Die Fälschung enthält zahlreiche Fehler. Wäre der Stein echt gewesen, so wäre er die einzige
Parallele zum Diederichstein im Mainzer Altertumsmuseum.
Bodmann sind noch andere Fälschungen von Urkunden und dergleichen nachgewiesen worden.
Möglicherweise wollte er mit einer Zeichnung wie dieser den Empfänger foppen, so wie er
behauptete, den Weihbischof Würdtwein einmal mit einer von ihm nachgemachten Urkunde
hineingelegt zu haben.
Paris, Nationalbibliothek. Correspondence d' Oberlin Tom. I, F. 116 unter: Manuscripts du fonds allemand tom. 192. — Seymour
de Ricci in Revue arch. XXXVIII (1901) S. 64. — Zusammenfassend Körber in: M. Z. XI (1916) S. 94/95 Nr. 47. — A
Erzbischöfl. Palast Wandmalereien um 1000
Über die bekannte Legende vom Wagnersohn und späteren Erzbischof Willigis, dem andere
und er selbst sich Räder und Verse an die Wände malten, vgl. in Kürze oben unter Nr. 1578.
1600 St. Quintin Teile zweier Grabinschriften Fälschung!
Die Inschrift befand sich nach Severus an der ersten Säule vor dem Chor rechts und begann mit:
Quis lateat tumulo quisquis miraris in isto
Severus bemerkt, daß die in seiner Wiedergabe fehlenden Worte verschwunden waren und
nicht gelesen werden konnten.
Herr Prof. Otto Schumann machte darauf aufmerksam, daß die ersten acht Verse bis maneat
requies wörtlich mit der Grabinschrift für Erzbischof Karl (f 863) in St. Alban überein-
stimmen. Die Lesarten sind genau dieselben wie die Wiedergabe der Grabinschrift Erzb. Karls
bei Serarius (Seite 654, vergl. auch oben Seite 344 Nr. 8).
Eigenartig ist es, daß bei Severus die Zeile fehlt, in der in dem Originalgedicht der Name des
Erzbischofs steht: Est testis Karolus regali semine natus
Die letzten vier Zeilen gehören nicht mehr zu der Grabinschrift des Erzbischofs Karl. Wir
finden sie wieder als die letzten vier Verse der Grabinschrift des Erzbischofs Hrabanus, dje von
ihm selbst verfaßt sind. Auch hier fehlt wieder der Name in der ersten Zeile:
Hraban nempe mihi nomen et lectio dulcis.
Severus überliefert noch eine weitere Inschrift, die in St. Quintin an der zweiten Säule vor
dem Chore links gewesen sein soll. Sie umfaßt 12 Verse und beginnt mit:
Cum constet vere nihil ortum fine carere:
Auch diese Inschrift finden wir wieder als die Erzbischof Friedrichs (f 954) in St. Alban
(vgl. auch oben S. 344 Nr. 14). Aber auch hier fehlt der Name: quis non novit Friderici.
Wenn diese Inschriften wirklich in St. Quintin waren, wäre es denkbar, daß sie nach den
Texten von St. Alban vielleicht im späten Mittelalter oder der Renaissancezeit kopiert wurden.
Daß aber in beiden Fällen Severus die Namen der in St. Alban begrabenen Erzbischöfe (oder
auch die anderen Namen der in St. Quintin bestatteten Personen) nicht lesen konnte, erscheint
so verdächtig, daß wir hier Fälschungen annehmen müssen. Severus oder die Qüelle, die er
benutzt, unterschieben einfach die karolingischen Texte als in St. Quintin gefundene Grab-
inschriften. Auffällig ist es auch, daß in keiner anderen Quelle, also nicht bei Gamans, Gudenus
oder Würdtwein die gleichen Epitaphien zitiert werden. Hinzu kommt, daß gerade das Fehlen
der Namen in den angeblich an den Pfeilern aufgehängten Inschriften besonders auffällig ist,
da ja diese Epitaphien keinerlei Abnutzung unterlagen. — Man könnte den Gedanken noch
kurz erwägen, ob nicht die karolingischen Erzbischofsdenkmäler vielleicht von St. Alban nach
der St. Quintinskirche übertragen wurden. 1. Es steht nicht fest, ob diese karol. Inschriften
überhaupt in St. Alban je vorhanden waren. 2. Wenn sie wirklich vorhanden gewesen wären,
hätte man sie in eine Kirche übertragen, die die Albans-Stiftsherren nach der Zerstörung von
704
Parallele zum Diederichstein im Mainzer Altertumsmuseum.
Bodmann sind noch andere Fälschungen von Urkunden und dergleichen nachgewiesen worden.
Möglicherweise wollte er mit einer Zeichnung wie dieser den Empfänger foppen, so wie er
behauptete, den Weihbischof Würdtwein einmal mit einer von ihm nachgemachten Urkunde
hineingelegt zu haben.
Paris, Nationalbibliothek. Correspondence d' Oberlin Tom. I, F. 116 unter: Manuscripts du fonds allemand tom. 192. — Seymour
de Ricci in Revue arch. XXXVIII (1901) S. 64. — Zusammenfassend Körber in: M. Z. XI (1916) S. 94/95 Nr. 47. — A
Erzbischöfl. Palast Wandmalereien um 1000
Über die bekannte Legende vom Wagnersohn und späteren Erzbischof Willigis, dem andere
und er selbst sich Räder und Verse an die Wände malten, vgl. in Kürze oben unter Nr. 1578.
1600 St. Quintin Teile zweier Grabinschriften Fälschung!
Die Inschrift befand sich nach Severus an der ersten Säule vor dem Chor rechts und begann mit:
Quis lateat tumulo quisquis miraris in isto
Severus bemerkt, daß die in seiner Wiedergabe fehlenden Worte verschwunden waren und
nicht gelesen werden konnten.
Herr Prof. Otto Schumann machte darauf aufmerksam, daß die ersten acht Verse bis maneat
requies wörtlich mit der Grabinschrift für Erzbischof Karl (f 863) in St. Alban überein-
stimmen. Die Lesarten sind genau dieselben wie die Wiedergabe der Grabinschrift Erzb. Karls
bei Serarius (Seite 654, vergl. auch oben Seite 344 Nr. 8).
Eigenartig ist es, daß bei Severus die Zeile fehlt, in der in dem Originalgedicht der Name des
Erzbischofs steht: Est testis Karolus regali semine natus
Die letzten vier Zeilen gehören nicht mehr zu der Grabinschrift des Erzbischofs Karl. Wir
finden sie wieder als die letzten vier Verse der Grabinschrift des Erzbischofs Hrabanus, dje von
ihm selbst verfaßt sind. Auch hier fehlt wieder der Name in der ersten Zeile:
Hraban nempe mihi nomen et lectio dulcis.
Severus überliefert noch eine weitere Inschrift, die in St. Quintin an der zweiten Säule vor
dem Chore links gewesen sein soll. Sie umfaßt 12 Verse und beginnt mit:
Cum constet vere nihil ortum fine carere:
Auch diese Inschrift finden wir wieder als die Erzbischof Friedrichs (f 954) in St. Alban
(vgl. auch oben S. 344 Nr. 14). Aber auch hier fehlt der Name: quis non novit Friderici.
Wenn diese Inschriften wirklich in St. Quintin waren, wäre es denkbar, daß sie nach den
Texten von St. Alban vielleicht im späten Mittelalter oder der Renaissancezeit kopiert wurden.
Daß aber in beiden Fällen Severus die Namen der in St. Alban begrabenen Erzbischöfe (oder
auch die anderen Namen der in St. Quintin bestatteten Personen) nicht lesen konnte, erscheint
so verdächtig, daß wir hier Fälschungen annehmen müssen. Severus oder die Qüelle, die er
benutzt, unterschieben einfach die karolingischen Texte als in St. Quintin gefundene Grab-
inschriften. Auffällig ist es auch, daß in keiner anderen Quelle, also nicht bei Gamans, Gudenus
oder Würdtwein die gleichen Epitaphien zitiert werden. Hinzu kommt, daß gerade das Fehlen
der Namen in den angeblich an den Pfeilern aufgehängten Inschriften besonders auffällig ist,
da ja diese Epitaphien keinerlei Abnutzung unterlagen. — Man könnte den Gedanken noch
kurz erwägen, ob nicht die karolingischen Erzbischofsdenkmäler vielleicht von St. Alban nach
der St. Quintinskirche übertragen wurden. 1. Es steht nicht fest, ob diese karol. Inschriften
überhaupt in St. Alban je vorhanden waren. 2. Wenn sie wirklich vorhanden gewesen wären,
hätte man sie in eine Kirche übertragen, die die Albans-Stiftsherren nach der Zerstörung von
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