Württemberg
11. Visitationsinstruktiona
[1536]
Instruction, was die [bRäte und] geordnetenn, so vonn w[egen] der Visitation in alle [Aempter]
umbreytenn werden, [zu tun haben].
Nämlich sollen sie in ain jedes [Amt mit] ainer Cre-
dentz an die Ober- und [Unter] Amptleutt, Bürger-
maister, Gericht und Rätten abgev[ertigt werden].
Unnd aldann [soll eingan]gs der ober- oder unn-
der Amptman allein und besonders befragt werden,
weß sich der Predicant, Pfarher, diacon, Schullmai-
ster, Castenpfleger, Meßner und all andere Kirchen-
diener mit der leer, Leben, Cerimonien und anderm
haltte, ob deren ainer mit der widerteufferische,
Schwenckfelderische oder andern Secten, Schwirmer
oder für bapstisch verdacht und gehalltten werde,
ob er auch der Kirchen mit seiner leer und leben
gemein Nutz und waß sein gantz testimonium sey.
Item, was ain jeder für ain Ehweyb, kinder und
haussgesindt hab, wie er die selbige im gaistlichen
und auch zeyttlichen regier, auch, weß sich die sel-
bigen under der gemaind mit irem leben und glau-
ben, auch irer aigen hausshallttung thun und lassen,
halltten und erzaygen.
Unnd wan dan der Amptman also befragt und
verhörtt ist, sollenn gleicher gestallt ettlich des ge-
richts unnd gutt hertzige der gemaind inn Ampt-
mans abwesen, jeder besonder unnd allain der ampt-
leutt, auch anderer obgemelter Personen halber
auch befragt unnd verhörtt werdenn. | 1v |
Zum dritten sollen auch all Pfarher, Predican-
ten, diacon, Schullmaister, Messner unnd andere
Kirchen diener examinieret unnd irer lehr, Cerimo-
nien, Lebens, Thon, lassens unnd Haußzucht halber
befragt, auch all ire bücher besehen unnd besonn-
ders vor allenn dingen [vo]n ainem jeden ain Predig
gehörtt, darzue [soll] ain dienner über denn andern
befragt werdenn und verhörtt.
Zum viertten sollen sie alle bey iren pflichtten
befragt unnd verkündigtt werden, wie es ann jedem
ortt umb den armen Casten stannd, ob gehanndlett
unnd gehaussett werde lautt der Castenn ord-
nung1 unnd die geordnetten inen ettlich jar Rech-
nung fürlegenn lassenn, sich darin zuversehen, wie
gehaussett werde, und ob der Vorrath der Remane-
ten aines Castens eingepracht unnd angelegtt und
zu zinslen gemachtt, wie inn der visitationn2 bevol-
hen, oder ob sie nachmalls ainander des Castens yn-
komen lyhen unnd ainannder stillstannden, wie
dann ann villen ortten beschehen, oder das einzie-
hen, das wissen uff der Renttcamern aigenttlich an-
zubringen, unnd so sollichs denn Renttcamerrätten
angezaigt, werden sie alsbald fürsehung thun, das
sie nach notturfft versehen werdenn.
Zum fünfften sollen auch die bemelte geordnette
sich erfaren unnd erkündigen aller Pfarhern, predi-
cantten, Caplon unnd Diacon, wer ire Collatores
unnd irer | 2r | jedes ortts zehenndt Her sye, [was sie]
fur Einkomen, es seienn jerlich [zins], gülltten,
Früchtten, Weynnzehenndt [und] annders, nichts
ussgenomen, dass[elbig] auch ordennlich unnd un-
derschidlich uffmerckhenn unnd volgentts gleicher
gestalltt denn Renttcamerrätten fürbringen, damit
daruff die selben nach notturfft mit irem ynnkho-
men auch versehen mögen werdenn.
Zum sechsten zuverkündigen, wa widerteuffe-
risch, schwenckfelderisch unnd ander rotten gaister,
besonnder auch, wer ir einschlaiffer unnd vorsteher
seien, die selbigen, auch irer lehr unnd anhenger
unnd inn was stadt oder wesen die seind, uff der
Rentcamern anbringenn. Als dan werden die Rentt-
a Textvorlage (Handschrift): HStA Stuttgart A 38 Bü 8. 1 Kastenordnung Württemberg 1536, siehe Nr. 7.
Abdrucke: Reyscher, Gesetze VIII, S. 66-69; Satt- 2 Visitationsordnung Württemberg 1536, siehe Nr. 10.
ler, Geschichte des Herzogtums III, S. 270-274.
b Beschädigte Stellen wurden soweit wie möglich ergänzt.
