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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0390
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386

RETRACTATIONES DEUTSCH (i 5 37)

lichs wissen oder sagen anders, dann das es ein gotliches, seliges wesen ist? Wir kon-
dens an keinem besonderen raum noch ort hefften, weder hoch noch nider setzen, das
menschen auge kan es nit sehen, das or nit horen, das hertz nit gedencken. Vnd darumb
kane man auß disem articul vnsers glaubens das wol schliessen, das der herre im nacht-
mal | 248 b | nit reumlich oder sunst nach massen vnd art diser zeit seie. Das er aber da 5
gar nit seie, das wirt man auß solichem articul nit schliessen, sonder fil meer, das er da
sein kan vnd wille, wie er dann darumb gen hymmel gefaren ist, das er erst recht vnd
seligklich bei vns vnd in vns seie biß zü ende der welt vnd in vns alles ergentze.
Matth. 28 [20], Johan. 14 [20], Eph. 4 [10.13].
444Wann auch der h. Augustinus vnd andere vatter schreiben, das der leib christi an 10
einem ort im hymel seie von wegen der eigenschafft des waren leibs, reden sie das
gegen dem, das er nit, wie das gotlich wesen allethalb durchgossen (diffusus)445 vnd on
endtlich seie, vnd wollen drumb gar nit den herren an solichen raum vnd ort imm
hymel hefften, wie es sich in diser zeit vnd welt mit den leuten haltett. Die lieben vatter
sind nit im hymlischen wesen gesin vnd haben sich gar nit vnder ziechen wollen440, von 15
den selbigen etwas weiters darzugeben, dann die schrifft selb dar gibt.
Des menschlichen leibs art in diser zeit ist auch das, wann er in rechter nehe ist,
gesehen vnd begriffen werde, noch da447 der herre von todten erstanden ware, was er
etwan448 mitten vnder den seinen, vnd sahe nochu griffe in doch niemant. Die art der
vfferstentnuß vnd des hymelischs wesens mussen wir gar nit nach art diser zeiten 20
weder orteren449 noch sunst messen vnd schetzen. Es betreuget vns hierinn die blode450
vnser vernunfft, die nichts vberal451, auch got selb nit, on anhefften an ein besonder ort
bedencket.
| 249 a | Vnd wann schon die schrifft das außwise, das der herre reumlichv vnd be-
grifflich an einem ort des hymlischen wesens were, wie die leibe hie sind, noch452, so 25
auch wir mit christo in das himlisch wesen des glaubens halb erhohet sind, Ephess 2 [6],
konden wir dennoch christum selb vnd in seinem wesen zugegen haben, so ersich
durch sein wort vnd sacrament vns furstellet vnd dargibt. Die sonne ist an einem ort
am sichtbaren himmel begrifflich453, noch454 haben die selbe alle volcker vff erden
u) add. am Rand statt gestr.: vnd sowie, statt gestr.: noch. — v) korrupter Zeilenrand.
444. Wie die h. vatter das verstohn, das christus nit allethalb, sonder an einem ort des bymels seie, des lese
man A.ugustinum ad Dardanum. [Marg.]. — Vgl. Augustin: De praesentia Dei ad Dardanum ( = epist.
187); CSEL 57, S. 96, Z. 8—11.
445. Der Text lautet:
446. Haben sich nicht unterstehen wollen.
447. Dennoch, als.
448. Manchmal.
449. Untersuchen, erörtern.
450. Schwäche.
451. Überhaupt.
452. Darüber hinaus, mehr noch ...
45 3. Bildsprache, die Luther in Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis (1528) gebraucht, wo er
über die Arten der Gegenwart spricht. Vgl. WA 26, S. 335h 414, Z. 32ff.; Luther, Studienaus-
gabe 4, S. 95 ff. 156, Z. 4ff.
454. Dennoch.
 
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