8. Kirchenordnung 1536
vil müglich eingebracht werde und sollen all Sontag
und Feyrtag vor und nach der predig, deßgleichen
auch an den wercktagen, wa man anders schüler
oder sonst taugenlich personen darzu hat, solche
Christenliche Psalmen und Schrifftmessige gesang
gesungen werden. Die pfarrher sollen auch hie son-
dern fleis ankeren, damit sich meniglich hierinnen
üb und zustimme und sich niemandt seinen Gott
und schöpffer zu loben und preisen scheme, wie auch
David sein lebenlang begert, sei- | Aviia | nem Gott
zu singen unnd psallieren5, sonderlich, das die ju-
gend darzu mit fleis und ernst vermant unnd gezo-
gen, und also ander üppig und leichtfertig gesang,
dardurch sie zu vil übel angereitzt wirdt, abgetriben
werde unnd alle heuser von Gottes lob erschallen. Es
soll aber inn der versamlung der gemein aller müg-
licher fleis fürgewendt werden, damit man mitt
ernst und aller zucht ordenlich sing, einer auff den
andern merck, damit kein abschewlich missgethön
gehört werde.
Von der kleidung.
Dieweil wir, den schwachen zu wilfarn, yetzund
ein gute zeit den Chorrock an unsern pfarrherren
und kirchendiener gedult, haben wir doch yetzundt,
damit auch inn disem ein | Aviib | gleichförmigkeit
sey, für besser angesehen und wöllen, das sie nun
fürohin in solchen kirchen übungen den Chorrock
fallen lassen, daneben aber sonst allweg, wie inen
gezimpt, ersamlich unnd züchtig bekleidt seyen,
dann wie wir gar lange, Phariseische röck nit ach-
ten, also missfallt uns dagegen die kurtz und zuvil
beschnitten und balgische kleidung6, und wöllen
hierinn mittelmass, aller erbarkeit gemäss, gehalten
werden.
Von Feyrtagen.
Wiewol nach der lere des heiligen Apostels Pauli
den Christen kein underscheid der tage oder gezeyt-
ten auffgetrungen mag werden7, sonder nach der
5 Ps 104,33.
6 Gemeint ist die möglicherweise eng anliegende Kleidung
einer Prostituierten.
weissagung Isaie8 den Christen ein Sabath am an-
dern und alle tag feyrtag sollen sein, noch dannocht
umb der predig, gebets, dancksagung, handlung des
hochwürdigen Sacraments, auch umb der leib-
| Aviiia | lichen rhu willen, deren stücken allen wir
am leib unnd seelen umb unser schwacheit willen nit
mögen emperen, musse man etliche tag one verstrik-
kung der gewissen fürnemmen, an denen sich yeder-
mann zum Gotsdienst müssigen und andere arbeyt,
zu leiblicher auffenthaltung fürgenommen, dieweil
fallen und underlassen soll, und dieweil die herrli-
chen, grossen, unaussprechenlichen gutthaten un-
sers getrewen, lieben vatters durch Jesum Christum,
unsern liebsten heiland, an uns armen, verachten
würmlin so wunderbarlich bewisen und nachvol-
gends durch seine apostel und trewe diener so fleys-
sig uns fürgetragen unnd eingebildet, mit der zeit
erlöschen, und wo sie nit mit täglicher predig und
dancksagung stettigs erneuwert wurden, zuletsten
gar vor unsern augen verschwinden unnd in den ver-
damptlichen vergeß gestellet werden möch-| Aviiib |
ten, und aber alle solche hauptstucke Christenlicher
leere nit auff einmal fürgeschüttet, sonder vil nutz-
licher eins nach dem andern mit fleis und mus Chri-
stenlicher gemeyn fürgetragen mögen werden, Ha-
ben wir für gut angesehen, das man ein fest nach
dem andern begee unnd in den festen Christi eben
die ordnung halte, die in den thaten selbs, natürli-
cher ordnung und übernatürlicher götlicher anschik-
kung unnd würckung nach, sich von anfang der
empfencknus unnd menschwerdung Christi, unsers
liebsten heilands, uns zu erlösung unnd ewiger herr-
licheyt so gnedigklich eines nach dem andern erzei-
get hat.
Es sollen aber in unserm Fürstenthumb nachvolgen-
de fest- und feyrtag gehalten werden:
Erstlich alle Sontag, Item, alle hohe fest Christi
als nam- | Bia | lich Weyhennächt, Beschneidung9,
Ostertag, Auffarttag, Pfingstag. Und sollen dise tag
doch auch ungefar gehalten und niemand sein ge-
wissen damit beschwert werden, wie etwan der
7 Röm 14,5.
8 Jes 66,23.
9 1. Januar.
