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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0571
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12. Kirchenordnungsmandat 1601

solche billich dem Gemeinen mann bekandt zu ma-
chen, alß befehlen wir, fürter selbige jederzeit im
dritten Monat zuverleßen. (Fronfasten Zeit7)
Von den Buoßpredigen undt Privat Absolution.
Es sollen unsere Kirchendiener nicht, wie von
vielen beschicht, zu zeiten sie daß heilige Abendt-
mahl reichen wollen, in ihren gewohnlichen Texti-
bus undtx Vesperpredigten fürfahren, |3r| sondern ein
bußpredigt denjenigeny, so zu communiciren vor-
habens, zum unnderricht laut unser Ordtnung hal-
ten.
Undt sollz die privat Absolution nicht nur jahrs
einmahl, sondern so offt Coena zu administriren,
angestellt undt die Communicanten absonderlich
abgehörta, auch neben den hohen Festtagen je zu 7
oder 8 wochen daß Hochwürdige Abendtmahl ge-
halten werden, alles nach außweißung der ord-
nung.8
Darbey den auch diese Conformitet aller orten
warzunemmen, darmit mann vor der Administrati-
on Coenae, under dem der Kirchendiener dieb Cant-
zel herab gehet undt bey dem altar die praeparation
macht, die 12 Artickel unsers Christlichen glaubens
undt dann vor verleßung der worten der Stifftung
deß Abendtmahls daß Vatter Unser singen oder, da
keine Schuler weren, verlest, fol. 61 zusehen.9
Alß wir auch ein ungleiche invitation undt ver-
mahnung, zumc tisch deß Herren zugehen, befun-
den, wollen wir, das umb gleichheit undt verhütung
mißbrauchs willen alle ministri bey den einfeltigen
worten bleiben und sprechen: Also wolle E[euer]

x B: der.
y A: der jenigen.
z A: sollen.
a B: angehört.
b B: von der.
c B: herzue zu dem.
d B: Nimm hin.
e A: gebotten.
f A: solche.
g B: jede.

L[iebden] in rechtem warem glauben undt ernstli-
chem Vorsatz, daß Leben zu bessern, herzue tretten.
Ebenmäßig in dispensatione bey den fürgeschriebe-
nen worten bleiben: Nimmd undt iß, daß ist der Leib
Christi, der für dich gegeben ist. Nimm hin undt
trinck, daß ist daß blut deß Newen Testaments, daß
für deine sünde vergossen ist. Undt soll mann, so
lang die dispensation des Abendtmahls weret, mit
dem gesang fürfahren.
Vom Segen unnd gebettene. |3v|
Mit dem Segen sollen alle versamlungen in der
kirchen beschlossen, solcherf nit auff der Cantzel,
auch nicht vor dem gesang, sondern nach dem ge-
sang vor dem Altar gegeben. Undt darauff ohn fer-
ner gesang die zuhörer dimittirt werden.
Man soll auch nit underlaßen, die sonderbare, uf
vileg Festtäg verordnete gebett fürzusprechen. Her-
gegen kein newe, in der Kirchenordnung nicht be-
griffene gebett fürgebracht noch ungewohnliche ge-
säng oder Melodiae eingefügt werdten ohne vorwis-
sen unserer Superattendenten.
So ist auch in dem gleichheit zuhalten, daß in
dem gemeinen gebett für alle Ständt undt Obrigkei-
ten die pastores bey unserem vorgeschribenen Tittel
undt benambsung unserer verwanten etc. (in son-
derheit aber unsern Gnedigen Herren undt Landts-
fürsten sampt ihrer fürstlichen Gnaden geliebten
Gemahlin, Junger Herrschaftt, Groß Frawmutter,
Geschwisterigen und verwandten sampt äll ihren
Räthen undt ampt Leuthen segen, genad undt ei-
nigkeit verleihen) ohne einige additionh verpleiben.

h B: Addition und enderung.
7 Fronfasten = die alten Quatemberfastentage vor Remi-
niscere, vor Pfingsten, nach Kreuzerhöhung und nach S.
Lucia, vgl. Grotefend, Zeitrechnung I, S. 70, 161f.
Die Haustafel soll also vier Mal im Jahr, quartalsmäßig,
vorgelesen werden.
8 Die Kirchenordnung schreibt allerdings vor, Abendmahl
und Beichte alle vier Wochen zu feiern, siehe S. 252.
9 KO Württemberg, S. 253.

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