worden wäre. Aber das Fuchssche Kupfer verdient keinen Glauben: römisch kann ein der-
artiges Denkmal nicht gewesen sein, dagegen spricht sowohl die Art der Drususdarstellung
wie die viermal auf der Schauseite wiederholte Ehreninschrift. Höchst wahrscheinlich entstand
diese Abbildung durch willkürliche Vervollständigung einer flüchtigen Skizze, und die vier-
fache Wiederholung der Inschrift dürfte auf eine falsche Auslegung der bei Brower zu
findenden Angabe zurückgehen: „ . . . cum epigrapha per quadratum eunte sursum deorsum:
Im Memoriam Drusi Germanici.“ Serarius, der den Stein sicherlich selbst gesehen hat, weiß
nichts von einer vierfachen Wiederholung der Inschrift; er hätte es gewiß nicht unterlassen,
eine solche Merkwürdigkeit mitzuteilen.
Der Stein wurde 1808 im Haus zum Römischen Kaiser am Liebfrauenplatz über dem Brunnen
eingemauert gefunden und 1820 ins Museum gebracht.
Das Wort Drusi begann ursprünglich mit einem T, das in ein eckiges offenes D umgeändert
wurde; die rechte Hälfte des T-Balkens ist noch zu erkennen. Die übrigen Buchstaben sind
reine Kapitale, aber weder römischer noch mittelalterlicher Art. Die kennzeichnenden Grund-
formen — E mit kurzem Mittelbalken, M mit tiefem Scheitel und leicht einwärts geneigten
Stämmen, R mit spitzem, einwärts geschwungenem Schweif — entsprechen sehr genau den
Schriftformen, die sich auf Mainzer Denkmälern seit 1504 (Grabmal Berthold von Henneberg
siehe Nr. 278) bis gegen 1525 finden. In der folgenden Zeit machen sich deutliche Wand-
lungen bemerkbar. Die Inschrift des Denkmals ist also eine humanistische Fälschung; man
wird den Urheber im Freundeskreis des Trithemius suchen dürfen.
Freudenberg (1851) verteidigte noch den römischen Ursprung der Inschrift, während sie seit
Zangemeisters Untersuchung (bei Körber, 1900) als Fälschung aus karolingisch-ottonischer
Zeit galt. Das seltsame D erinnert wohl an ähnliche frühmittelalterliche Bildungen, aber
die vom Steinmetzen bei der Verbesserung des vorangegangenen Haufehlers offenbar beab-
sichtigte Form des D ist am Ende des 15. und 16. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich. Gegen
frühmittelalterlichen Ursprung würde zudem die umlaufende Anordnung der Inschrift
sprechen.
Serarius S. 64. — Christoph Brower, Antiquitatum et Annalium Trevirensium lib. XXV (Leodii 1670) S. 132. — Joh. Crafto Hiegell,
Collectanea naturae, artis et antiquitatis (Mainz 1697) Spec. I S. 7. — Joannis I S. 42. — Ludwig Anton Muratori, Novus Thesaurus
veterum inscriptionum (Mailand 1739) S. CCXXV. — Joseph Fuchs, Alte Geschichte von Mainz (Mainz 1771) 1 S. 70. — I. A.
