an tag komenn vnd erschinen ist, daß vns got gantz frey haben will, sind wir mit keinem
schweren thun vnd wercken auch deren zeichen, die wir ietz verstohn, beschweret, sonder der
herr selb vnd die Apostolische vnderwysung haben vns an staht der filen zeichen etliche gantz
wenig gegeben vnd befolhen vnd solche zeichen, die gantz leicht zu thün sind vnd im verstandt
gantz herlich vnd im halten vnd vben gantz rein, Als dan ist die geheimnuß des tauffs vnd die
30 herliche vnd lobsagende mitteilung vnd empfahung des leibs vnd blüts Christi.
202. Als Objekt und Inhalt der Darstellung.
203. Warumb der berr gu vbergeben sich selb, war- vnd vbergeb^eichen hatt brauchen wollen. [Marg.].
204. Vgl. Apg 22,16.
205. Gal 3,27.
206. Nahrung, Schutz, Stütze.
207. Vgl. Jo 6, 54—56.58.
208. Warumb der herr eben brot vnd wein ^u disem sacrament verordnet hatt. [Marg.].
209. Hier übersetzt B. das Wort symbolum interpretierend mit Übergebzeichen, wodurch er
betont, daß mit diesem Zeichen der Leib und das Blut Christi tatsächlich übergeben werden.
Somit kommt in diesem Wort B.s Auffassung der Realpräsenz zum Ausdruck.
210. s. oben S. 343, Z. 5 ff.
211. Vgl. Mt 28,20.
212. Reichlich, freigebig.
213. Vgl. Apg 2,17; Joel 3,1-5.
214. Syntax: daß er, um seine selige gemeinschafft furzustellen und zu ubergeben ...
215. Vgl. Augustin: De doctrina christiana 3,9; CChr ser. lat. 32, S. 85 f.