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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0113
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7. Kastenordnung 1536

7. Kastenordnunga
[Mai] 1536

Ordnung eins gemeinen kasten für die armen, wie die allenthalb im Fürstentumb Wirtemberg
angericht soll werden.
[Wappen Herzog Ulrichs]
Anno M.D.XXXVI. | Aiia |

bOrdnung eins Gemeinen Castensb.

Von Gottes gnaden, Wir, Ulrich, Hertzog zu Wir-
temberg unnd zu Tegk, Grave zu Mümppelgart, etc.
Dieweil alle Götliche gesatz und gebott in zwey-
en fürnemlichen stucken begriffen sein, Nemlich
Got, den allmechtigen, von gantzem Hertzen, seel
und krefften lieben unnd den nechsten als sich selbs,
daher dann auch Christus mit leer unnd exempel
auff brüderliche liebe so treffenlich allenthalben ge-
triben hat, Und dann ye war, das dem Allmechtigen,
der unser hilff gar nichts bedarff, von unns nichts
gefelligers noch angenemers beschehen mag, dann
was wir umb seins namens willen unserm nechsten
mit wercken der barmhertzigkeit und milter hand
erzeigen, die er nit minder als die höchste gutthat
anzunemen unnd zu begnaden versprochen hatt.
Wöllen wir nun den namen Christi nit vergeben-
lich tragen, müssen wir uns des willen Gottes und
sunst Götlichen bevelchs gegen unserm nechsten in
hungers, auch ander not, auff das höchst befleissen,
wellichs wir auch sovil mer zuthun unns underne-
men sollen, sovil die not höher unnd grösser vor au-

a Textvorlage (Druck): UB Tübingen L IV 69.4. Einge-
arbeitete Version: LandesO Württemberg 1536: HStA
Stuttgart A 38 Bü 1. Abdrucke: Rauscher, Visitati-
onsakten 1, S. 8-21; Reyscher, Gesetze XII/1,
S. 122-132; Richter, EKO I, S. 261-265; Sattler,
Geschichte des Herzogtums III, Beil. 3, S. 155-165.
b-b LandesO Württemberg 1536: Der armen leut und betler
halb. Wiewol under allen christenlichen, gutten wercken
das armusen Gott am aller gefelligsten, so ist doch offen-
bar, das under diser zal der armen vil Streyffer, Landt-
recken und böser buben (denen weder morden, verrha-
ten, rauben, brennen und keiner büberey zuvil) erfunden

gen ist, dardurch wir bey dem güttigen, barmhert-
zigen Gott (der sein augen stätigs auff den armen
hat) gnad zuerlangen gantz tröstlich hoffen sollen.
Dieweyl dann | Aiib | ein grosse und merckliche anzal
armer leut hin unnd wider in unserm Fürstenthumb
befunden werden, wil die hochc notturfft erfordern,
derselbigen mit höchstem fleis fürzusteen, maß und
ordnung zugeben, damit das heilig almusen dester
nutzlicher angelegt und denen, so des notdurfftig
sein, damit des stattlicher geholffen werde.
Hierumb Gott, dem allmechtigen, unnserm tre-
wen vatter unnd aller liebsten seligmacher Christo
Jesu zu lob unnd ehr, dem armen zu hilff unnd trost,
auch besserung des gemeinen nutz, damit reich
unnd arm dest füglicher bey einander bleiben und
wonen mögen, so wöllen wir, das ein yede statt und
ampt unsers Fürstenthumbs nachvolgendt ordnung
fleissig fürnemme und deren ernstlich geleb unnd
volnziehung thue, welche wir auff drey haupt Ca-
pitel gestelt haben.

werden. Hirumb haben wir, dem allmechtigen zu lob,
gemeinem nutz zu fürderung und den rechten, frommen
und notturfftigen armen leuten zugnaden und gutem, ein
gemeine kasten ordnung begriffen, die wir im Truck auß-
geen lassen, ernstlich bevelhende, ir, unser ober- und un-
der Amptleut, wöllend sampt den gerichten jeder ort de-
ren gestracks geleben unnd nachkommen, auch die über-
farer nach außweisung derselbigen strengklich straffen,
als lieb ewer jedem sey, unser ungnad und selbs straff
zuvermeiden. Und lautet unser fürgenummen Kasten
ordnung von wort zu worten also.
c Fehlt LandesO Württemberg 1536.

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