Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0619
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Eheordnung 1573

μnoDeßgleichen auchp dieweyll eso sich offt zutregt,
das vil haußvätter ir Gesindt, Söhn und Döchter,
Khnecht und Magt, alles in einem Gaden5 oder
Kammer zusammen legen, darauß dann grosse ur-
sach zu heimlichen verlobnussen, auch offtmals zu
vil schandt und unzucht gegeben würdt, qist dero-
halben hierinq unser ernstlicher befelch, daß sich alle
haußvätterr solcher unordnung senthalten wöl-
lenst. Wo aber jemandt uhierüber begriffenu, der soll
nach gelegenheytt der Mißhandlung ernstlichen ge-
strafft werden.n |12|
vUndw damit dise unser Christliche Eheordnung de-
sto steyffer gehalten und volnzogen, auch alle Er-
gernuß und unzucht sovil müglich abgestrickhtx
werde, so wöllen wir, ydaß hinfüro khein Pfarrher in
unser Oberkeytt ein oder mehr personen, so sich di-
ser unser ordnung zu wider vermeintlich zusamen

μ C: VII. Cubilia, Illecebrae.

n-n Fehlt D, E und F.
o-o B1: Schließlichen nachdem.
p C: auch und zum Sibenden.
q-q B1: Also ist hiemit.
r B1: Haußvätter und Haußmütter.
s-s C: allerdings enthalten.
t B1: sollen.
u-u B1: hierwider handlen und begriffen würde.
v-v Fehlt E.
w D und F: Schlüesslichen und.
x D und F: abgestrickht und verhüettet.
y-y Fehlt D und F.
z-z A3, B1 und C: Uf das sich auch der unwissenheit nie-
mand zuentschuldigen habe, so wollen und gebieten wir,
das alle und jede unsere Pfarrhern und Kirchendiener,
ein jeder in seiner Pfarr, diße unsere ordnung von der
Cantzel dem volckh im Jar zweymal offentlich verlese,
nemlich ann dem ersten Sontag nach dem Newen Jarstag
unnd dann ann dem nechsten Sontag nach Johannis deß
Teuffers tag, [B1 und C ersetzen „Nemlich ... tag“ durch:
wie es sich der zeit und gelegenheit halben am besten
schicken würdet.] Eß soll auch keiner unserer Pfarrer ei-
niche ehe außruffen oder einsegnen, er habe die Eheleut
denn zuvor, wie nahe sie einander Blutfreundschafft
oder Schwagerschafft halben verwant seind, befragt.
Und wo er befinden würde, das solche personen inn vor-
erzelten verbotenen graden einander verwandt und zuge-
thon sein, soll er die alßbalden zu unserer Cantzley hie-
hero weisen, daselbst fernerß bescheidß derhalben zuge-
warten. Hierauf so bevelhen und gebieten wir allen un-
sern ambtleuten und Bevelhhabern eineß jeden ortß

verheyratt, in angesicht der Christlichen Kirchen
einsegnen oder einlaytten, noch auch einiche Ehe
bestettigen soll, die sich nit drey Sontag nach einan-
der offentlich in der Kirchen verkhünden lassen, al-
lerley unrhatt, so sich auß schneller und zuvor un-
verkhüntter Einlayttung zutragen mag, damit
zufürkommen.v
zaWir wöllen auch zum Beschlußy hiemit unsern
bAmptleüten befelhen und mit Ernstb uferlegtc ha-
ben, uber diser unser Ordnung mit fleyß zuhalten,
davon im wenigsten nit zuweychen, und waß dar-
überd sträflichs und ergerlichs und unchristlichs er-
faren oder durch redliche Vermuttungen gespürt
würdt, unß als der ordenlichen Oberkheytt anzuzey-
gen, damit wir jeder zeytt die gebürende notturft
darwider fürnemen und den Ergernußen sovil immer
müglich steuren und wehren mögen.faz

sembtlich und sonderlich ernstlich bey iren Pflichten, die
sy unß gethon haben oder kunfftig thon werden, das sy
uf dise unsere Ordnung fleissig aufmerckens haben, dar-
ob ernstlich halten und im wenigsten davon nit weichen,
auch waß darüber sträflichß und ergerliches erfaren oder
durch redliche vermutungen gespürt wurde, unß alß der
ordenlich obrigkeit antzeigen, damit wir mit geburenden
straffen und Peenen gegen den verbrechern verfaren,
auch den Ergernußen sovil immer müglich steuren und
wehren mögen, und sollen sy hierinnen niemand ver-
schonen bey vermeidung unserer straff.
a-a E: Solches alles ist Ihro Gnaden Gnaden Ernst und wol-
len nicht allein vor der Verfassung uber dieser verord-
neten Eheordnung steif und streng halten, sondern ha-
ben ein solches auch, als anfangs gemeldt, dero Ambtleu-
then, Eherichtern und dienern bey ihren Pflichten und
Aidten eingebunden, und selbigen zu observiren ernstlich
auferlegt, darnach wisse sich männiglich zu richten und
vor eigenem Spott, Schand und Gefahr und Schaaden zu
hüten.
b-b D und F: amptleuthen und dienern streng und ernstlich
bei ihren Pflichten und aiden, damit sie uns verwandt
und zugethon.
c D und F: ufferlegt und anbevohlen.
d D und F: darwider.
e F: gepür unndt.
f A2: mögen, uf das sich auch der unwissenheit niemand
zuentschuldigen, so soll dise unsere erneuerte ordnung uf
allen Cantzeln unserer herrschafft und gebiett dem volck
zum jar zweymal offentlich und verstendlich vorgelesen
und widerholt werden.

5 Obergemach, Kammer, vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 1132.

601
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften