Baden
Damit es aber auch bey der Tauff mit den Ge-
vattern aller orten fein gleich zugehe, seyn von den
pfarrern die Hebammen zu underrichten, daß alle-
zeit von den Erbettenen Gevatterin eine das Kindt
zur tauff trage, undt von derselben under der Be-
nediction: Der Herr bewahre deinen Eingangp
etc.4 der Mannßpersonen, so zur Gevatterschaft ge-
betten, daß Kindt auff die arm gegeben undt von
ihm nicht genohmmen werdte, biß das kindt vonq
der ersten gevatterin rdem Pfarrherren zur Tauff zue
lifferen. Nach der Tauff solls die ander Gevatterinr
(fallß ihren zwo) der andern mannßperson, fallß 2
Mann zur Gevatterschafft stündten, biß zu Endt |2r|
der dancksagung auffgeben, demnach von jetztge-
melter Gevatterin ihme wider abgenohmmen undt
von der Tauff getragen werdte.
Der mißbrauch, daß ein Weibsperson für ein er-
bettenen Mann zur Gevatterschafft stehe, ist
abzuschaffen, wie auch die Vätter bey der Tauff
unnferr vom Tauffstein oder, wo sie erheblicher Ur-
sachen halben nicht zugegen sein köndten, an ihr
Statt ein ander Ehrlicher mann sich praesentiren
solle.
Es sollen aber die pfarrer bey der Tauff daran
seyn, damit sie nicht allein für sich selbsten die fra-
gen deutlich auß- undt die antwort der Gevattern
recht vorsprechen, sondern auch von denselben ver-
ständtlich geantwortet werdte: Ja, ich widersage.
Ja, ich glaube. Undt nicht nur: Ja, ja.
Vom Catechismo unnd Kinder Lehr.
Obwol inn der Kirchenordnung anfangs dahin
gesehen, daß mann bey den Sontags Frühpredigten
die Zehen gebott, Glaubens undt Vatter Unser dem
volckh fürsprechen solle, halten wir doch umb kürt-
ze willen, undt weil nun mehr daß gemein Volckh
p Fehlt B.
q FehltA.
r-r Fehlt A (offensichtlich ein Zeilensprung beim Abschrei-
ben. Text folgt B).
s Fehlt A (wird aber in der Kirchenordnung vorgeschrie-
ben. Text folgt B).
t B: solches getriben.
u B: in gängen.
solcher Stuck wol berichtet, auch jederzeit bey den
Mittagspredigten getribent würdt, darfür, daß sol-
cher ohne daß in abgang kommener gebrauch wol
einzustellen undt darfür das gemein gebett fol. 85
sampt dem Vatter Unser fürzuhalten. Hergegen
aber, weil der Mittagspredigten undt Catechismi
halb allerley ungleichheiten eingangen, soll erstlich
jederzeit undt nicht nur zu 14 tagen, doch ausser-
halb der hohen Festtagen, da andere, zu derselben
Fest fügliche Text außzulegen, eine kurtze, halb-
stündige Catechismuspredig auff der Cantzel, nit
vorm altar oder gängenu gethon, darauff die Kinder
Lehr gehalten, |2v| der Catechismus gantz, mit allen
Fragen undt antwort fürgeleßen, oder viel mehr die
Kindter gegen einander, darzu dan die Jugendt alles
Ernsts zuweißen und ausser dem Allmusen mit ei-
nem oder mehr pfenningen, wen sie bestehen, zu re-
munerirenv5, auffgestellt undt den gantzen Catechis-
mum zu recitieren angehalten werden.
Darbey dan sonderlich warzunehmmen, damit
sie nichts darzu oder darvon thuon, fürnemlich das
Vatter Unser ohne einige Addition oder Versetzung
der wörter undt Sylbenw betten,6 wie in der Kirchen
ordnung fürgeschriben undt also von dem miß-
brauch, dessen sie zu hauß übel gewohnt, wider ent-
wehnet werden.
Item soll mann bey den 10 gebotten den Nu-
merum deß gebotts exprimiren.
In maßen auch die pastores selbs bey disen undt
anderen gebotten, wan sie auch solche gebrauchen,
nichts ändern, außlaßen oder darzu setzen sollen,
alle ungleichheit zuvermeiden.
Von der Haußtafel.
Demnach wir berichtet, daß die verleßung der
haußtafel von vielen underlassen werdte, undt aber
v B: remunierten.
w B: Syllaben.
4 Vgl. KO Württemberg, S. 247.
5 Remunerieren = belohnen.
6 Wahrscheinlieh ein Hinweis auf die Abwehr der refor-
mierten Tradition des „Unser Vater“.
