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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0044
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Württemberg

Heinrich Bullinger in Zürich87. Am 24. August 1536 wurde die Ordnung veröffentlicht und die Verteilung an
die einzelnen Pfarrer sowie die Umsetzung ihrer einzelnen Bestimmungen mit Hilfe der kurz darauf einset-
zenden Visitation bewerkstelligt88.
In der Vorrede betont Herzog Ulrich Predigt und Sakrament als die beiden Säulen des christlichen
Glaubens. Nach diesem knappen Bekenntnis zur evangelischen Lehre befasst sich die Ordnung mit der
Regelung des Gemeindegesangs, der Kleidung der Geistlichen, Anzahl der Feiertage, Feier des Abendmahls,
Vesper, Taufe und Nottaufe, Einsegnung der Eheleute, Versehung von Kranken und Sterbenden sowie
Begräbniszeremonien. Abgeschlossen wird das Werk schließlich mit dem Katechismus von Johannes Brenz
sowie Kollektengebeten, die zum Teil von Luther übernommen worden sind89. Erst kurz vor der Veröffent-
lichung der Kirchenordnung im März 1536 muss die Entscheidung gefallen sein, den 1535 entstandene
Katechismus von Brenz in die Ordnung aufzunehmen90. Da die Kirchenordnung keinen weiteren Abschnitt
über Glaubenssätze enthält, kommt dem Katechismus der Charakter eines Bekenntnisses und einer offizi-
ellen Lehrgrundlage zu.
Die württembergische Kirchenordnung von 1536 enthält weder Bestimmungen zur Kirchenzucht noch
zur administrativen Organisation der Kirche, sondern befasst sich nahezu ausschließlich mit der Gestaltung
des Gottesdienstes. Die Ordnung bietet ein mehrschichtiges Bild der konfessionellen Ausrichtung. Grund-
sätzlich beruhte die Reformation in Württemberg auf der Confessio Augustana von 1530, war also eindeutig
der lutherischen Auffassung verpflichtet. Feier und Gestaltung des Abendmahls folgen der lutherischen
Lehre - wie auch an den zahlreichen Luther-Liedern abzulesen ist - Ansprachen und Gebete wurden teil-
weise aus der brandenburg-nürnbergischen Kirchenordnung von 1533 übernommen. Diese lutherische Cha-
rakteristik zeigt den Einfluss Johannes Brenz’ auf die Ordnung91. Die lutherische Lehre wurde jedoch in
oberdeutsch geprägter Form präsentiert: An Stelle der in den übrigen lutherischen Ländern weiterentwik-
kelten Messe griff man in Württemberg auf den im Spätmittelalter in den Städten praktizierten Predigt-
gottesdienst zurück. In diesen oberdeutsch geprägten Formen scheint der Anteil Ambrosius Blarers an der
Ausarbeitung der Kirchenordnung durch92. Mit der lutherischen Lehre in oberdeutscher Form war das
Grundmodell des württembergischen Gottesdienstes geschaffen worden, das auch in Zukunft die liturgische
Hauptform der württembergischen Kirche bleiben sollte.
Beim Ablauf des Gottesdienstes orientierte sich Schnepf an der Kirchenordnung seiner Vaterstadt Heil-
bronn von 153293. Die württembergische Kirchenordnung schöpfte außerdem aus den Nürnberger 23 Lehr-
artikeln von 1528 und der Kirchenordnung Markgraf Georgs von Brandenburg-Ansbach von 1528 sowie aus
der brandenburg-nürnbergischen Kirchenordnungen von 1533, an deren Abfassung Brenz ebenfalls beteiligt
gewesen war94.

87 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 690 S. 790.
88 Deetjen, Studien, S. 460 Anm. 15.
89 Vgl. Osiander, GA V, S. 148-152; Waldenmaier,
Gottesdienstordnungen, S. 127; Brecht/Ehmer,
Reformationsgeschichte, S. 226; Rückert, Alte Chri-
sten-Neue Christen, S. 79; Reformation in Württem-
berg, S. 116; Brecht, Ordnung, S. 18-23; Ehmer,
Vannius, S. 72; Günther, Brenzens Anschauung,
S. 132-143; Hartmann/Jäger, Johann Brenz II,
S. 22ff., 283; Hartmann, Brenz, S. 150-156; ders.,
Schnepff, S. 44; Hermelink, Evangelische Kirche,
S. 74f.; Heyd, Ulrich III, S. 169-174. Zur Visitations-
reise siehe ebd., S. 175-181; Kolb, Gottesdienst, S. 1-4,
305ff.; Matthes, 10 Briefe, S. 140-143. Zum Inhalt der
Kirchenordnung siehe Waldenmaier, Gottesdienst-

ordnungen, S. 52ff.; Rauscher, Reformationsge-
schichte, S. 136f.
90 Zur Entwicklungsgeschichte des Brenzschen Katechis-
mus siehe Weismann, Katechismen, S. 233-262; ders.,
Bilia, S. 53; ders., Katechismen des Johannes Brenz,
S. 257-298; Hartmann, Brenz, S. 156; Brecht/Eh-
mer, Reformationsgeschichte, S. 228f.; Reu, Katechis-
men, S. 283-290.
91 Rauscher, Reformationsgeschichte, S. 137f.; Gün-
ther, Brenzens Anschauung, S. 46-54, 84-92.
92 Waldenmaier, Gottesdienstordnungen, S.54, 62f.
93 Das Original der Heilbronner Gottesdienstordnung von
1532 ist verbrannt, Druck: Heilbronner Urkunden-
buch IV, S. 777ff.
94 Druck der 23 Artikel bei Sehling, EKO XI/1,

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