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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0592
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Baden

20. Jesuitenmandata
21. Februar 1611

An Landtvogt unndt Rath zue Hochberg, Rötteln,
Badenweiller
G[eorg] F[riedrich].
Demnach die Zeitten unndt läufften jetzo sehr selt-
zam unndt gefehrlich, allso ist unnser meinung
unndt befelch, ihr wollet darauff stetigs ein wachen-
des aug haben undt, da ichtwas, so nicht nur unn-
sern Landen, sonndern auch andern der Evangeli-
schen Union zugethanen Ständen zu unstatten ge-
reichen möchte, sich erraigen wollte, unß dasselb je-
derzeitt eilends berichtlich verstendigen.
Unndt dieweill wir auch mit befrembden ver-
nemmen, das zue Neuburg Jesuiten sich befinden
sollen, so ist nach ferrer hiemit unnser Will unndt
geheiß, daß ihr nicht allein uff dieselben fleissig Uff-
sicht habet unndt sie keines wegs in unnser Fursten-
thumb unndt Landen einlasset. Da auch einer oder
der ander betretten, den oder die alßbalden in arrest
nemmet unndt unß solches berichtlich überschrei-
bet. Sonndern auch allen unsern Underthanen ewers
anbefohlenen ambts ganz ernstlich einbindet, der-
selben keinen zubehergenb oder mit ihnen gemein-
schafft zu haben, sonndern sich ihrer genzlich
zuenthalten.
Dann da jemanden darwider handlen würde (ge-
stalt darauff ihr ebenmesig guetes auffsehen zu ha-
ben), gedencken wir, denselben mit allem ernst
unndt ungnadt abzustraffen, darnach sich ein jeder
zu richten, unndt wir thun unnß obiges alles nach-
zukommen versehen.
Datum Carlspurg, den 21ten Februarii Anno
1611.

a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 74/6844 in
Konzept und Reinschrift. Der Abdruck folgt der Rein-
schrift.
b Sic! Wohl: zu beherbergen.
c-c Fehlt im Konzept, schwer lesbare Randbemerkung.

Post Scriptum an Eglingen1
Auch hochgelehrter, lieber, getrewer.
Damit man vor diesem geschmeiß sich desto we-
niger zubefahren, so sollet ihr der Statt Neuburg
data occasione (doch ohnvermerckht, das ihr dessen
befelcht, sondern alls ob ihr es für euch selbsten the-
ten) zuverstehen geben, das unnß mit verwundte-
rung vorkommen, das sie dasselb bey ihnen einge-
lassen, unndt dabeneben2 solches wider abzuschaf-
fen, Sie beweglichen erinnern, auch weill menniglich
bewust, das dieses lose gesindlein voller bösen Prac-
ticken wieder Fürstliche unndt andere hohen
Standts Persohnen, das selbige vor ihnen nicht si-
cher, so lang sie es bey ihnen haben werden, zu unnß
sie sich keiner guten nachbarschafft zuversehen,
zugemüth führen.
Datum ut in literis.
Post scriptum an landtvogt unndt Räth zu Rötteln
Auch vester, hochgelerter, liebe, getreue.
Demnach wir glaubwürdig in erfahrung ge-
bracht, waß gestallt, da durch dödtlichen abgang
des abts zue St. Blasi an mutation sich zutragen
soltte, ein Persohn der endts sich einzutringen un-
derstehn würde, gegen deren Wir unnß wenig nach-
barschafft zugetrösten, so befehlen wir euch hiemit
noch ferrer, das ihr uff solchen fall gute uffacht ha-
bet, undt allßbaldt er erfolgen soltte, sich ewer einer
in gemelts Closter verfügen, dasselb den Conven-
tualen zuerkennen geben unndt sie cmit gnugsamer

1 Zu Eglinger vgl. Seite 557 Fußnote 1; Ludwig, Die
evangelischen Pfarrer, S. 27.
2 Daneben, vgl. Grimm DWb 2, Sp. 660.

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