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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0383
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

379

des abwesenden christi, des man allein des orts gedenken solte vnd im dancksagen.
| 243 b | e Auß dem e haben dann f die anderen dise 362 verstohn wollen, als ob sie ein
naturliche vereinigung christi mit disen eusseren dingen oder eine reumliche ein-
schliessung in die selbigen setzeten, das doch, wie hie vor gemeldet 363 , gar nit ir mei-
5 nung ie gesein ist.
364 Damit dann nun vrsachs solichs missverstandts gentzlich abgeschnitten vnd
vermitten werde vnd bleibe, deuchte mich, der verstandt gedachter reden des herren,
Das ist mein leib, das ist mein blüt 365 , were vffs einfeltigest dar zugeben nach dem ver-
standt, den doch alle soliche reden haben, da man etwas vnsichtbar mit einem sichtba-
10 ren zeichen vbergibt. In welcherley reden werden alweg zwey ding zumal gezeiget vnd
gegeben: Das sichtbar wurt gezeiget vnd dargeben den eusserlichen befindtlichei-
ten 366 , das vnsichtbar dem gemut vnd inneren verstandt 367 .
Also wan man ein kunig den gwalt vnd befelch zu regieren mit einem scepter, dem
Bischoue die seelsorg mit einem hirtenstabe, dem, h den man zum Doctor machet, gwalt
1; vnd befelch zuleren mit dem buch vbergibet 368 , da beutet man soliche zeichen dar vnd
spricht: Sehe, nimme da den gwalt zü regieren, Nimme vff dich die seelsorg, Nimme
das lehrampt. Man zeiget befindtlich vnd vbergibt die sichtbaren zeichen vnd heisset
doch annemen den vnsichtbaren gwalt vnd befelch. Ein anders zeigt vnd gibt die hand,
ein anders zeigen vnd vbergeben die wort, vnd so man fraget: Was macht man da? Was
20 vbergibt man denen leuten? Da spricht kein verstendiger: Man gibt inen scepter, stab
vnd büch, sonder man | 244 a | gibt ihnen gwalt vnd befelch der konigklichen, Bi-
schofflichen vnd lehre empter.
Dergleichen thet auch der herre, do er seine iunger anhauchet vnd sprach: Nemet den
h. geisfi 69 . Befintlich gab er inen seinen athem, onbeflndtlich aber den h. geist. Vnd weil
25 der h. geist die recht gabe ware vnd das anhauchen allein ein beflntlich zeichen, do mit
er die iunger also etwas thatlicher 370 vnd wichtiger des versicherte, das er inen da mit
solichem hauchen den h. geist vbergebe, redet er nichts vom anhauchen, sonder allein
vom h. geist.
Gerad also hat der herre hie auch gethon in seinem h. abetmal. Zwei ding hat er da
30 geben, beflndtlich brot vnd wein, vnbefmtlich seinen leib vnd sein blüt. Vnd weil sein

e) — e) add. ü. d. Z. statt gestr.: im dancksagen. So.
f) add. ü. d. Z. — g) gestr.: des. — h) gestr.: dem.
362. Nämlich die Lutheraner.
363. s. oben S. 311, Z. 25 f£, S. 313, Z. i4ff.
364. Der einfeltigest vnd onverdecbtlicbest verstand diser worter, Nemet, esset, Das ist mein leib etc.
[Marg.].
365. Mt 26,26.28 par.
366. Sinnlicher Wahrnehmung.
367. Möglicherweise geht diese symbolische Bedeutung des Buches auf die kirchliche Weihe
zum Lektor zurück. Vgl. Dictionnaire d’Archeologie chretienne et de Liturgie 8,2. Sp. 2246b
368. Vgl. J. C. Itter: De honoribus sive gradibus academicis Liber. Frankfurt a. M. 1698
S. 317b
369. Jo 20,22.
370. Kräftiger, ausdrücklicher.
 
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