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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0034
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An den beiden Chören und den Treppenanlagen wurde allerdings manches verändert. Unter
dem Ostchor war im Anfang des 12. Jahrhunderts, eine Krypta begonnen worden, die aber
bald wieder aufgegeben wurde. Ein einzelnes unbekanntes Grab wurde in ihrem Fußboden
gefunden, ein Zeichen, daß sie wenigstens eine Zeitlang benutzt werden konnte. Die Tatsache,
daß 1122 bereits der Dompropst Anselm (Nr. 8) im Ostchor im Raume der mit Schutt gefüll-
ten Krypta bestattet wurde, zeigt, daß sie nur kurz bestand oder, wie ihre in halber Höhe
abbrechenden Wandvorlagen zu lehren scheinen, nie vollendet wurde.
In der Nähe der Altäre durften nur hochgestellte Persönlichkeiten, Bischöfe, Könige und
Stifter beigesetzt werden. Deswegen finden sich im Ostchor die Grabstätten des Dompropstes
Anselm (Nr. 8) und des Erzbischofs Siegfried von Eppstein 1249 (Nr. 22), sowienach Ausweis von
Bruchstücken noch eines weiteren Erzbischofs der Zeit um 1300 (Nr. 31). Im 17. und 18. Jahr-
hundert werden Ostchor und Westchor nebeneinander als Grablegen benutzt. Aber auch
um andere Altäre gruppieren sich die Gräber. Verschiedene Erzbischöfe des 14. und 15. Jahr-
hunderts lagen im Mittelschiff, wo das Martinschörlein stand, das einen wichtigen Altar barg.
Im 11. Jahrhundert ging hier das Grab Bardos vor dem Kreuzaltar voraus. Nachdem einmal
die Seitenkapellen vorhanden waren, waren diese mit ihren Altären und ihrem abgeschlossenen
engen Raum der gesuchte Begräbnisplatz für Erzbischöfe und Domkapitel, besonders soweit
sich die betreffenden Personen durch Stiftungen um den Bau der Kapellen oder deren Aus-
stattung, wie z. B. Peter von Aspelt bei der Allerheiligenkapelle, verdient gemacht hatten.
So mußte sich der Dom allmählich mit Erinnerungsmalen an die Toten füllen. Doch auch
Altäre, Chorschranken, Bänke, Mobiliar und Fenster wurden angeschafft und seit dem 16.
Jahrhundert wieder ausgetauscht. Diese Ausstattungsstücke sind ebenfalls mit Inschriften
versehen worden, die auch auf einem Grabdenkmal stehen könnten und die sie zu Grab-
denkmälern machen. Wenn im Folgenden in der Einleitung über den Dom in der Hauptsache
immer wieder von Grabdenkmälern die Rede ist, so ist diese Einseitigkeit eben dadurch her-
vorgerufen, daß die überwiegende Anzahl von Inschriften auf solchen steht. Von den wenigen
anderen Inschriften auf den verschiedenartigen Ausstattungsstücken läßt sich kaum eine zu-
sammenhängende Geschichte ablesen.
Über die Hälfte aller Stücke, die das Innere des Domes so unendlich malerisch gestalteten,
indem sie ihn bis zum letzten Winkel ausfüllten, verschwand in den Kriegs- und Besatzungs-
jahren um 1800. Zwischen 1793 und 1797 wurde der Dom für Magazinzwecke benutzt. Mit
der zweiten französischen Besatzungszeit vom 29. September 1797 ab war der Dom wie alles
Kirchengut auf Grund eines Gesetzes von 1789 Nationaleigentum geworden. Eine große Ver-
steigerung 1801 beseitigte unersetzliche Werte aus dem Dom. In der Folgezeit wurde sogar
von dem Präfekten seine Niederlegung betrieben. Die Übergabe an den neuen Bischof von
Mainz 1803 und seine Benutzung als Kathedrale von 1804 ab verhinderten das Schlimmste.
Doch noch einmal brach das Verhängnis hauptsächlich über die Ausstattungsstücke herein, als
6000 Mann der in Rußland geschlagenen napoleonischen Armee vom 9. bis zum 27. November
1813 im Dom einquartiert waren und mit Kirchenbänken und Beichtstühlen ihre Feuer unter-
hielten L
Der Restbestand der Denkmäler ist im 19. Jahrhundert nicht mehr wesentlich angetastet
worden. Nachdem der Dom abermals wieder in Benutzung genommen war, bemühte man sich,
die Schäden auszubessern. Manches Stück wird dabei vielleicht noch, wenn auch ohne böse Absicht,
zugrunde gegangen sein1 2. Im Ganzen versuchte man, zu retten, was noch übrig war. Die
großen Umbauarbeiten des Ostturms und im Ostchor führten zur Versetzung einiger Denk-
mäler an andere Stellen, doch wurde in pietätvoller Weise alles erhalten. In wissenschaftlicher
Beziehung wirkten diese Arbeiten sogar bereichernd durch die Veröffentlichung der Gräber-
funde durch Prälat Schneider. (Die Altäre, die im Rahmen dieser Wiederherstellung auf Land-
kirchen verteilt wurden, stammen aus der Zeit nach 1650.)
Trotz aller furchtbaren Zerstörungen der Kriegsjahre um 1800 ist de'r Restbestand der Denk-
mäler im Mainzer Dom heute noch der reichhaltigste von allen deutschen Domen.

1 Da in Kdm. Dom S. 170 f. diese Zerstörungszeit sehr eingehend geschildert ist, darf ich mich hier auf Andeutungen be-
schränken.
2 Bodmann beklagt sich einmal über Zerstörung von Grabsteinen, 1803/04, doch scheint er hier übertrieben zu haben. Tatsache
bleibt allein, daß die Totenschilde durch Unverstand 1805/06 zu Grunde gingen. Kdm. Dom S. 390. —

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