105
vil müglich eingebracht werde und sollen all Sontag
und Feyrtag vor und nach der predig, deßgleichen
auch an den wercktagen, wa man anders schüler
oder sonst taugenlich personen darzu hat, solche
Christenliche Psalmen und Schrifftmessige gesang
gesungen werden. Die pfarrher sollen auch hie son-
dern fleis ankeren, damit sich meniglich hierinnen
üb und zustimme und sich niemandt seinen Gott
und schöpffer zu loben und preisen scheme, wie auch
David sein lebenlang begert, sei- | Aviia | nem Gott
zu singen unnd psallieren5, sonderlich, das die ju-
gend darzu mit fleis und ernst vermant unnd gezo-
gen, und also ander üppig und leichtfertig gesang,
dardurch sie zu vil übel angereitzt wirdt, abgetriben
werde unnd alle heuser von Gottes lob erschallen. Es
soll aber inn der versamlung der gemein aller müg-
licher fleis fürgewendt werden, damit man mitt
ernst und aller zucht ordenlich sing, einer auff den
andern merck, damit kein abschewlich missgethön
gehört werde.
Von der kleidung.
Dieweil wir, den schwachen zu wilfarn, yetzund
ein gute zeit den Chorrock an unsern pfarrherren
und kirchendiener gedult, haben wir doch yetzundt,
damit auch inn disem ein | Aviib | gleichförmigkeit
sey, für besser angesehen und wöllen, das sie nun
fürohin in solchen kirchen übungen den Chorrock
fallen lassen, daneben aber sonst allweg, wie inen
gezimpt, ersamlich unnd züchtig bekleidt seyen,
dann wie wir gar lange, Phariseische röck nit ach-
ten, also missfallt uns dagegen die kurtz und zuvil
beschnitten und balgische kleidung6, und wöllen
hierinn mittelmass, aller erbarkeit gemäss, gehalten
werden.
Von Feyrtagen.
Wiewol nach der lere des heiligen Apostels Pauli
den Christen kein underscheid der tage oder gezeyt-
ten auffgetrungen mag werden7, sonder nach der
5 Ps 104,33.
6 Gemeint ist die möglicherweise eng anliegende Kleidung
einer Prostituierten.
weissagung Isaie8 den Christen ein Sabath am an-
dern und alle tag feyrtag sollen sein, noch dannocht
umb der predig, gebets, dancksagung, handlung des
hochwürdigen Sacraments, auch umb der leib-
| Aviiia | lichen rhu willen, deren stücken allen wir
am leib unnd seelen umb unser schwacheit willen nit
mögen emperen, musse man etliche tag one verstrik-
kung der gewissen fürnemmen, an denen sich yeder-
mann zum Gotsdienst müssigen und andere arbeyt,
zu leiblicher auffenthaltung fürgenommen, dieweil
fallen und underlassen soll, und dieweil die herrli-
chen, grossen, unaussprechenlichen gutthaten un-
sers getrewen, lieben vatters durch Jesum Christum,
unsern liebsten heiland, an uns armen, verachten
würmlin so wunderbarlich bewisen und nachvol-
gends durch seine apostel und trewe diener so fleys-
sig uns fürgetragen unnd eingebildet, mit der zeit
erlöschen, und wo sie nit mit täglicher predig und
dancksagung stettigs erneuwert wurden, zuletsten
gar vor unsern augen verschwinden unnd in den ver-
damptlichen vergeß gestellet werden möch-| Aviiib |
ten, und aber alle solche hauptstucke Christenlicher
leere nit auff einmal fürgeschüttet, sonder vil nutz-
licher eins nach dem andern mit fleis und mus Chri-
stenlicher gemeyn fürgetragen mögen werden, Ha-
ben wir für gut angesehen, das man ein fest nach
dem andern begee unnd in den festen Christi eben
die ordnung halte, die in den thaten selbs, natürli-
cher ordnung und übernatürlicher götlicher anschik-
kung unnd würckung nach, sich von anfang der
empfencknus unnd menschwerdung Christi, unsers
liebsten heilands, uns zu erlösung unnd ewiger herr-
licheyt so gnedigklich eines nach dem andern erzei-
get hat.
Es sollen aber in unserm Fürstenthumb nachvolgen-
de fest- und feyrtag gehalten werden:
Erstlich alle Sontag, Item, alle hohe fest Christi
als nam- | Bia | lich Weyhennächt, Beschneidung9,
Ostertag, Auffarttag, Pfingstag. Und sollen dise tag
doch auch ungefar gehalten und niemand sein ge-
wissen damit beschwert werden, wie etwan der
7 Röm 14,5.
8 Jes 66,23.
9 1. Januar.
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