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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0355
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RETRACTATIONES DEUTSCH (I 5 3 7)

35 1
Vnd derhalben hatt der herr auch den tauff zu einem sacrament seiner kirchen
geordnet, mit dem er seine gemeinschafft erstlich vbergebe. Dann das tauffen ware bei
allen volckeren in solichem brauch, das sie do mit von got reinigung von sunden
empfahen wolten vnd sich damit zu der religion vnd allem gotsdienst h rein vnd h taug-
lich machen. Weil dann auch das ein symbolum vnd gotlich warzeichen ware bei‘ allen
volckeren in der versamlung gotes vnd im brauch aller opferer von brot vnd wein
etwas als vor gott niessen vnd ware also auß gotlicher ordnung durch die heiligen
vatter auß dem geist gottes auffkommen vnd allethalb gehalten worden, ware auch zu
dem allem also ein einfeltige vbung vnd iederman leicht zuhaben, Da hatt der herre
solichs symbolum vnd zeichen, disen alten gemeinen geistlich| 23 3 b |en brauch
weiters heiligen wollen vnd zu einem sacrament machen vnd einsetzen seiner heiligen
kirchen, mit dem er den seinen mitteilete vnd vbergebe die waren gemeinschafft seines
leibs vnd bluts 216 .
Die heiligen vatter geben auch die vrsachen 217 fur, darumb der herre eben brot vnd
wein zu disem sacrament genomen habe 218 : das sie bede, brot vnd wein, ding sind, die
auß filen dingen zusamen vnd in eins kommen, als das brot aus filen kornlinen, der
wein auß ftlen berlinen 219 . Also will der herre mit disem sacrament bei vns schaffen vnd
furderen, das wir fil in im ein leib werden 220 . Dise vrsache ist ia nit zuverwerffen, doch
stoht bei diser vrsachen, das der herre dennocht in dem sich hat des alten vnd gemeinen
gotlichen brauchs halten wollen. Vnd wie die alten durch solich speiß vnd tranck
zeichen erinnert worden sind, das wir von Got durch ein hymelische speiß vnd tranck
mussen gespeiset vnd trencket, das ist, zum ewigen leben vffenthalten 221 werden, vnd
ider herrei eben das selbig brot vnd tranck ist, dadurch wir das ewig leben 222 k vnd das
im k im heiligen opffer brot vnd wein allwegen bedeutet worden ist, hat er dise ge-
heimnuß, so bei den alten noch etwas verdecket 1 ware, in der zeit der offenbarung vnd
des heils bei allen volckeren vnd im anfang des newen bundts entdecken wollen vnd da
frey anzeigen, das er das einige vnd ware hymelbrot seye m vnd hat also m sich selb da,

g) gestr. warzeich.
h) -h) add. am Ende der 16. u. am Anfang der 17. Z.
i) add. ü. d. Z.
j) —j) add. ü. d. Z. statt gestr.: daher.
k) — k) add. am Rand.
l) statt gestr.: ... decket. - m) —m) add. am Rand.
216. Eine umständliche Übersetzung (vgl. die lat. Vorlage): der Genuß von Brot und Wein
hatte bei den Opferdiensten eine religiöse Bedeutung (»von brot und wein etwas als vor gott
niesen«); deshalb wollte der Herr diesen Brauch heiligen. B. schwebt hier die religiöse Bedeutung
des Opfermahls vor.
217. Begründung, argumentum; Grimm 11,3, Sp. 2505.
218. Vgl. etwa Didache 9,4; Cyprian: Epist. 63,13 und 69,5; CSEL 3,2, S. 711 f. und S. 753h;
Chrysostomus: Homilia 24 in iKor 10,17; MSG61, Sp. 201; Augustin: Sermo 272; MSL 38,
Sp. 1246—1248 (Recolite quia panis non sit de uno grano, sed de multis; Sp. 1247).
219. Kleinen Beeren.
220. Vgl. 1 Kor 10,17.
221. Erhalten, gespeist, genährt (sustentare); Grimm 1, Sp. 637h
222. Zu erg.: haben.
 
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