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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0096
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Württemberg

Von der Meß.
Die bäpstisch meß als ain widerchristenlicher
und abgöttischer missbrauch des nachtmals Christi,
unsers Herrn, durch den der gleichförmig und von
Christo | 150v | ain mal eingesetzter brauch seins
gnadreichen abentmals gespalten worden, soll für-
derlich allenthalben in den Clöstern abgeschafft,
und die darinn sind, der ursach aigentlich bericht
werden.
Vom beichten.
Beichten ist in den Clostern nit die geringst seel-
marter geweßen, sonnderlich, dieweil die münch iren
aigen äpten und vorsteern uff bestimpte zeit gemein
beicht haben thun miessen, daneben ouch die äppt
inen selbs ettlich sünd und fäll vorbehalten, von de-
nen die täglichen beichtvätter nit haben absolviren
dörffen, welchs alles, dweil es der reichen gottes
gnad, uns in Christo als vätterlich angebotten,
zuwider ist, abgeschafft und yedemc frey gelassen
soll werden, das er in angst und beschwerd seins ge-
wyssens hilff und trost suchd bey aim yeden, zu dem
er hertz und willen haben mag.
Vom vasten und underschaid der speiß.
Alle tag soll man dem Convent zu Imbis und zu
nacht zu essen geben, damit niemandt des ortes be-
schwert werd. Welcher dann fasten will nach gele-
genhait seins leibs, soll in aller ding unbenomen
| 151r | sein, villerey aber soll bey inen gar nit statt
haben. Es soll inen ouch allerlay speiß mit danck-
sagunge erloubt sein.

c C: dem.
d C: sehe.
e B, C, D: dancksagung zu niessen.
f B: warumb.
g B: komlich.
h B, C: haben.
i D: weiß.
j-j Fehlt C.
k D: statt haben oder.

Vom Silentio.
Schweigen und reden habendt baide ir Zeit,
spricht der weiß man6, derohalb man dißen dingen
kain Zeit noch statt bestimmen, noch furschreiben
kan, sonnder würt der gaist gottes seine kinder nach
gelegenheit zu dißen baiden stücken, wie, wa und
wannf es besserlich und bawlichg sein mag, gnädic-
lich treibenh. Unnütz, loßi, üppig und leichtfertig
geschwetz soll inen wie allen Christen all Zeit ver-
botten sein.
Von klaidung und blatten7.
Welche wellendt, mögendt ire blatten gleich ver-
wachsen und die kutten fallen lassen und mit ander
erber beclaidung beclaidt werden. Also soll ouch in
allen anderen ausserlichen dingen freyhait zugelas-
sen und gehalten werden; yedoch soll der stercker
den schwachern allweg in liebe tragen, und der
schwach den starcken nach der liebe Regel nit ur-
thailen8.
Von der arbait.
Miessiggang als ain muter jund wurtzelj |151v|
alles args soll billich bey allen gott liebenden glou-
bigen, sonnderlich aber bey den yhenigen, so an es-
sen und trincken, klaidung und aller leibnotturfft
alle volle und gnug haben, gar nit stattk finden. De-
renhalbl wellen wir, das all Closter personen zu zim-
licherm arbait, yeder nach seinem vermögen und ge-
schicklichait, mit schreiben, bücherbindenn, schrei-
nen, kerb, sessell und hütt flechten, damit der teuf-
fel sie zu argem dest minder vermögo, gehalten wer-
den, sonnderlich aber sollen sie der hailigen ge-

l B, C, D: derhalb.
m B: zeitlicher.
n C: binden, mit.
o B: keren mög.

6 Pred 3,7.
7 Tonsur.
8 Vgl. etwa Röm 15,1.

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