4. Kirchenzuchtmandat 1548
4. Kirchenzuchtmandata
8. Juni 1548
Ernst, von Gottes gnaden Marggrave zu Baden und
Hochberg etc.
Lieber getrewer. Uns hat angelangt, wie allenthal-
ben in diesem unserm furstenthumb der marggrav-
schafft Baden unsers theils am freitag, Sampstag
und andern verbotten tagen fleisch in herbirgen und
sunst offenlich gespeißt werde. Die weyll aber sol-
lichs nit allein wieder alt herkomen Cristlich orde-
nung und das gebott der kirchen, sonder auch in
ansehung itziger unerhorter kleme1 und theuer das
fleisch2, darzu dieser uberflißige brauch nit kleyne
urshach gipt, unnleidlich ist, deshalben uns hierin
(gemeinem nutz und unsern underthanen zu gutt)
Eynsehens zu thon geburtt. So ist unser bevelich, du
wollest in deinen Amptt ernstlich gebitten, das hie-
furtter in keinen herbirg oder offen geshelschaffen,
es sein hochtzeiten oder anders, an verbotten tagen
einich fleisch offentlich gespeist werde, es sei zu
denn mallen oder sonst ausserthalben der mallen
bey straff zehen pfundt pfenig, so offt das beschicht.
Und ob aber jemand kranckheidt halben fleisch not-
turffig zu gebrauchen, das solichs an solichen tagen
nit offentlich, sonder in sondern gemachen, wo die
furehanden, wo aber |1v| die nit vorhanden, in son-
dern geschiren allein fur die selben pershonen und
nit weitters beschehe. Und dieweill auch da brauch
ingerissen, das die wirt fisch und fleisch an fleisch-
tagen zu samen speisen, welichs auch nit wenig ur-
sach zu der theurung der beider stück techt, ist un-
ser meynung, das solichs auch abgestelt und fürder
hin an fleisch tagen nit visch gemeinlich gespeist
werde.3 Es wer dan, das einen wirt jemandt von der
herschafft, graven, hern oder vom adel oder sonst
fremde erlich pershonen zu heuß kemen, gegen de-
nen solichs neten, oder sie der insonderheit begert-
ten und haben welten.
Nach dem sich auch, wider die Landßorde-
nung4, die Kirchweihenen und ubermessig hoch-
tzeitten wider eingerißen, uff welichen hochtzeiten
und Kirchweihenen fleisch und fisch auch uberflißig
gespeist und daneben grosse verderbliche kostbar-
heit gebraucht wurde, welichs auch gemeinen nutz
zuwider, ist unser meinung, das die Kirweihenen gar
absein und furter hin nit gebraucht oder gehalten
werden sollen. Und wiewol gemelte Landßordenung
funfftzig pershonen, die uff ein hochtzeit geladen
megen werden, zugipt, so achten wir doch solichs
diesser zeit (inansehung vorgemelten fleisch, fisch
und aller ding theur- unnd |2r| Verenderung, so sich
seid ufrichtung gemelter landßordenung zugetra-
gen)b auch zuvill sein und ordenen darauff, das hien-
furo keiner unser burger oder underthonen uber
dreissig zwo personen, Man und frawen, Jung gesel-
len oder jungfrawen, zu einer hochtzeit laden oder
halten, auch uff das hechst nit uber vier Richt5 von
fischen oder fleisch geben, und darin kein geverd6
brauchen sol bey straff zwentzig pfund pfenig. Da-
neben haben wir geordenet, das usserhalb der gesip-
ten, denen kein maß sol geben sein, ein par volck
nye uber zehen schilling pfening, jung gesellen nit
uber funff schilling oder funff batzen unnd jüng
techtern nit uber ein pfund uff die hochtzeitt schen-
ken, und die morgengeber außerhalb vatter, mutter,
bruder und schwester, auch die weiber schenkin7 gar
absein. Es sollen auch allen, so nun hinfur hochtzeit
a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 74/4349.
b Abschlussklammer fehlt.
1 Mangel, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 1136f.
2 Also: Mangel und Teuerung des Fleischs.
3 Zur Kulturgeschichte von Fisch- und Fleischtagen in
den Wirtshäusern vgl. Uderzo/Goscinny, Geschenk,
S. 27.
4 Die badische Landesordnung von 1517, vgl. Maurer,
Baden, S. 41.
5 Gerichte, vgl. Grimm, DWb 14, Sp. 861.
6 Arglist, Betrug vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 2073.
7 Geschenk, vgl. Grimm, DWb 14, Sp. 2557.
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4. Kirchenzuchtmandata
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Ernst, von Gottes gnaden Marggrave zu Baden und
Hochberg etc.