I. Hutter. Historisches Taschenbuch (Mainz 1790) S. 89. — Lehne I S. 355 Tat. V. Bd. III S. 143. — Schaab I S. 65. — Schaab in:
Quartalblätter des Vereins für Literatur und Kunst zu Mainz I (1830) Heft 2 S. 19. — Mainzer Wochenblatt 1851 S. 795. — Steiner,
Codex inscriptionum romanarum Rheni (Darmstadt 1837) S. 450. — Steiner, Codex inscriptionum rom. Danubii et Rheni (Darm-
Stadt 1851) S. 367. — H. L. Klein, Abbildungen von Mainzer Alterthümern II S. 16. — F. Ritter in: Bonner Jahrbücher XVII (1863)
S. 27. — Klein in: Mainzer Wochenblatt 1857 S. 448. — Klein, Die Römischen Denkmäler in und bei Mainz (Mainz 1861) S. 3. —
Klein in: Nassauische Annalen VII (1864) S. 144. — J. Freudenberg in: Bonner Jahrbücher XXXIX—XL (1866) S. 178. — Gredy in:
Westermanns Monatshefte XVII (1864) S. 248. — Brambach, Inscriptionum in Germaniis repertarum censura. (Bonn 1864) S. 12. -
J. Becker, Die römischen Inschriften und Steinskulpturen des Museums der Stadt Mainz (Mainz 1875) S. 37 Nr. 130. — Körber in:
Z. V. M. IV S. 297 Nr. 238. — Körber in: M. Z. XI (1916) S. 95. — Bauer S. 22. — Karl Brandi, Grundlegung einer deutschen
Inschriftenkunde, in: Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters I (1937) S. 15. — B
1599 Aureusfriedhof
Grabstein Andilbraht
8./9. Jahrhundert
Fälschung Bodmanns in Form einer Zeichnung, die einen nie vorhandenen Grabstein erdichtet.
Aufbewahrt zusammen mit einem Brief an Oberlin, in dem die Entdeckung des Grabsteines
am 10. Mai 1805 bei Anlage des jetzigen Friedhofes mitgeteilt wird, in der Nationalbibliothek
zu Paris.
f EN ALLAN HE / LIGON NVOMEN / EN DIZON GRVOF / ON SEIZITHE /
FRONO ANDILBR/AHT ... MEGO/NZON ANN XXXIII / FILICITER
sprachlich richtig müßte es heißen: In allere — namen — in dirro fron — Angilbraht —
Magenza —
3n aller -heiligen tarnen fetjte man in tiefem @rabe bei ben ebelen 2lnbilbrabt von Sflainj, ber 33 3aU'c
glüeflid) (lebte).
703
artiges Denkmal nicht gewesen sein, dagegen spricht sowohl die Art der Drususdarstellung
wie die viermal auf der Schauseite wiederholte Ehreninschrift. Höchst wahrscheinlich entstand
diese Abbildung durch willkürliche Vervollständigung einer flüchtigen Skizze, und die vier-
fache Wiederholung der Inschrift dürfte auf eine falsche Auslegung der bei Brower zu
findenden Angabe zurückgehen: „ . . . cum epigrapha per quadratum eunte sursum deorsum:
Im Memoriam Drusi Germanici.“ Serarius, der den Stein sicherlich selbst gesehen hat, weiß
nichts von einer vierfachen Wiederholung der Inschrift; er hätte es gewiß nicht unterlassen,
eine solche Merkwürdigkeit mitzuteilen.
Der Stein wurde 1808 im Haus zum Römischen Kaiser am Liebfrauenplatz über dem Brunnen
eingemauert gefunden und 1820 ins Museum gebracht.
Das Wort Drusi begann ursprünglich mit einem T, das in ein eckiges offenes D umgeändert
wurde; die rechte Hälfte des T-Balkens ist noch zu erkennen. Die übrigen Buchstaben sind
reine Kapitale, aber weder römischer noch mittelalterlicher Art. Die kennzeichnenden Grund-
formen — E mit kurzem Mittelbalken, M mit tiefem Scheitel und leicht einwärts geneigten
Stämmen, R mit spitzem, einwärts geschwungenem Schweif — entsprechen sehr genau den
Schriftformen, die sich auf Mainzer Denkmälern seit 1504 (Grabmal Berthold von Henneberg
siehe Nr. 278) bis gegen 1525 finden. In der folgenden Zeit machen sich deutliche Wand-
lungen bemerkbar. Die Inschrift des Denkmals ist also eine humanistische Fälschung; man
wird den Urheber im Freundeskreis des Trithemius suchen dürfen.