140
11. Visitationsinstruktiona
[1536]
Instruction, was die [bRäte und] geordnetenn, so vonn w[egen] der Visitation in alle [Aempter]
umbreytenn werden, [zu tun haben].
Nämlich sollen sie in ain jedes [Amt mit] ainer Cre-
dentz an die Ober- und [Unter] Amptleutt, Bürger-
maister, Gericht und Rätten abgev[ertigt werden].
Unnd aldann [soll eingan]gs der ober- oder unn-
der Amptman allein und besonders befragt werden,
weß sich der Predicant, Pfarher, diacon, Schullmai-
ster, Castenpfleger, Meßner und all andere Kirchen-
diener mit der leer, Leben, Cerimonien und anderm
haltte, ob deren ainer mit der widerteufferische,
Schwenckfelderische oder andern Secten, Schwirmer
oder für bapstisch verdacht und gehalltten werde,
ob er auch der Kirchen mit seiner leer und leben
gemein Nutz und waß sein gantz testimonium sey.
Item, was ain jeder für ain Ehweyb, kinder und
haussgesindt hab, wie er die selbige im gaistlichen
und auch zeyttlichen regier, auch, weß sich die sel-
bigen under der gemaind mit irem leben und glau-
ben, auch irer aigen hausshallttung thun und lassen,
halltten und erzaygen.
Unnd wan dan der Amptman also befragt und
verhörtt ist, sollenn gleicher gestallt ettlich des ge-
richts unnd gutt hertzige der gemaind inn Ampt-
mans abwesen, jeder besonder unnd allain der ampt-
leutt, auch anderer obgemelter Personen halber
auch befragt unnd verhörtt werdenn. | 1v |
Zum dritten sollen auch all Pfarher, Predican-
ten, diacon, Schullmaister, Messner unnd andere
Kirchen diener examinieret unnd irer lehr, Cerimo-
nien, Lebens, Thon, lassens unnd Haußzucht halber
befragt, auch all ire bücher besehen unnd besonn-
ders vor allenn dingen [vo]n ainem jeden ain Predig
gehörtt, darzue [soll] ain dienner über denn andern
befragt werdenn und verhörtt.
Zum viertten sollen sie alle bey iren pflichtten
befragt unnd verkündigtt werden, wie es ann jedem
ortt umb den armen Casten stannd, ob gehanndlett
unnd gehaussett werde lautt der Castenn ord-
nung1 unnd die geordnetten inen ettlich jar Rech-
nung fürlegenn lassenn, sich darin zuversehen, wie
gehaussett werde, und ob der Vorrath der Remane-
ten aines Castens eingepracht unnd angelegtt und
zu zinslen gemachtt, wie inn der visitationn2 bevol-
hen, oder ob sie nachmalls ainander des Castens yn-
komen lyhen unnd ainannder stillstannden, wie
dann ann villen ortten beschehen, oder das einzie-
hen, das wissen uff der Renttcamern aigenttlich an-
zubringen, unnd so sollichs denn Renttcamerrätten
angezaigt, werden sie alsbald fürsehung thun, das
sie nach notturfft versehen werdenn.
Zum fünfften sollen auch die bemelte geordnette
sich erfaren unnd erkündigen aller Pfarhern, predi-
cantten, Caplon unnd Diacon, wer ire Collatores
unnd irer | 2r | jedes ortts zehenndt Her sye, [was sie]
fur Einkomen, es seienn jerlich [zins], gülltten,
Früchtten, Weynnzehenndt [und] annders, nichts
ussgenomen, dass[elbig] auch ordennlich unnd un-
derschidlich uffmerckhenn unnd volgentts gleicher
gestalltt denn Renttcamerrätten fürbringen, damit
daruff die selben nach notturfft mit irem ynnkho-
men auch versehen mögen werdenn.
Zum sechsten zuverkündigen, wa widerteuffe-
risch, schwenckfelderisch unnd ander rotten gaister,
besonnder auch, wer ir einschlaiffer unnd vorsteher
seien, die selbigen, auch irer lehr unnd anhenger
unnd inn was stadt oder wesen die seind, uff der
Rentcamern anbringenn. Als dan werden die Rentt-
a Textvorlage (Handschrift): HStA Stuttgart A 38 Bü 8. 1 Kastenordnung Württemberg 1536, siehe Nr. 7.
Abdrucke: Reyscher, Gesetze VIII, S. 66-69; Satt- 2 Visitationsordnung Württemberg 1536, siehe Nr. 10.
ler, Geschichte des Herzogtums III, S. 270-274.
b Beschädigte Stellen wurden soweit wie möglich ergänzt.
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