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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0572
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Baden

Von Einsegnung der Eheleuthen.
Es soll wie in anderen puncten, also auch in di-
sem auß unnötiger Klugheit nichts addirt werden;
alß bey der vermahnung, wie die weiber ihren Män-
nern sollen underthan sein, etliche fürwitzige bey-
setzen In allen (gebührenden)i dingen.
Hierbey können wir nicht umbgehen umb deß
mißbrauchs der geschwinden verehlichungen der
verwittibten personen wegen anzumelden, daß für-
ter vor verflüssung eines halben jahres, von deß ab-
geleibtenj Ehegemächts Todtfall zurechnen, ohne
unser jedeß orts Oberbeamptenk undt Superatten-
denten bewilligung keinen withwer oder wittfrawen
hochzeit zuhalten gestattet werden soll, jedoch mit
den manßpersonen |4r| auß beweglichen ursachen
umb einen, zwey oder drey Monat zu dispensieren
unbenohmmen.
Der Kranckhen Besuchung belangend.
Die Kirchendiener sollen, der beschickung uner-
wartet, die Krancken für sich selbs besuchenl und
dieselben zum Tisch deß Herren zuermahnen undt
zubereiten nicht underlaßen. Beneben die leuth biß-
weilen erinnern, wan sie von dem Allmächtigen mit
Kranckheit heimgesucht, sich bezeiten zum Sterb-
stündlein gerüst zumachen und nicht biß die Seel,
wie man sagtm, auff der Zungen hupfft, zuverzihen.
Vom Geleutt.
Weil Es im geleut zu den begräbnussen ungleich
zugeht, soll es aller orten also gehalten werden, daß
i Klammer fehlt in B.
j B: abgeliebten.
k B: Oberbeampteten.
l B: zubesuchen.
m B: redt.
n-n B: über ein halbe.
o B: gelitten.
p-p B: Verlesung der Mandaten undt Eheordtnung. Das
Kirchen Mandat wie auch die Eheordtnung soll järlichs
zweymal verlesen werden, nemblich das Kirchen Man-
dat Dominica Quasimodo geniti unndt Dominica 20.
Trinit., die Eheordnung allezeit folgenden Sontags, wie
dann auch darauff am dritten Sontag die Ordtnung der
straffen wegen Ehebruchs, Hurerey undt dergleichen etc.

man ein halbe stund vor der begräbnuß ein gewohn-
lich zeichen mit einer glocken gebe undt dan nwi-
der über einn stundt wider mit allen glocken, doch
nit länger, weder sonsten zur Kirchen gebreuchlich,
geleutteto werdte.
pVerlesung der Eheordnung.10
Jetz gemelte ordnung ist jährlich zweymahl,
nemblich zu anhebender winterlicher zeit umb
Galli11 und dan in Eingang deß Sommers umb
Ostern, zuverleßen.p
Von der Vesper.
Weil die Vesperpredigten sonderlich zu dem
Endt, dem gemeinen Mann die biblischen Historien
bekandt zumachen undt einzubilden, angesehen,
sollen zu denselben die biblischen historien undt
zwar jedeßmalß ein gantzes Capittel vorgeleßen
undt darauff in einer kurtzen, Summarischen predig
die fürnembsten Lehren darauß angezeigt werden.
|4v |
Von Passion Predigen.
Wan wir auch berichtet, daß es mit den passion
predigten grosse ungleichheit, theilß mit versau-
mung deß gemeinen manns, theilß hergegen mit be-
schwerung deßelben wegen solcher zeiten obligender
Feldtgeschäfften fürgehe, befindten wir am rath-
samsten seyn, daß fürter am Palmtag zu zweien un-
derschiedlichen mahlen inq der morgen rundt Mit-
tagr predig der gantze Passion ohne predigt fürge-
q A: auß.
r-r Fehlt A, aber nur so ergeben die „zwei unterschiedlichen
Male“ Sinn. (Text folgt B).
10 Die Eheordnung von 1581, die dem Nachdruck der Kir-
chenordnung von 1598 beigefügt war. Die in der Text-
variante von B erwähnte „Ordtnung der straffen...“ ist
vermutlich das Ehebruchmandat von 1604. Dieser Pas-
sus muss also in B beim späteren Abschreiben und Zu-
sammenstellen der Texte eingefügt worden sein.
11 St. Gallus, 16. Oktober.

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