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Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0059
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St. Johann
Die frühesten Nennungen von allen Mainzer Kirchen teilt der spätantike Dichter und Bischof
Venantius Fortunatus (f 606) in Versen vom baptisterium sancti Johannis und von der St.
Georgskirche zu Mainz-Kastel mit. Von dieser Zeit bis in das 10. Jh. haben wir weder be-
sondere Baureste noch Inschriften mit Ausnahme eines von Rabanus Maurus gedichteten
Epitaphs (S. 343). In der Marienkapelle bei St. Johann setzte man Eingeweide und Gewänder
des in Friesland erschlagenen hl. Bonifatius bei, dessen Leichnam auf der Reise nach Fulda
noch einmal in seiner erzbischöflichen Residenz rastete h Das Reliquiengrab wurde 1357 von
Erzbischof Gerlach mit einer neuen Tumba geschmückt, deren Deckstein sich heute noch im
Dom befindet (Nr. 41). Dann wurde die Bonifatiuskapelle 1602 mit Gemälden und Inschriften
ausgestattet (Nr. 1400).
Über die Streitfrage, ob St. Johann der alte Dom war und ob es sein Patrozinium wechselte,
zu berichten, ist in diesem Zusammenhänge nicht notwendig. Solange nicht noch neue Qüellen
hinzugefunden sind, dürfte auch kaum eine endgültige Entscheidung zu fällen sein.
St. Johann war mindestens seit dem 11. Jahrhundert Kollegiatstift. Im 18. Jahrhundert hatte
es zwei Prälaten, 10 Kanoniker, 2 Domizellare und 6 Vikare1 2. Von der Zerstörung des St.
Viktorstiftes in Weisenau ab 1552 beherbergte St. Johann auch dessen Stiftsherren, was sich
in den Grabinschriften widerspiegelt.
Der heute noch bestehende, im August 1942 allerdings ausgebrannte und inzwischen wieder-
hergestellte Bau3 entstammt wohl der ottonischen Zeit, der Westchor dem 14. Jh., das
anscheinend einen Umbau der ganzen Kirche plante. Der bauliche Zustand der Kirche scheint
durch das ganze Mittelalter bis in das 17. Jh. hinein sehr schlecht gewesen zu sein, was wohl
an der sorglosen Fundamentierung lag. Dies führte zu baulichen Schäden, denen man 1685
dadurch zu begegnen suchte, daß man 2,65 m hoch Schutt in die Kirche fuhr und so nach-
träglich ein Fundament herstellte. Dabei werden natürlich viele Grabsteine verlorengegangen
sein. Ein solcher fand sich zum Traufgesims umgearbeitet vor kurzem auf der Mauerkrone
des Westturmes (Nr. 1018). 1737/38 wurde die alte Ostapsis abgetragen und an ihrer Stelle
der bis jetzt noch bestehende Kircheneingang angelegt. Man verlegte den Chor mit dem Hoch-
altar nach Westen in den Turm. Bei dieser Wiederherstellung wurden, wie Gudenus (III
S. 904) berichtet, eine Reihe von Grabmälern beseitigt. Es gehörten dazu auch die Denk-
mäler des hl. Bonifatius und des Erzbischofs Erkenbold (Nr. 654), der 1021 während der
Domwiederherstellung gestorben war, weswegen er offenbar in der mit Baumaterial ange-
füllten Ruine des Domes nicht bestattet werden konnte. Weitere Verluste werden die Benut-
zung als französisches Militärdepot 1793 und die Umbauten zur evangelischen Pfarrkirche
1828 gebracht haben, so daß bei den Renovationen und den Ausgrabungen von 1906 und
1950 nichts mehr an Inschriften gefunden wurde.
Aber auch die in Abschriften überlieferten Grabinschriften der Stiftsherren bieten nichts Be-
sonderes. Auffällig ist, daß so viele im 17. Jh. schon nicht mehr recht zu lesen waren.
Kapuziner
Ungefähr gleichzeitig mit der zweiten Niederlassung der Franziskaner (S. [50]) kommen die
Kapuziner nach Mainz und bauen ihre Kirche in der Kapuzinerstraße, schräg gegenüber der
St. Ignaz-Pfarrkirche4. 1793 brennt diese kleinste Klosterkirche der Stadt, ein einschiffiger
Raum mit eingezogenem Chor, ab und wurde von 1806 ab niedergelegt.
Auch hier ist die Überlieferung von Inschriften die gleiche wie bei dem zweiten Franziskaner-
kloster. Durch einen glücklichen Fund kennen wir die Grundsteinurkunde von 1621, die eigen-
artigerweise in Glas geritzt war (Nr. 1453). Eine weitere Tafel von 1624 (Nr. 1467) pries den
Stifter des Grundsteines und Spender größerer Geldbeträge, den Weihbischof Stephan Weber,
der ja auch den Bau des Franziskanerklosters sehr förderte. Beide Inschriften sind unter-
gegangen, das Glastäfelchen erst 1942 beim Brand des Museums.
1 R. Kautzsch, Die Johanniskirche, der alte Dom zu Mainz. In: M. Z. IV, 1909 S. 56. — Wagner=Schneider, Geistl. Stifte II
S. 351 u. 356. — J. Sartorius in: Aus Dom und Diözese Mz. Festgabe Georg Lenhart. Mz. 1939 S. 25. — H. Böckmann, Das
Stift St. Johannes Baptista in Mz. masch.=schr. phil. Diss. Mz. 1955. — A. Ph. Brück, Zur Bonifatiusverehrung in Mz. In: St.
Bonifatius. Gedenkgabe, Fulda 1954. S. 506 u. F. Arens, Bonifatiusdarstellungen am Mittelrhein. In: St. Bonifatius S. 592
u. 600. — 2 Gudenus III S. 829 bringt das Verzeichnis der Prälaten.
3 F. Arens in den Jahresberichten der Denkmalpflege in Rheinland=Pfalz, erschienen in: Jahrbuch f. Gesch. u. Kultur des
Mittelrheins 2/3, 1950/51 S. 277. —
4 F. Arens, Die alte Mz. Kapuzinerkirche u. das Kloster. In: Die Kapuziner in Mz. 1618—1802. Mz. 1953 S. 81—115. —

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