Lieber getrewer. Uns hat angelangt, wie allenthal-
ben in diesem unserm furstenthumb der marggrav-
schafft Baden unsers theils am freitag, Sampstag
und andern verbotten tagen fleisch in herbirgen und
sunst offenlich gespeißt werde. Die weyll aber sol-
lichs nit allein wieder alt herkomen Cristlich orde-
nung und das gebott der kirchen, sonder auch in
ansehung itziger unerhorter kleme1 und theuer das
fleisch2, darzu dieser uberflißige brauch nit kleyne
urshach gipt, unnleidlich ist, deshalben uns hierin
(gemeinem nutz und unsern underthanen zu gutt)
Eynsehens zu thon geburtt. So ist unser bevelich, du
wollest in deinen Amptt ernstlich gebitten, das hie-
furtter in keinen herbirg oder offen geshelschaffen,
es sein hochtzeiten oder anders, an verbotten tagen
einich fleisch offentlich gespeist werde, es sei zu
denn mallen oder sonst ausserthalben der mallen
bey straff zehen pfundt pfenig, so offt das beschicht.
Und ob aber jemand kranckheidt halben fleisch not-
turffig zu gebrauchen, das solichs an solichen tagen
nit offentlich, sonder in sondern gemachen, wo die
furehanden, wo aber |1v| die nit vorhanden, in son-
dern geschiren allein fur die selben pershonen und
nit weitters beschehe. Und dieweill auch da brauch
ingerissen, das die wirt fisch und fleisch an fleisch-
tagen zu samen speisen, welichs auch nit wenig ur-
sach zu der theurung der beider stück techt, ist un-
ser meynung, das solichs auch abgestelt und fürder
hin an fleisch tagen nit visch gemeinlich gespeist
werde.3 Es wer dan, das einen wirt jemandt von der
herschafft, graven, hern oder vom adel oder sonst
fremde erlich pershonen zu heuß kemen, gegen de-
nen solichs neten, oder sie der insonderheit begert-
ten und haben welten.
Nach dem sich auch, wider die Landßorde-
nung4, die Kirchweihenen und ubermessig hoch-
tzeitten wider eingerißen, uff welichen hochtzeiten
und Kirchweihenen fleisch und fisch auch uberflißig
gespeist und daneben grosse verderbliche kostbar-
heit gebraucht wurde, welichs auch gemeinen nutz
zuwider, ist unser meinung, das die Kirweihenen gar
absein und furter hin nit gebraucht oder gehalten
werden sollen. Und wiewol gemelte Landßordenung
funfftzig pershonen, die uff ein hochtzeit geladen
megen werden, zugipt, so achten wir doch solichs
diesser zeit (inansehung vorgemelten fleisch, fisch
und aller ding theur- unnd |2r| Verenderung, so sich
seid ufrichtung gemelter landßordenung zugetra-
gen)b auch zuvill sein und ordenen darauff, das hien-
furo keiner unser burger oder underthonen uber
dreissig zwo personen, Man und frawen, Jung gesel-
len oder jungfrawen, zu einer hochtzeit laden oder
halten, auch uff das hechst nit uber vier Richt5 von
fischen oder fleisch geben, und darin kein geverd6
brauchen sol bey straff zwentzig pfund pfenig. Da-
neben haben wir geordenet, das usserhalb der gesip-
ten, denen kein maß sol geben sein, ein par volck
nye uber zehen schilling pfening, jung gesellen nit
uber funff schilling oder funff batzen unnd jüng
techtern nit uber ein pfund uff die hochtzeitt schen-
ken, und die morgengeber außerhalb vatter, mutter,
bruder und schwester, auch die weiber schenkin7 gar
absein. Es sollen auch allen, so nun hinfur hochtzeit
a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 74/4349.
b Abschlussklammer fehlt.
1 Mangel, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 1136f.
2 Also: Mangel und Teuerung des Fleischs.
3 Zur Kulturgeschichte von Fisch- und Fleischtagen in
den Wirtshäusern vgl. Uderzo/Goscinny, Geschenk,
S. 27.
4 Die badische Landesordnung von 1517, vgl. Maurer,
Baden, S. 41.
5 Gerichte, vgl. Grimm, DWb 14, Sp. 861.
6 Arglist, Betrug vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 2073.
7 Geschenk, vgl. Grimm, DWb 14, Sp. 2557.
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