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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0135
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8. Kirchenordnung 1536

spons84, darinnen bezeichnet85, Wir bitten deine
grundlose barmhertzigkeit, du wöllest sollich dein
geschöpff ordnung und segen nicht lassen verrucken
oder undergeen, sonder genediglichen in unns be-
waren durch Jesum Christum, unsern herren, Amen.
I Eiib I

Und sollen die pfarrer fürsichtig sein, frembde,
unbekante leut on vorgeende gute kundtschafft
nicht eelich zusamen geben oder einzuleyten, zuvor
die, so in iren pfarren nicht sesshafft oder wonhafft
seyen87.

Darauff volgt der segen Numeri86: Der Herr segne
dich etc.

Form für die einfeltigen, wie man einen sterbenden trösten soll.

Man sol aber einem krancken oder sterbenden men-
schen die tröstlichen sprüch der schrifft fürhalten
und die mit allem fleis aus streichen, darinnen den
glaubigen mit so treffenlichen worten zugesagt und
versprochen wirt, das inen, so sie anders bis an ir
end in Christo bleiben und sich keine anfechtung
von ime abreyssen lassen, weder sünd noch tod scha-
den | Eiiia | könden, sonder der tod inen ein port
unnd thür müsse sein aus disem jamertall, nit in
grössern jamer (wie man etwan guthertzig leut unnd
erschlagen gewissen mit dem erdichten und unge-
gründten fegfeur geschreckt hat), sonder in ruh
unnd frid, ewig freudt und herrlicheit.
Darneben, das den glaubigen ir sünd also ver-
geben, ir schuld so gar vom grundt außgetilgt und
hingenommen sein, das ir Gott ewiglichen nimmer-
mer gedencken, keiner creatur im himel, hell oder
erden seine lyebe kinder zubeklagen gestatten wölle,
sonder sollen vom angesicht Gottes als rein geacht
werden, als hetten sie nie kein sünd gethon, dieweil
sie durch den glauben in Christum Jesum yetzunt
gereiniget, durch sein gnadreich, unschuldig blutt
besprengt, so sauber geweschen, mit seinen verdien-
sten, tugenden unnd unschuldt so herrlich bekleidet
und ge- | Eiiib | schmuckt seind. Dieweil aber das
fleisch unnd die vernunfft, wa sie nit mit Gottes
wort gemeistert und mit starckem glauben demmet
wirdt, sich im creutz und allerley widerwertigkeit
als kranckheit und anderm sehr hoch ergert, als
were die ime zu zeitlichen unnd ewigen verderpnus
84 Braut.
85 Eph 5,32.
86 Num 6,24-26.

aus strengem Gottes zorn aufgeladen und nit zur
besserung aus vätterlichem, freuntlichen willen
zugeschickt, darzu gemeinlich, so die üppig, wider-
spennig vernunfft allein auff die rut und nit auff die
hand, so die rut füret, (das ist) auf den menschen,
der leids gethan, villeicht lamm gehawen oder töd-
lich verwundt hat und nit auf Got, der disen bösen
menschen zur ruten und seinem werckzeug bracht
hat, sihet, volgt, das der mensch hart und gantz bit-
ter gegen seinem feindt wirdt, den zorn und wider-
willen nit wil lassen, so mus man dem krancken mit
allem fleis der nachvolgenden puncten un- | Eiiiia |
derrichten und erinnern.
Erstlich, das der jamer, der in quellet, durch den
willen Gottes ime zugeschickt, das creutz, das ine so
hart truckt, von Gott ihme auffgeladen sey, one den
auch alle creatur ime nit ein härlin hetten mögen
verletzen, ich geschweig, das sie ine so schwärlich
beschedigen, so gefarlich verwunden hetten mögen.
Dann er spricht Matthei am x. [39f.]: Alle ewere
haar seind gezelt und keines felt von ewerem haupt
one den willen ewers vatters im himel. Item, zwen
sperling kaufft man umb ein heller, und deren keiner
felt auff die erden on ewern himlischen vatter, wel-
ches sehr woll verstanden und hertzlich geglaubt hat
der trewe und wolgewalcken diener gottes David, da
er von Semei in seinem grossen ellend, hertzenleyd
und verjagen so mit greulicher lesterung angetast,
mit so frevenlicher, schmelicher that angesprengt
87 Vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung 1533,
siehe Osiander, GA V, S. 172f.; Sehling, EKO XI/1,
S. 202.

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