Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0139
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8. Kirchenordnung 1536

Zum andern, das die lebendigen mit solcher
zucht und beleytung zur begrebnus ir lieb freundt-
schafft, so sie gegen dem abgestorbnen getragen, of-
fenlich beweisen und ein werck der lieb erzeigen.
Zum dritten, das durch dise erbare beleytung
unnd durch verkündigung Gottes wort die leut des
tods erinnert, von dem verruchten leben abge-
schreckt, zur Christenlichen bereitung auff den tod
und zur hoffnung der urstendt94 gezogen werden,
darumb sol man die verschidenen keins wegs dahin
als die schelmen unerlich schlencken95.
Unnd soll dise ordnung gehalten werden: Der pfar-
rer oder sein helffer soll sich auff den kirchoff ver-
fügen und alda oder in die kirchen dem gegenwür-
tigen volck das Capitel in | Fiiiia | der ersten zu den
Tessa. iiii. cap. [13-18] von den verschidenen in
Christo verlesen, mit disem oder dergleichen anfang:
Lieben freund, wir haben yetzt, wie wir trostlicher
zuversicht seyend, ein glid unsers herren Jesu Chri-

sti aus freuntlicher lieb zur begräbung geleytet. Da-
mit wir nun nicht one underricht und trost abtret-
ten, wöllen wir hören die wort des heiligen apostels
Pauli in der ersten zun Tessa. im iiii. ca. [13], und
laut also: Wir wöllend euch, lieben brüder, nicht
verhallten96 von denen, die da entschlaffen sind, etc.
Darauff soll er ein kleine und kurtze underricht
thun von dem tod, von der aufferstehung oder der-
gleichen argumenten, so sich zur leicht97 schicken,
und so das leyd der freuntschafft98 des verstorbenen
so gros were, sol er sie mit den gnadreichen zusa-
gungen des heiligen Evangelions trösten, damit sie
nicht mit der klag über die schnur christenlicher re-
gel faren. | Fiiiib | Am end soll er die abgestorbne per-
sonen der gnedigen handt Gottes bevelhen und die
gegenwürtig versamlung umb besserung des lebens,
Christenlich absterben und frölich auffersteung mit
einem Vatter unser99 bitten lassen, und sie darauff
mit dem segen Numeri, wie daroben verzeich-
net100, segnen.

Em kleiner Catechismus.

Frag: Was glaubens bistu?
Antwurt: Ich bin ein Christ.
Frag: Warumb bistu ein Christ?
Antwurt: Das ich glaub in Jesum Christum und
bin in seinem namen getaufft.
Frag: Was ist der tauffe?
Der tauff ist ein sacrament unnd ein göttlichs
warzeichen, damit sich | Fva | got, der vatter, durch
seinen sun Jesum Christum sampt dem heyligen
geist verspricht, das er dem getaufften ein gnediger
Gott wölle sein und verzeyhe ime alle sünd, nemm
ine auff an eines kinds statt und erben aller himeli-
schen gütter.

94 Auferstehung.
95 Schleudern.
96 Im Ungewissen lassen.
97 Leiche.
98 Verwandtschaft.

Frag: Mit wölchen worten ist das Sacrament des
tauffs von Jesu Christo eingesetzt?
Antwurt: Matthei am letsten101, da er zu seinen
Jüngeren sprach: Geet hin und leeret alle völcker
und taufft sie in namen des vatters, des suns und des
heiligen geists und leeret sie alles, was ich euch be-
volhen hab. Deßgleichen Marci am letsten102: Geet
hin in alle welt und predigt das Evangelion allen
creaturn. Wer da glaubt unnd getaufft wirt, der wirt
seelig werden; wer aber nit glaubt, der wirdt ver-
dampt werden. | Fvb |
Frag: Was glaubstu?
Antwurt: Ich glaub in Gott, den allmechtigen
vatter, schöpffer himels und der erden.

99 Mt 6,9-13.
100 Num 6,24-26.
101 Mt 28,19f.
102 Mk 16,15f.

121
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften