Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0625
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Ordinationsordnung [1590]

3. Ordinationsordnunga
[1590]
Ordinatio ministrorum verbi |1|

1. So die personen, so sich ins predigampt begeben
wollen, sein examinirt und tuchtig erkant, sol man
auf ofner Cantzel vor der Christlichen Gemein fur
sie und alle kirchen diener bitten, das gott wolle
newe arbeitter in seine ernden senden,1 und die sel-
bigen in seiner lehr bestendig erhalten.
2. Nach geschehenem gebett soll der ordinator ne-
ben den andern hirzu verordneten priestern den or-
dinanden neben sich und zwischen in vor dem altar
lassen nider knien, und der Chor singen: Veni sancte
spiritus,2 oder: Kom, heiliger Geist;3 und dan einer
aus den priestern folgende Collect lesen, de spiritu
sancto:4
O Gott, der du die hertzen deiner glaubigen mit
erleuchtung des heiligen geists gelert und ein Christ-
liche Gemein versamlet hast, Gib uns, das wir in
dem selben Geist recht gesinnet sein und uns seiner
tröstung allzeitt freuen, das er durch sein kraft uns
beystehe, unsere hertzen gnediglich reinige und vor
allem widerwertigen beschutze, auf das dein gemein
keinerley weise durch anlauffen der feinde bekum-
mert, sondern in alle warheit geleittet werde, als
dein Sohn, unser lieber herr Jhesus Christus hatt
verheissen, der mit dir in einigkeitt desselbigen
Geists lebt und regirt, warer gott ewiglich.
3. Nach disem steige der ordinator auf den altar und
lese mit lauter, vernemlicher stim gegen dem ordi-
nanden also.

a Textvorlage (Handschrift): StA Ludwigsburg B 113 Bü.
830. Jahreszahl von späterer Hand.
b Fehlt im Text, steht aber in Luthers Übersetzung von
1545, der alle hier zitierten Bibeltexte folgen.
c Luther 1545: tränen.

1 Mt 9,37f.
2 Entweder der Hymnus „Veni sancte spiritus“ (Wa-
ckernagel I, Nr. 160) oder die Antiphon „Veni sancte

So schreibet Sanct Paulus in der ersten Epistel
an Timotheon am 3 capitel:5
Das ist je gewislich war, so yemand ein Bischofs
ampt begert, der begert ein köstlich werck. Es soll
aber ein Bischof unstreflich sein, eines weibes man,
nuchtern, messig, sittig, gastfrey, lehrhaftig, nit ein
weinseuffer, nicht beyssig, nicht unehrliche handtie-
rung treiben, sondern gelind, nit haderhaftig, nit
geitzig, der seinem eignen haus wol vorstehe, der ge-
horsame kinder hat, mit aller erbarkeitt; So yemand
seinem eignen haus nit weis vorzustehen, wie wurdt
er die gemein Gottes versorgen? Nit ein neuling, auf
das er sich nicht aufblase und dem lesterer ins urteil
falle. Er mus aber auch ein gutt zeugnus [haben]b
von denen, die draussen sein, auf das er nit falle dem
lesterer in die schmach und strick.
So ermanet Sanct Paulus die eltesten der gemei-
ne zu Epheso:6
So habet nun acht auf euch selbs und auf die
gantze herd, unter welche euch der heilig geist ge-
setzt hat zu bischoffen, zu weyden die Gemeine got-
tes, welche er durch sein eigen blut erworben hatt,
den das ways ich, das nach meinem abschid werden
unter euch komen greuliche wolf, die der herde nicht
verschonen werden, auch aus euch selbs werden auf-
stehen menner, die da verkerte lehr reden, die jun-
ger an sich zu ziehen. Darumb seid wacker und
dencket daran, das ich nicht abgelassen hab drey
jar, tag und nacht, einen yeglichen mit treuenc
zuvermanen. |2|

spiritus“ (Wackernagel I, Nr. 281); Luthers Lied
benutzt beide Gesänge als Vorlage.
3 Luthers „Komm, Heiliger Geist“ AWA 4, Nr. 15.
4 Die Pfingstcollecte aus der brandenburg-nürnbergischen
Kirchenordnung, vgl. Osiander, GA V, S. 154. Ab-
druck in Sehling, EKO XI, S. 193, ist unvollständig!
5 1Tim 3,1-7.
6 Apg 20,28-31.

607
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften