15. Ehebruchmandat 1604
Enkhlen, stieffvater mit stiefftochter, Stieffmuter
mit stieffsohn oder stieffsohns oder dochter kinder,
brueder mit brueders weib, jemandt mit zweien
brüedern oder Schwestern, Schweher mit Sohns-
fraw, Schwiger mit tochtermann, jemand mit seines
vaters oder mueter brueders oder Schwester weib
oder man, und welche in gleichen graden und Re-
spect gesezt und gehalten werden sollen und mögen.
Die alle sollen peinlich beklagt und mit urtel und
Recht an das Halßeysen zu stellen und mit Ruthen
auszuhawen, auch unser landen ewig zu verweysen
erkand, und was in disen lastern der Confiscation
wegen die keyserliche Recht oder gewohnheiten ver-
mögen, beneben vorbehalten werden.
σUndt da gleich unserer landrichter und urtel-
sprecher ein solchen Fall befinden, in welchem aus
gar erheblichen und rechtmässigen |65| ursachen sie
einer oder andern Personb gnad zu erzeigen vermei-
nen, sollen sie doch forderst die sachen an uns ge-
langen lassen und ohne unser vorwissen in ermelten
lastern alß deren halb ein gantzes land gestrafft wer-
den möchte, kein milterung erkennen und gebrau-
chen.
τWurde sich aber ein verbottene zusamen be-
thung zwischen Personen, denen gleichwol durch
vermelte götliche ordnung zusamen zu heirathen
nit, aber durch unser Ehordnung aus erheblichen
ursachen benomen zuetragen, die gedenkhen wir mit
burgerlicher, ernster straff deß thurns und geldbueß
hierumben anzusehen und, da ein Ehbruch mit ge-
loffen, selbigen nichts desto weniger insonderheit,
wie obsteht, zu straffen.
σ Milterung der Straff.
τ Blutschand etwas weit verwanter Personen.
υ Concurs anderer schwerer Laster.
b C: Person etwas.
c Der ganze Teil von „Wir wöllen aber hiebei“ (fol. 62) bis
hierher fehlt in B, vgl. S. 568 Fußnote x.
d B: verordneten Statthalter.
e-e Fehlt B.
f Fehlt B.
g B: Gericht allen unsern underthanen und Hinderseßen.
h-h B: verkündiget und gleich darauff an gewonlichen orten
angeschlagen, darzu. C: verhindert [sic!], sondern.
υSolte aber unzucht mit dem laster zweyfacher Ehe
oder mit nothzwang oder gewalt thetiger entfüh-
rung zu hauff lauffen, gegen unmanbaren Personen
unterstanden oder vollführt oder sonst mit andern
abscheulichen, widernatürlichen und Sodomiti-
schen8 greueln beschwerd werden, da behalten wir in
allweg das peinlich recht und die schärffe der key-
serlichen Satzungen zu gebrauchen bevor.c
Damit nun der ohnwissenheit sich niemands zu ent-
schuldigen, so befehlen wir hiemit unsern Statthal-
terd, Cantzler und Räthen, eauch landvögten und
oberamptleuthen,e die endlich verfügung zuf thun,
das nit allein solch unser Mandat alßbaldt und für-
ter all vogtgerichtg offentlich hverkündet, sonderh
auch jedes Jars zweimali von der Cantzel mit fleiß
und gutem underschidj den underthanen vorgelesen,
auch fürbaß mit allem fleis und ernst darob gehalten
und niemandk verschont werde, noch ohn lunser vor-
wissenl einige milterung und nachlass beschehe,
mund ohne fernern mißverstand die mulctae9 uff
Rappenmünnz, wie anfangs gemeint, verstanden
werden.m
Das wöllen wir unns zu ihnenn ernstlich verse-
hen. oThun aber hiebeneben unß, unsern erben und
nachkommenden diese ordnung widerum zu endern,
mehren, mindern oder gar abzuthun, hiemit auß-
trukhlich vorbehalten.
pGeben zu Sulzburg, zu anfangs des Merzen, da
man zehlt nach der heilsamen und Sehligmachenden
geburt ein tausent sechshundert undt vier
Jar.qop
i B: einmal, zwei,
j B: verstandt und underscheidt.
k B: darunder Niemands.
l-l B: ihr vorwißen und sondern befelch.
m-m Fehlt B.
n B: ihnen also.
o-o Fehlt B.
p-p Fehlt C.
q Unterschrift durch Seitenbeschnitt unleserlich.
8 Sodomie meint im zeitgenössischen Kontext meist Ho-
mosexualität, vgl. Grimm, DWb 16, Sp. 1400.
