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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0486
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Württemberg

55. Büchermandata
15. Januar 1593

Von Gottes gnaden Ludwig, Hertzog zu Württem-
berg, etc. Unnsern günstigen grus zuvor, würdige,
hochgelerte unnd ersame, liebe getrewe.
Nachdem sich ein Zeit hero befunden, das aller-
handt sectische Bücher hin unnd wider im Landt
einschleichen wöllen, darauß dann leichtlich allerley
Unrath ervolgen mag, nit allein bey den jungen mi-
nistris ecclesiae unnd denn jungen studiosis theolo-
giae, sondern auch andern, denen bißweilen der für-
wiz thut unnd nach dergleichen sectischen unnd ir-
rigen Büchern unnd schrifften trachten, unnd wir
dahero für eine hohe notturfft gehallten, gepürende
erinnerung zuthun, so ist unser gnedigs begeren und
bevelch, ir wöllendt die Typographos, auch Buch-
binder unnd die, so mit Büchern bey euch handtie-
ren, also auch die frembde, so die Jar- und wochen-
merkht besuchen, bey einer nambhafften straff
ernstlich verwarnen, keine sectischen unnd irrigen
Bücher, wie auch die schmach- unnd lesterschrifften
unnd famoß Libell der Jesuiter unnd iresgleichen
(darinnen mann von der Religion unnd den stritti-
gen puncten auff die Personalia kommet und dar-
durch die Theologos verhaßt machet) fayl zu haben
oder zuverkauffen, auch darauff ewer gutte achtung
geben, unnd wanns einer darüber brächte oder fail
hette, selbige zu handen nemmen unnd zu unnser
Cantzley schickhen, es auch inen darneben ernstlich
verweißen, wie auch die Ministri bey euch in iren
Predigen, sonderlich, wann es ettwan der Text gibt
(angesehen bißweilen under politischen Personen
unnd dem gemeinen mann gefunden werden, die,
wie vorangeregt, auß Fürwitz darnach fragen),
ebenmeßig vor dergleichen unreinen, sectischen
Büchern unnd Lästerschrifften (die nirgendtzu die-
nen) getrewlich unnd mit gutter Bescheidenheit ver-

a Textvorlage (Handschrift): UB Tübingen L. VIII, 1, 5a.
Abdrucke: Widmann, Zensur, S. 169f.; Widmann,
Buchhandel, S. 372ff.; Teildrucke: Bossert, Wieder-
täufer, Nr. 954, S. 669f.; Reyscher, Gesetze VIII,
S. 296f.

warnen unnd sie auff die Bibel, raine Postillen1 unnd
Bettbücher, die Gottes Wortt gemeß seyen, unnd
darauß sie zu irem hayl mehr nutzen schöpfen khün-
den, weißen sollen.
Nachdem man aber sollicher Scriptorum nit gar
manglen khan, sondern selbige auch bey der Handt
haben muß, damit man der adversariorum argu-
menta unnd ire calumnias wissen unnd inen desto
baß der notturft nach begegnen unnd sie abfärttigen
künde, so mögen ir allein dem Buchtrucker Georgio
Gruppenbach2 erlauben unnd bevelhen, von jedem
sollichem scripto auf der Meß ein Exemplar, zwey
unnd nit mehr (anderst dann, wie hernach volgen
württ) zubringen unnd selbige alsbald euch zuant-
wurtten, solche im fall der Noth haben zugebrau-
chen, angesehen die bißweilen gar abgehn und her-
nach füglich nit mehr zubekommen seyen.
Im Fall aber, beneben unnsern Superattenden-
ten auch sonsten under unnsern Ministris solche
qualificirte Personen weren, die sich in disputatio-
nibus und sonsten dermaßen erzaigt, das ir eruditio
unnd juditium wol bekhant, unnd sich nit zu besor-
gen, das dergleichen sectische Bücher bey inen Un-
rath schaffen oder sie irr gemacht werden möchten,
sondern sich mehr zu versehen, das ein sollicher ge-
lerter, wol fundierter Minister sich desto baß gegen
den adversariis werde gefaßt machen, selbigen, da es
ime aufferlegt oder es die Notturfft erfordert, mit
andtwurtt unnd Schreiben widerstandt zu thun, de-
nen sollen selbige scripta nit verwehrt sein, aber
darunter dise ordnung gehalten werden, das allwe-
gen die General- oder Specialsuperattendenten dem
Pfarrher oder Kürchendiener auff sein anbringen
unnd bitten ainen underschribnen Zedel unnd Ur-
khundt, was ime, dem Superattendenten oder dem

1 Vgl. die Ordnung des Zisterzienserklosters Mariäkron in
Rechentshofen 1539, siehe Nr. 15, S. 146 und die Ord-
nung für Frauenklöster 1556, siehe Nr. 36c, S. 304.
2 Zu Georg Gruppenbach siehe Benzing, Buchdrucker,
S.465.

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