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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0538
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Baden

auch beschehen. Dieweil uns aber der Allmechtig,
Ewig Gott durch sein gnad und erleuchtung des hei-
ligen Geists die warheit des heiligen Evangelii jhe
erkennen lassen, haben wir endtlich darfür gehalten
unnd billich halten müssen, das sollichs nit allein
uns zu gnaden und gutem, sonder auch darumb be-
schehen, das wir dasselb unsern von Gott anver-
trawtend underthanen getrewlich unnd Christenlich
fürtragen, dieselben auß dem irrthumb füren, solli-
chen übermessigen schatz under dieselben miltiglich
außbreiten lassen, und damit lenger nit verziehen
oder uns einiche zeitliche forcht und schrecken von
|A3v | demselben abtringen und also dem Allmechti-
gen Gott vor allen dingen billich hierinn gehorsamen
sollen.
Demnach so haben wir in chrafft unsern tragen-
den und von Gott befolhnen Ampts, auch auß ge-
trang2 unser eignen gewissen und christenlichem
guthertzigem mitleiden, so wir mit unsern armen
underthanen billich haben, zuvorderst Gott, dem
Allmechtigen, zu lob und ehr, auch erweiterung
unnd pflantzung seins heilsamen Worts, zu notwen-
digem trost und hilff unserer underthanen uns ver-
schinens fünff und fünnzigisten Jars in den gehor-
sam Gottes unnd seins heiligen Evangeliums endt-
lich begeben und durch unsere verordnete Gesand-
ten auff dem zu Augspurg gehaltnem Reichstag zeit-
lich den Christenlichen, Apostolischen, Augspurgi-
schen Confessions Verwandten Churfürsten, Für-
sten und Stenden des heiligen Reichs offentlich an-
hengig gemacht, auch ihr Christenlichen Religion
unnd Confession one alles weitter bedencken ange-
nommen.
Nach dem dann auch volgends auff solchem
Reichstag der Allmechtig Gott one zweifel menig-
lich und sonderlich den klein- |A4r| mütigen zu trost
durch sein Göttliche gnad und sendung des heiligen
Geists sovil weiter gemittelt, das auß ansehenlichen,
treffenlichen ursachen und zu erhaltung gemeines
fridens christenlich und löblich verabschidt und me-
niglich frei gestelt worden, one besorgnuß weltlichs
gewalts inn seinem Gebiet unnd Oberkeit der Chri-
stenlichen, Apostolischen Leer und Augspurgischen

d KO 1598: vertrawten.

Confession gemesse Leer und Kirchen Ordnungen
auffzurichten,
So haben wir demnach, damit wir sollich unser
angenomne Confession fruchtbarlich ins werck rich-
teten, mit zeitigem Rath etlicher hiertzu innsonder-
heit berüffter Theologen und diener der waren Chri-
stenlichen Kirchen, die gleichwol zeitlich von uns
erfordert, aber etwas später, dann wir verhofft, bei
uns ankommen, nachvolgende der christenlichen,
Apostolischen und Prophetischen leer und Augspur-
gischen Confession, auch nit one sondere ansehenli-
che bedencken mehrer theils unsern Benachbaurten
Christenlichen Churfürsten, Fürsten unnd Stenden
gleichförmige Kirchen Ordnung verfassen unnd inn
disem truck offentlich außgeen lassen, der unzwei-
fenlichen, tröstlichen hoffnung und zuversicht, es
solle mit verleihung des heiligen |A4v| Geists durch
dieselb die reine leer des heiligen Evangelions ge-
pflantzet und erweittert, die heilige Sacramenta mit
gebürender und von Gott unserm Heilandt Jhesu
Christo fürgeschribner ordnung gehalten, die armen
gewissen unser Underthanen reichlich getröst, aller
widerwertigen lehr und Abgötterei geweret und also
der Schaaffstal des Herren mit new hierzu gebrach-
ten Schäfflin reichlich geziert werden.
Und damit sollich heilsam, gotselig werck desto
richtiger und ordenlicher gefürdert, so befelhen wir
hiemit ernstlich, das alle Pfarher und Kirchendiener
obgemelter unser Landschafften sich diser unser
Kirchenordnung biß auff ein gemeine christenliche
Reformation oder unsern verrern bescheid gemeß
und gehorsamlich halten, unsere getrewen gehorsa-
men Underthanen zu dem wort des Herrn trewlich
an- und von aller abgötterei, irrthumb und unglau-
ben abweisen und sich hiereinn halten, wie sich ires
bevelchs und ampts halber notturfftiglich gebürt
und solch unser Kirchenordnung underschidlich
außweißt. Wir ermanen darneben auch unsere ge-
trewe, gehorsame underthanen gantz vätterlich und
getreulich, das sie dise gnad unnd gab des Herren
danckbarlich uff- unnd annemen, sich gottseligklich
hierzu schicken |A5r| und mit und neben uns dem Son
Gottes schuldige gehorsam leisten.

2 Drang, Bedrängung, vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 2033f.

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