Freudenberg (1851) verteidigte noch den römischen Ursprung der Inschrift, während sie seit
Zangemeisters Untersuchung (bei Körber, 1900) als Fälschung aus karolingisch-ottonischer
Zeit galt. Das seltsame D erinnert wohl an ähnliche frühmittelalterliche Bildungen, aber
die vom Steinmetzen bei der Verbesserung des vorangegangenen Haufehlers offenbar beab-
sichtigte Form des D ist am Ende des 15. und 16. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich. Gegen
frühmittelalterlichen Ursprung würde zudem die umlaufende Anordnung der Inschrift
sprechen.
Serarius S. 64. — Christoph Brower, Antiquitatum et Annalium Trevirensium lib. XXV (Leodii 1670) S. 132. — Joh. Crafto Hiegell,
Collectanea naturae, artis et antiquitatis (Mainz 1697) Spec. I S. 7. — Joannis I S. 42. — Ludwig Anton Muratori, Novus Thesaurus
veterum inscriptionum (Mailand 1739) S. CCXXV. — Joseph Fuchs, Alte Geschichte von Mainz (Mainz 1771) 1 S. 70. — I. A.
I. Hutter. Historisches Taschenbuch (Mainz 1790) S. 89. — Lehne I S. 355 Tat. V. Bd. III S. 143. — Schaab I S. 65. — Schaab in:
Quartalblätter des Vereins für Literatur und Kunst zu Mainz I (1830) Heft 2 S. 19. — Mainzer Wochenblatt 1851 S. 795. — Steiner,
Codex inscriptionum romanarum Rheni (Darmstadt 1837) S. 450. — Steiner, Codex inscriptionum rom. Danubii et Rheni (Darm-
Stadt 1851) S. 367. — H. L. Klein, Abbildungen von Mainzer Alterthümern II S. 16. — F. Ritter in: Bonner Jahrbücher XVII (1863)
S. 27. — Klein in: Mainzer Wochenblatt 1857 S. 448. — Klein, Die Römischen Denkmäler in und bei Mainz (Mainz 1861) S. 3. —
Klein in: Nassauische Annalen VII (1864) S. 144. — J. Freudenberg in: Bonner Jahrbücher XXXIX—XL (1866) S. 178. — Gredy in:
Westermanns Monatshefte XVII (1864) S. 248. — Brambach, Inscriptionum in Germaniis repertarum censura. (Bonn 1864) S. 12. -
J. Becker, Die römischen Inschriften und Steinskulpturen des Museums der Stadt Mainz (Mainz 1875) S. 37 Nr. 130. — Körber in:
Z. V. M. IV S. 297 Nr. 238. — Körber in: M. Z. XI (1916) S. 95. — Bauer S. 22. — Karl Brandi, Grundlegung einer deutschen
Inschriftenkunde, in: Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters I (1937) S. 15. — B
1599 Aureusfriedhof
Grabstein Andilbraht
8./9. Jahrhundert
Fälschung Bodmanns in Form einer Zeichnung, die einen nie vorhandenen Grabstein erdichtet.
Aufbewahrt zusammen mit einem Brief an Oberlin, in dem die Entdeckung des Grabsteines
am 10. Mai 1805 bei Anlage des jetzigen Friedhofes mitgeteilt wird, in der Nationalbibliothek
zu Paris.
f EN ALLAN HE / LIGON NVOMEN / EN DIZON GRVOF / ON SEIZITHE /
FRONO ANDILBR/AHT ... MEGO/NZON ANN XXXIII / FILICITER
sprachlich richtig müßte es heißen: In allere — namen — in dirro fron — Angilbraht —
Magenza —
3n aller -heiligen tarnen fetjte man in tiefem @rabe bei ben ebelen 2lnbilbrabt von Sflainj, ber 33 3aU'c
glüeflid) (lebte).
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