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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0138
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Württemberg

Item, Johannis xi [25f.], Das wort, damit der
Her Martham, die schwester des gestorben Lazari,
tröstet: Ich bin die auffersteung und das leben, wer
an mich glaubt, der wirdt leben, ob er gleich sturbe,
unnd wer da lebt und glaubt an mich, der wirdt nit
sterben ewiglich. | Fib |
Es mag auch dem sterbenden das gantz drey und
fünfftzigest Capitel Esaie [1-12] vom leiden Christi
unnd unser gnugthuung vorgelesen werden. Item,
das gantz Capitel Johannis am sibenzehenden
[1-26], in welchem treffenlicher grosser trost für ge-
halten wirt.
Item, herrliche vertröstung und vergwissung,
das der todt ein sicher port ins leben sey, und das die
gleubigen umb irer übertrettung willen nicht ins ge-
richt kummen, das ist, nit beklagt oder von ye-
mandts verdampt mögen werden, weil all irhe sünd
verzigen und ewiglich vergessen seind, als wir haben
Johannis am v. [24]: Warlich, warlich sag ich, wer
mein wort höret und glaubet dem, der mich gesandt
hat, der hat das ewig leben. Er kumpt in das gericht
nit, sonder ist durch den todt ins leben hindurch
getrungen.
Item, zun Rhömern am achten [31-34]: | Fiia |
Was wöllen wir nun sagen? Ist Got für uns, wer mag
dann wider uns sein? Welcher auch seines eigen suns
nit verschonet hett, sonder hat ihne für uns all dar-
geben, wie solt er dann uns mit ime nit alles ge-
schenckt haben? Wer will die außerwölten Gottes

beklagen? Gott ists, der sie rechtfertiget. Wer will
sie verdammen? etc. Christus ist hie, der gestorben
ist, ja vil mer, der aufferweckt, welcher ist zur rech-
ten Gottes und vertrit uns.
Am allermeisten aber soll stätigs eingeplewet
werden der aller trostlichest spruch vom standt der
Christgleubigen abgestorbnen in der ersten zun Tes-
saloniern am vierdten [13-18], mit dem man auch
allwegen beschliessen soll: Wir wöllen euch, lieben
brüder, nit verhalten von denen, die da entschlaffen
seind, auff das ir nit traurig sind wie die anndern,
die kein hoffnung habendt. Dann glaubendt wir,
| Fiib | Jesus gestorben und auferstanden sey, so
wirdt auch Gott die, so durch Jesum erschaffen
seind, mit ime füren, etc. Wir werdent dem Herren
entgegen in die lüfft gefürt und also allwegen bey
dem Herren sein. So tröstet euch nun mit disen wor-
ten undereinander.
Wa solche und dergleichen sprüch dem sterbenden
mit fleis eingebildet unnd von inen mit starcken
glauben gefast werden, so mögen sie mit friden da-
hin faren und mit dem frummen Simeon auch ein
frölich Nunc dimittis92 singen unnd sprechen: Nun,
Herr, lassest du deinen diener nach deinem wort im
friden dahin faren, etc. Dann meine augen haben
gesehen dein Heylandt, den du bereyt hast vor dem
angesicht aller völcker, ein liecht zu erleuchtung der
heyden, ein glori deines volcks Israel93, Amen. | Fiiia |

Ordnung der begrebnus.

Nach dem bis anher mancherley heydnisch und un-
christlich meynung, gepreuch unnd gepreng bey den
begrebnüssen der abgestorbnen gehalten seyen wor-
den, so sollen fürohin dieselben vermög Gottes worts
abgethan sein. Yedoch soll dannocht nicht desto-
weniger Christenlich zucht und erberkeyt mit beleu-
tung einer glocken, dem armen unnd dem reichen
gleich, nit der seel zugut, sonder das sich diejheni-
gen, so die leuch beleyten wöllen, versamlen mögen

92 Lk 1,46-55.

und mit verkündung gottes wort zu der begrebnus
gehalten werden, und das aus etlichen treffenlichen
ursachen:
Zum ersten, das der mensch, unnd sonderlich der
gleubig in Christum Jesum, nicht stirbt als das un-
vernünfftig vich, sonder stirbt auff die künfftig wi-
der aufferstehung zum | Fiiib | ewigen leben, darumb
sol der Christen begrebnus zur offenlichen kunt-
schafft der aufferstehung ehrlich sein.

93 Lk 2,29-32.

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