9 Mulcta, multa = Geldstrafe.
569
Enkhlen, stieffvater mit stiefftochter, Stieffmuter
mit stieffsohn oder stieffsohns oder dochter kinder,
brueder mit brueders weib, jemandt mit zweien
brüedern oder Schwestern, Schweher mit Sohns-
fraw, Schwiger mit tochtermann, jemand mit seines
vaters oder mueter brueders oder Schwester weib
oder man, und welche in gleichen graden und Re-
spect gesezt und gehalten werden sollen und mögen.
Die alle sollen peinlich beklagt und mit urtel und
Recht an das Halßeysen zu stellen und mit Ruthen
auszuhawen, auch unser landen ewig zu verweysen
erkand, und was in disen lastern der Confiscation
wegen die keyserliche Recht oder gewohnheiten ver-
mögen, beneben vorbehalten werden.
σUndt da gleich unserer landrichter und urtel-
sprecher ein solchen Fall befinden, in welchem aus
gar erheblichen und rechtmässigen |65| ursachen sie
einer oder andern Personb gnad zu erzeigen vermei-
nen, sollen sie doch forderst die sachen an uns ge-
langen lassen und ohne unser vorwissen in ermelten
lastern alß deren halb ein gantzes land gestrafft wer-
den möchte, kein milterung erkennen und gebrau-
chen.
τWurde sich aber ein verbottene zusamen be-
thung zwischen Personen, denen gleichwol durch
vermelte götliche ordnung zusamen zu heirathen
nit, aber durch unser Ehordnung aus erheblichen
ursachen benomen zuetragen, die gedenkhen wir mit
burgerlicher, ernster straff deß thurns und geldbueß
hierumben anzusehen und, da ein Ehbruch mit ge-
loffen, selbigen nichts desto weniger insonderheit,
wie obsteht, zu straffen.
σ Milterung der Straff.
τ Blutschand etwas weit verwanter Personen.
υ Concurs anderer schwerer Laster.
b C: Person etwas.
c Der ganze Teil von „Wir wöllen aber hiebei“ (fol. 62) bis
hierher fehlt in B, vgl. S. 568 Fußnote x.
d B: verordneten Statthalter.
e-e Fehlt B.
f Fehlt B.
g B: Gericht allen unsern underthanen und Hinderseßen.
h-h B: verkündiget und gleich darauff an gewonlichen orten
angeschlagen, darzu. C: verhindert [sic!], sondern.
υSolte aber unzucht mit dem laster zweyfacher Ehe
oder mit nothzwang oder gewalt thetiger entfüh-
rung zu hauff lauffen, gegen unmanbaren Personen
unterstanden oder vollführt oder sonst mit andern
abscheulichen, widernatürlichen und Sodomiti-
schen8 greueln beschwerd werden, da behalten wir in
allweg das peinlich recht und die schärffe der key-
serlichen Satzungen zu gebrauchen bevor.c
Damit nun der ohnwissenheit sich niemands zu ent-
schuldigen, so befehlen wir hiemit unsern Statthal-
terd, Cantzler und Räthen, eauch landvögten und
oberamptleuthen,e die endlich verfügung zuf thun,
das nit allein solch unser Mandat alßbaldt und für-
ter all vogtgerichtg offentlich hverkündet, sonderh
auch jedes Jars zweimali von der Cantzel mit fleiß
und gutem underschidj den underthanen vorgelesen,
auch fürbaß mit allem fleis und ernst darob gehalten
und niemandk verschont werde, noch ohn lunser vor-
wissenl einige milterung und nachlass beschehe,
mund ohne fernern mißverstand die mulctae9 uff
Rappenmünnz, wie anfangs gemeint, verstanden
werden.m
Das wöllen wir unns zu ihnenn ernstlich verse-
hen. oThun aber hiebeneben unß, unsern erben und
nachkommenden diese ordnung widerum zu endern,
mehren, mindern oder gar abzuthun, hiemit auß-
trukhlich vorbehalten.
pGeben zu Sulzburg, zu anfangs des Merzen, da
man zehlt nach der heilsamen und Sehligmachenden
geburt ein tausent sechshundert undt vier
Jar.qop
i B: einmal, zwei,
j B: verstandt und underscheidt.
k B: darunder Niemands.
l-l B: ihr vorwißen und sondern befelch.
m-m Fehlt B.
n B: ihnen also.
o-o Fehlt B.
p-p Fehlt C.
q Unterschrift durch Seitenbeschnitt unleserlich.
8 Sodomie meint im zeitgenössischen Kontext meist Ho-
mosexualität, vgl. Grimm, DWb 16, Sp. 1400.
9 Mulcta, multa = Geldstrafe.
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