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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0602
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Limpurg

Limpurg das Interim beachtet werde.34 Aber es hatte nach 1548 keine Personalveränderungen in der Pfar-
rerschaft gegeben, die damit in einen Zusammenhang zu bringen wären. Im Gegenteil: 1550 beruft Schenk
Erasmus, der schon Brenz bei seiner Flucht aus Hall 1546/47 behilflich war, dessen Neffen Jakob Gräter35
als Pfarrer nach Michelbach. Dieser war,36 seit er 1548 Wimpfen hatte verlassen müssen, in Crailsheim
untergekommen - wo Schenk Erasmus zuvor als ansbachischer Amtmann fungiert hatte.37
1561 wurde in den beiden Landesteilen jeweils ein Superintendent eingesetzt.38 1569 unterschrieben die
Obersontheimer Pfarrer die Artikel J. Andreäs39 gegen den Calvinismus;40 die Gaildorfer Pfarrer unterzeich-
neten 1577, die Speckfelder 1582 die Konkordienformel.
Von einer Kirchenordnung ist in dieser Zeit in einem Brief Heinrichs I. von Schmiedelfeld aus dem Jahre
1578 die Rede, in dem es heißt: ... in des ich, Schenk Heinrich, fürnemlihen zu erwege, das ich die württem-
bergische kirchenordnung, bißhero in unser herrschaft ueblichen gepraucht und gehalten, .... Die ursprüngliche
Fassung dieser Stelle lautet im Konzept des Schreibens noch ausführlicher: ... das ich mich hiebevör zu der
würtembergischen ordnung bekenn, die unterschrieben und auch in meiner herrschafft ublich und gepreuchen
halte.41 Auch Schenk Friedrich VII. war spätestens 1581, als er alle Speckfelder Teilherrschaften in seiner
Hand vereinen konnte, zum Gebrauch der württembergischen Kirchenordnung übergegangen.42
Im Aktenbestand des Erbschenkenarchivs43 finden sich auch Fragmente eines Briefwechsels zwischen
den beiden Gaildorfer Schenken Albrecht VII. (1568-1619) und Karl II. (1569-1631), den beiden schon
genannten Enkeln Wilhelms III., aus dem Jahre 1610, in dem sie über die Einführung einer Kirchen-
ordnung und die Revision der Eheordnung beraten.44 Beide Briefe sprechen von beigelegten Exemplaren
dieser Ordnungen, im Aktenkonvolut tatsächlich beigefügt ist aber nur die Eheordnung (Nr. 2 Version D),
die ebenfalls auf der Obersontheimer Eheordnung Friedrichs VII. beruht; vgl. dazu oben das unter Nr. 2
Gesagte.
Auch in der Vorrede der Gaildorfer Visitationsordnung von 161145 ist davon die Rede, dass kürzlich eine
eigene Kirchenordnung veröffentlicht worden sei, auf die die Pfarrer in den Fragekatalogen immer wieder
verpflichtet werden. Ganz konkret sprechen die Schenken eine Synode ab, auf der die Ordnungen den
Pfarrern vorgestellt werden sollen. Die Eheordnung wurde in der Zeit der gemeinsamen Regierung von
Albrechts Söhnen Joachim Gottfried (1597-1651) und Christian Ludwig (1600-1650), also zwischen 1631
und 1650, erneuert.

34 Der gesammte Schriftverkehr in: StA Ludwigsburg B
113 Bü. 830; vgl. Rentschler, Einführung der Refor-
mation II, S. 10. In diesem Aktenbüschel befinden sich
auch vier gedruckte Exemplare des kaiserlichen Inte-
rimsmandats in einem offensichtlich ungeöffneten Ori-
ginalzustand (die Druckbögen sind nicht aufgeschnit-
ten).
35 Jakob Gräter, 1518-1571, Neffe von Michael Gräter
(1492-1562), seit 1557 Nachfolger Brenz’ in Schwäbisch
Hall; nicht verwandt mit Kaspar Gräter, dem württem-
bergischen Hofprediger (Seite 653 Fußnote 3); vgl. Cra-
mer, Pfarrerbuch II/2, S. 125-131.
36 Vgl. Cramer, Pfarrerbuch II/1, S. 99f.
37 Vgl. Rentschler, Einführung der Reformation I,
S. 123f. Brecht/Ehmer, Reformationsgeschichte,
S.383.

38 Vgl. Wunder/Schefold/Beutter, Die Schenken,
S. 43.
39 Zu Jakob Andreä vgl. oben Seite 487 Fußnote 75.
40 Vgl. Hermle, Art. Andreae, RGG4 1, Sp. 470.
41 Schreiben vom 1. Februar 1578 an Graf Wolfgang von
Hohenlohe-Neuenstein, StA Ludwigsburg B 113 Bü.
840.
42 Vgl. Weismann, Katechismen, S. 377.
43 Komplett im StA Ludwigsburg, Bestand B 113 und B
114; ein kleiner Bestand Rechnungsakten aus dem 18.
Jahrhundert (also aus der Zeit nach dem Erlöschen des
Geschlechtes) im HStA Stuttgart, Bestand H 67.
44 StA Ludwigsburg B 113 Bü. 833. Abgedruckt in: Berg-
holz, Einführung, S. 41-43.
45 Siehe unten Text Nr. 6.

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