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Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0501
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(Ein @ofnt ©trvniingcnö, eines Ortes (SacOfens ivar biefer,
»Billigte genannt. $?an fab ibn bainate rübmlieb ate Eqöifcbvf von $lainj unb ate $rcunb bte SlHmädjtigen.
Er leitete ganj unumfebränft bas Äaifcrreicb.
»Ton Schönburg ber würbe er uns gegeben, aus Saebfen gebürtig.
Xatfräftig unb freigebig, bentütig, gerecht, fcbarfblicfenb war er.
Oie StepbuusEirebe auf beut Q5ergc bicr bat er ganj aus freiem Billen gebaut.
3n Thüringen bat er Oorla, Jechaburg unb Salerno (?) errichtet.
3n ber Stabt SXaini finb ferner jwei Obren aus £14;
Sin bett Stufen ber SDlarienfircbe bat er beibe Oürflügcl errichtet.
Oie SJiftorfirebe, bic er erbaut bat, liebt bir brauften vor ben Ooren.
Eine Q3rücfe bat er erbaut bei Slfcbaffcnburg, trefflieb bat er fie ausgefübrt,
Ocsgleicben eine Erliefe über bic Slabc; ber Witter gebt barüber unb ber Äneebt.
Unb eine unbebingte Ocotwenbigbeit, er bat auch bett SDläufeturm nabe bei Gingen errichtet.
3m Jahre 977 würbe er (Erjbifcbof.
Regiert bat er trefflieb insgefamt 36 Jahre nach richtiger Überlieferung.
3m Jahre Ebrijli 1011 ifl biefer Q5ifcbof geworben.
21m tOlatbiastage i|l er begraben worben. (Oaran) beide.
SSlit ben wahren -heiligen lebt er (jeßt) flänbig in $vcubcn ^ufammen,
Zweifellos nicht hochmütig, fonbern bemütig.
.(hier neben bem Slltar ifl ber Selige begraben.
Unb in ber Stepbansfirebe ruht er.
Jeßt finb feine Scheine in febr würbiger SBeife ausgegraben worben.
Eine Äafel i|l, gant unbefchäbigt aus bem Stabe erhoben worben,
SDHt welcher ber ^rieftet' gegiert wirb, wenn bic SDleffc vorbereitet wirb.
3n aufrichtigem £obpreis Sottes ifl feine Seele (jeßt) flänbig tätig.
Jeßt fei Shtiflus 511 allen Stunben (biefem nuferem) Bobltätcr 511 eigen.
So gebt (feine) Seele hinüber. S7un fprcdjc feber Simen. (Sn.)
Die Abweichungen bringen keine wesentlichen Verbesserungen (s. bei Kraus), wahrscheinlich
gehen die verschiedenen Abdrucke doch alle auf Serarius zurück.
Erzbischof Willigis gründete die Stephanskirche und ward in ihr begraben. In der Mainzer
Diözese wurde er als Heiliger verehrt und galt als der erste Kurfürst. Bei der Herkunftsangabe
(I, 1 u. 5) wird wohl Schöningen in der Gegend von Braunschweig gemeint sein, das auch sonst
als Geburtsort von Willigis galt1.
In Dorla, Jechaburg und Valerna hat Willigis Kirchen gebaut (I, 8). Die ehernen Türen an
Liebfrauen, auf deren Verfertigung Willigis besonders stolz war, wie die Inschrift lehrt (Nr. 5)
und die heute das Marktportal des Domes verschließen, sind genannt. Die Nahebrücke bei
Bingen wie die Mainbrücke bei Aschaffenburg sollen auf Willigis zurückgehen. Bodmann2 und
Schaab3 geben der zweiten Fassung des Gedichts für den Vers 13 den Vorzug „prope Binguen-
sem“, zumal es fraglich ist, ob Willigis wirklich der Erbauer des Mäuseturms war.
Willigis wurde bereits 975 Erzbischof (I, 15). Auf dieses verbesserte Datum ist auch die Zahl
seiner Regierungsjahre bezogen. Es ist anzunehmen, daß Willigis erst erhoben wurde, als man
die gotische Kirche erbaute, also im 13. Jahrhundert, weil eben damals größere Erdarbeiten
nötig wurden. Darauf würde auch das nunc (in I, 15) hinweisen. Die Willigiskasel, die heute
noch im Besitz der Stephanskirche ist, soll im Grabe gefunden worden sein. Da aber auch Sankt
Viktor eine ähnliche Kasel besaß, die der Erzbischof dorthin geschenkt haben wird (heute im
bayrischen Nationalmuseum in München), ist wohl anzunehmen, daß die Auffindung im
Grabe eine nachträglich entstandene Legende ist, die auch durch die vorzügliche Erhaltung des
Stoffes widerlegt wird. Die Kasel wurde bis in die Neuzeit am Willigisfest getragen.
Literatur zur ersten Fassung: Serarius S. 721—723. — Ad. Gotfr. Volusius, Offic. vetustiss. Willigisi (Mainz 1675. War mir nicht
zugänglich). — Joannis I S. 457. — Werner I S. 512. — Carl Euler, Erzbischof Willigis von Mainz. Einladungsprogramm der Landes-
schule Pforta (Naumburg 1860) S. 3. — Boehmer=Will, Regesten I S. 143 Nr. 173, dazu Cornelius Will, Bemerkungen zu der
Ausgabe des Officium vetustissimum beati Willigisi aus dem Jahre 1675. Der Katholik LIII (1873) II S. 731. — Kraus II S. 121
Nr. 261, I. —
Literatur zur 2. Fassung: Latomus bei Mencken III S. 479. — W. Guerrier, Officium et miracula Sancti Willigisi (Moskau und
Leipzig 1869) S. 39. — Boehmer=Will Regesten I S. 144. — Der Katholik LIII (1873) II S. 732. — Kraus II S. 121. —
1 Guerrier S. 11. —
2 Bodmann, Rheingauische Altertümer (Mainz 1819) I S. 148. —
5 Schaab III S. 408. — A

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