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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0128
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Württemberg

kirch mit dem segen aus Numeri44 oder vorgeschrib-
ne weys durch den diener gesegnet werden.
Und nachdem vil daran gelegen, was die jugendt
von kindtheyt auff lerne, so sollen die Visitatores
unnd Superattendenten45 ein gleichförmi-| Ciib | gen,
bestendigen, kurtzen und kleinen Catechismum, den
die jungen von wort zu wort außwendig lernen und
sich undereinander darinn befragen mögen, in der
gantzen landtschafft anrichten46.
Wie man es halten sol, so ein schwanger weib oder
yemandts anders ausserhalb des ordenlichen
Nachtmals das hochwirdig Sacrament begerte.
So sich aber zutrüge, das etwan ein schwanger
weib oder irgend ein andere person auff ein wercktag
das Sacrament bey gesundem leib zu entpfahen be-
gert, die soll man vor oder nach der predig oder zu
welcher zeit es sich schicken will, mit dem Nachtmal
versehen und das Sacrament eben auff die weys, so
von den krancken und sterbenden hernach beschri-
| Ciiia | ben wirt, handlen und dem begerenden dar-
reichen. Auff solche weis sol es auch gehalten wer-
den mit den jhenigen, so in gefengknus ligen und
umb ir übelthat willen vom leben zum todt gericht
sollen werden. Die soll man auff ihr beger unnd
Christenlich ansuchen an denen orten, dahin sie die
oberkeit verordnet, mit dem Sacrament versehen.
Ordnung bey den krancken.
Die krancken sollen dahin gewisen werden, das
sie in sterbender nott oder sonst in langwiriger sucht
und leger das hochwirdig Sacrament nit verachten,
sonder sich damit versehen lassen, dann dieweil inen
als glidern Christenlicher gemeyn, auch burgern des
himelischen Hierusa- | Ciib | lems und mitgenossen
des gnadenreichen Nachtmals ir Burgerlich recht
unnd gepürender theyl vom nachtmal Christlicher

44 Num 6,24-26.
45 Vgl. Visitationsordnung Württemberg 1535, siehe
Nr. 10.
46 Vgl. unten, S. 121ff.
47 Siehe S. 107 Anm. 25.
48 1Kor 11,26.

gemein, das sie umb schwacheit ires leibs nit
besuchen können, in kein weg sol abgeschlagen oder
abgeschnitten werden, will es sich nit zimmen, das
man inen das hochwirdig Sacrament versage oder
das sie sich selbs solcher gnaden berauben. Darzu,
dieweil uns Christus, unnser liebster heylandt, nit
allein, wie obgemelt, mit worten oder trostlicher
verheissung, sunder eben so hoch mit Sacramentli-
chen zeichen, die sichtbarliche wort von Sant Au-
gustin (wie auch vorhin angezeigt)47 genent werden,
vergwissen, stercken und trösten hat wöllen, und
aber trosts und sterck nimmermer so hoch vonnöt-
ten als in schweren kranckheiten unnd sterbender
nott, wie könt man dann mit guten grundt den ster-
benden das hochwirdig Sa- | Ciiiia | crament versa-
gen. Sol auch in aller, am allermeisten aber in der
letstenn not der tod Christi bedacht und begangen,
ime von hertzen darumb gedanckt werden, wie der
Herr uns selber befilcht, sprechend: Das thut, mein
dabey zugedencken; unnd S. Paulus48: So offt ir von
disem brot esset und den kelch des Herren trinckt,
solt ir des Herren tod verkündigen, bis das er kompt
und dis hochwirdig Sacrament neben andern namen,
die ime die alten gegeben haben, auch Eucharistia,
(das ist) ein gute dancksagung, genent wirdt, wie
sollten dann die sterbenden solche betrachtung des
leidens Christi mit angeheffter und nachvolgender
dancksagung nit auch in furcht und todtpet gebrau-
chen. Es sol aber niemands hie irr machen, das es
Sinaxis und communio49 heisset, und S. Paulus
spricht: convenientibus vobis in unum50, als möcht
es darumb nit einem allein | Ciiiib | ausserhalb der
kirchen gereicht werden, dann die obangezeigten ur-
sachen beweisen krefftiglich, das man dem kran-
cken, den man bericht von dem gemeinen Nacht-
mal, sein gebürenden theil eben auff die weis also zu
haus bringt, wie man sonst einem geladnen gast, den
sein kranckheyt nit last zur hochzeit kummen, sein
essen in sein behausung pflegt zu schicken, und ist

49 Ursprünglich wurde eine zu gottesdienstlichen Handlun-
gen zusammenkommende Versammlung als Synaxis be-
zeichnet, LThK2 9, Sp. 1225. Hier sind Synaxis und
Communio synonym verwendet und bezeichnen die Eu-
charistie.
50 1Kor 11,33.

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