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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0471
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52. Kirchenratsordnung 1569/1578

Unnd wann ein sach an unns, iauch unnser
freundtliche, liebe fraw Mutter oder unnsern Statt-
halter, Lanndthovemeister, auch geheimei unnd
obern Räth, mit schrifftlichem bedenckhenn ge-
pracht werden müesste, sollen selbige bedenckhenn
mit khurtzer erzehlung der factij meritorum causa
unnd ierem guth annsehenn, auch desselben Moti-
ven, gestellt unnd alleß unnöttigs unnderlassen wer-
denn.
kObgedachte unnsere politische Räth Conrat Enn-
gel18 unnd Matheus Heller19 sollen auchk neben deß
Kürchenraths geschefften wie bisher die gefell unn-
serß angerichten Kürchen Casstenß mit ainnemmen
unnd ausgebenn, ierem staat, so sie inn ierenn Re-
cessen bishero jederzeit nach gelegenheit der sa-
chenn empfanngenn, gemeß verwalten. Unnd wann
auch unnsere Kürchenräth oder jemand vonn der-
selben wegen verschickht werdenn oder sonstenn inn
unsern geschefften verreisenn, wöllen wir, das sie
mit der Zerung, diß articulß halb inn unnser Rennt-
cammerordnung20 begriffen, sich allerdings gemeß
halltenn.
Damit aber unnsere theologische unnd politische
Räth ungevarlich wissen und in similibus bericht
empfahen, welche sachen an unns oder unnser
lfreundtliche, liebe fraw Mutter, Statthalterl,
Lanndthovemeister unnd geheimem Rhät gepracht
werdenn sollenn, haben wir derselbenn etliche her-
nach verzaichnen unnd melden wellenn, namlich sol-
lenn sie unangepracht khein auslenndischenn unnd
frembdenn zum Kürchendienst prauchen und khom-
men lassen, auch selbigenn im fürstenthumb sonnst
khein unnderschlauff oder unnderhaltung geben
unnd verordnenn unnd, wo die wider hinzuweisenn
oder jemand waß pro viatico oder umb gottswillen
auß dem Kürchencassten was zugeben, one vorwis-
sen unnd bevelch über zwenn guldin nit willigen.
i-i KirchenratsO 1578: oder unnsern Lanndthofmeister.
j KirchenratsO 1578: facti, auch.
k-k KirchenratsO 1578: Es sollen auch insonnderhait unn-
sere zwen darzu deputierte unnd beruffte politische
Rhät.
l-l Fehlt KirchenratsO 1578.
m Fehlt KirchenratsO 1578.
n KirchenratsO 1578: wellen lassen.

Auch unnsernn Kürchendienern, desgleichen unn-
sern Stipendiaten oder Closter Schülern kheinen one
unnser erlauben nit auß dem fürstenthumb schick-
hen oder ziehen lassenn, darzu mit kheinem unnsern
Kürchendienern oder auch Stipendiaten unnd Clo-
ster Schüler, inn waß sachen es immer geschehen
mechte, nit dispensieren unnd milterung thun.
Unnd alß auch die besoldung unserer Kürchendiener
von neuem revidiert, sollen kheine additiones ge-
macht, gleicher gestallt solle ir kheinem auß gna-
denn nichts verordtnet oder fürgestreckht oder auch
für ain uffzug noch zur abvertigung, desgleichen der
Kürchendiener wittibenn unnd Kindern über das
zugelassenn viertel Jar nichzit jerlichs oder semel
pro semper one vorwissenn unnd bewilligenn geben
unnd gevolgt werden, keinen Kürchendiener auch
one vorwissen nit abschaffen oder verleibdingen,
auch über die anzal der Knaben, so inn unnserm
Pedagogio alhie verordnete Subsidia habenn, nit
schreitten, und kheinem sonnsten, der sey vom
Adell oder nit, onangepracht subsidia willigenn
unnd raichenn, desgleichen onangepracht kheinen
Synodum oder Conventum ausschreiben noch hal-
tenn lassenn.
Gleichergestallt kheinem im Kürchenrath, auch
Closter oder gaistlichen verwalthungs diener die be-
soldung nit bessernn oder etwaß auß gnadenn ge-
benn, zu- oder nachlassen unnd vonn geistlichenn
oder Closstergüetternn, gevellen unnd ehehafftinen
nichzit verenndern oder hingebenn, auch denn Inn-
habern daß nit gestatten, mit Verkhauffung unnd
uff borgs hingebung der frucht unnd Wein ouber des-
halb unnser gethone ordnungo nit greiffenn. Auch
die gaistliche und Closterverwalter sonsten nichts
namhaffts khauffen oder verkhauffen lassen, keinen
newenn oder namhafften baw nit fürnemmen unnd
darüber bevelch gebenn.

o-o KirchenratsO 1578: usserhalb der quartalien unnd ohne
angebracht, wa es ein zimbliche Summa betreffe.
18 Zu Konrad Engel siehe Anm 12.
19 Zu Matthäus Heller siehe Anm. 13.
20 Rentkammerordnung von 1553, Reyscher, Geset-
ze XII/1, S. 249-256.

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