552
Damit es aber auch bey der Tauff mit den Ge-
vattern aller orten fein gleich zugehe, seyn von den
pfarrern die Hebammen zu underrichten, daß alle-
zeit von den Erbettenen Gevatterin eine das Kindt
zur tauff trage, undt von derselben under der Be-
nediction: Der Herr bewahre deinen Eingangp
etc.4 der Mannßpersonen, so zur Gevatterschaft ge-
betten, daß Kindt auff die arm gegeben undt von
ihm nicht genohmmen werdte, biß das kindt vonq
der ersten gevatterin rdem Pfarrherren zur Tauff zue
lifferen. Nach der Tauff solls die ander Gevatterinr
(fallß ihren zwo) der andern mannßperson, fallß 2
Mann zur Gevatterschafft stündten, biß zu Endt |2r|
der dancksagung auffgeben, demnach von jetztge-
melter Gevatterin ihme wider abgenohmmen undt
von der Tauff getragen werdte.
Der mißbrauch, daß ein Weibsperson für ein er-
bettenen Mann zur Gevatterschafft stehe, ist
abzuschaffen, wie auch die Vätter bey der Tauff
unnferr vom Tauffstein oder, wo sie erheblicher Ur-
sachen halben nicht zugegen sein köndten, an ihr
Statt ein ander Ehrlicher mann sich praesentiren
solle.
Es sollen aber die pfarrer bey der Tauff daran
seyn, damit sie nicht allein für sich selbsten die fra-
gen deutlich auß- undt die antwort der Gevattern
recht vorsprechen, sondern auch von denselben ver-
ständtlich geantwortet werdte: Ja, ich widersage.
Ja, ich glaube. Undt nicht nur: Ja, ja.
Vom Catechismo unnd Kinder Lehr.
Obwol inn der Kirchenordnung anfangs dahin
gesehen, daß mann bey den Sontags Frühpredigten
die Zehen gebott, Glaubens undt Vatter Unser dem
volckh fürsprechen solle, halten wir doch umb kürt-
ze willen, undt weil nun mehr daß gemein Volckh
p Fehlt B.
q FehltA.
r-r Fehlt A (offensichtlich ein Zeilensprung beim Abschrei-
ben. Text folgt B).
s Fehlt A (wird aber in der Kirchenordnung vorgeschrie-
ben. Text folgt B).
t B: solches getriben.
u B: in gängen.
solcher Stuck wol berichtet, auch jederzeit bey den
Mittagspredigten getribent würdt, darfür, daß sol-
cher ohne daß in abgang kommener gebrauch wol
einzustellen undt darfür das gemein gebett fol. 85
sampt dem Vatter Unser fürzuhalten. Hergegen
aber, weil der Mittagspredigten undt Catechismi
halb allerley ungleichheiten eingangen, soll erstlich
jederzeit undt nicht nur zu 14 tagen, doch ausser-
halb der hohen Festtagen, da andere, zu derselben
Fest fügliche Text außzulegen, eine kurtze, halb-
stündige Catechismuspredig auff der Cantzel, nit
vorm altar oder gängenu gethon, darauff die Kinder
Lehr gehalten, |2v| der Catechismus gantz, mit allen
Fragen undt antwort fürgeleßen, oder viel mehr die
Kindter gegen einander, darzu dan die Jugendt alles
Ernsts zuweißen und ausser dem Allmusen mit ei-
nem oder mehr pfenningen, wen sie bestehen, zu re-
munerirenv5, auffgestellt undt den gantzen Catechis-
mum zu recitieren angehalten werden.
Darbey dan sonderlich warzunehmmen, damit
sie nichts darzu oder darvon thuon, fürnemlich das
Vatter Unser ohne einige Addition oder Versetzung
der wörter undt Sylbenw betten,6 wie in der Kirchen
ordnung fürgeschriben undt also von dem miß-
brauch, dessen sie zu hauß übel gewohnt, wider ent-
wehnet werden.
Item soll mann bey den 10 gebotten den Nu-
merum deß gebotts exprimiren.
In maßen auch die pastores selbs bey disen undt
anderen gebotten, wan sie auch solche gebrauchen,
nichts ändern, außlaßen oder darzu setzen sollen,
alle ungleichheit zuvermeiden.
Von der Haußtafel.
Demnach wir berichtet, daß die verleßung der
haußtafel von vielen underlassen werdte, undt aber
v B: remunierten.
w B: Syllaben.
4 Vgl. KO Württemberg, S. 247.
5 Remunerieren = belohnen.
6 Wahrscheinlieh ein Hinweis auf die Abwehr der refor-
mierten Tradition des „Unser Vater“.
552