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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0585
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15. Ehebruchmandat 1604

Da sie aber hernach wider in gleichen ohnwesen
fortführen und in übung solcher offnen laster in un-
sern landen betreten würden, sollen sie ferner uff
übersehene urphed und mehrere mishandlung ernst-
lich, alß bey welchen einige besserung [nicht]g
zuhoffen, beklagt und mit dem wasser vom leben
zum todt zu richten verurtheilt werden. Es were
dan, das ein solche person allein wieder die urphed
gehandlet und keiner sonderbaren fernern unthaten
schuldig erfunden würdten, gegen denselben were
übertretener urphed halben nach Rhat der Rechts-
gelehrten zu verfahren.
θDa sich aber [begebe],f das ein ledige einwoh-
nerin unser fürstenthumb und Herrschafften
hzwar nit unter obstehende gemeine personen möch-
te gezehlt werden, jedochh einen ohnzimlichen
zugang hete, desselben beschreiet und kundbar ge-
macht und also darmit andern leuthen ergernus ge-
be, die soll zuvor von unsern amptleuthen be-
schikht, von ihrem laster ides gemeinen, verdechti-
gen zuegangsi abzustehn, ermahnetj und gestraffet,
wo aber dieselbe warnung nichts verfahen wolte, als
dan kgegen ihr wie oben gemelt verfahren werden.k
ιWan auch hinfüro zwo ledige personen lge-
tribener unzucht schuldig befunden würden, diesel-
ben sollen, nemlich die mannspersonen acht tag in
dem thurn und offentlichen burgerlichen gefengnus
mit wasser und brot aufenthalten, des gleichen die
weibspersonen acht tag in ihren gefengnussen |62|
θ Gemeiner verdachtiger zugang.
ι Unzucht lediger oder sonster ohnverschreyter Personen.
κ Zu fruer Beyschlaff.
λ Verkupplung und Verführung.

g Fehlt A.
h-h Fehlt B.
i-i Fehlt B.
j B: gewarnet.
k-k B: so die widerumb dermaßen ärgerlich befunden, deß
Lands verwisen und darinnen keineswegs geduldet wer-
den.
l-l B: inn offentlicher Hurerei mit- und bey einander ergrif-
fen, dieselbigen, nemblich die Mansperson, sollen acht
tag inn dem Thurn oder inn offentlicher Burgerlicher ge-
fencknus mit waßer und brot, deßgleichen die weibsper-
son vier tag inn ihren gefencknüßen oder der Stattknecht
Heuser nach ihrer gelegenheit mit waßer und brot oder
anderer gestalt auffenthalten.
m Der hier angespielte Absatz, in dem „oben“ von der Ein-

mit wasser und brot gespeist oder in Fällen, da die
gesezte Thurnstraff nit statt hat, obangedeuterm
straff der geigen5 oder andere dergleichen ge-
braucht,m und darzu jeden vor seiner entledigung
zum wenigsten fünff Pfund nabgenomen werden.n
κWo auch zwey, die einander die Eh versprochen,
vor bestetigung derselben und der hochzeit
beischlaffen wurden, deren jedes soll gleichfalso fünff
pfund zurp straff zugeben schuldig sein, qund darzu
ihnen kein hochzeit gepreng noch Spil, vil weniger
der weibsperson Jungfreüliche gezierd zu tragen ge-
stattet, und da sie das thete, allen ehelichenr töch-
tern ihren den Krantz abzureissen erlaubt sein.q
λUnd nachdem etliche personen andere heimlich
zueinander berueffen oder verkupplen, auch durch
ihre bottschafften und brieff hin und wider tragen,
Jungfrawen, Frawen, Töchtern und andere verfüh-
ren, dieselbe aufhalten, Hauß, Hoff und gemach,
ohnehrliche, schendliche und leichtfertige werkh
zutreiben, darleihen, und also dadurch offtermals
fromer leuth kinder zur boßheit verursacht wer-
dens, die sonsten ihr lebenlang from und erbar bli-
ben, welches dan wider Gott und Ehr, auch ein
sonder schendlicht, böß laster ist, wo nun derglei-
chen personen erfahren, die sollen ohnverzüglich
gefenglich angenomen, für Recht gestelt, upein-
lich beclagtu und nach gestalt ihrer mishandlung mit
urtel und Recht ohne alle gnad an ihrem leib,
spannung in die Geige die Rede war, fehlt allerdings in
A!
n-n B: pfenning zu straff abgenommen werden. Wa aber je-
mands ein unverleimbte eheliche Person zum fall brech-
te, der solle nach gestalt und gelegenheit der sachen und
allerhand beweglichen umbstenden mit ernst gestrafft,
auch nach inhalt vorgedachter Ordnungen, der zum fall
gebrachten Person erstattung zuthun, angehalten wer-
den.
o Fehlt B.
p B: pfenning.
q-q Fehlt B.
r C: ehrlichen.
s Fehlt B.
t B, C: schädlich.
u-u Fehlt B.

5 Das Umhängen einer Geige als Ehrenstrafe, besonders
für Frauen, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 2573f.

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