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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0640
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Limpurg

bleiben und gleichwol an einem Feyertag verstattet
werden.
Zur Kirchen und Predigt soll umb 8 uhr geleittet
werden wie sonsten mit dreyen zaichen, |35| daß die
Predigt auff Neun uhr gerichtet seye. Nach dem
zusammen schlagen, wann jezt die hochzeit Leuth
versamblet, so singt der Schuelmeister ein hochzeit
Psalmen oder Liedt, darauff volge das gebeth60 und
predigt vom stand der hailigen Ehe, zu End der Pre-
digt daß vatter unser mit dem gewöhnlichen obge-
melten voto und die verlesung der Erinnerung an
die Eheleuth, in der Kirchen Ordnung begrif-
fen,61 dann die Copulatio,62 das gebeth und Vatter
unser, leztlich das gesang und der Seegen.
Die Eheordnung63 soll jährlich offentlich von al-
len Canzeln zwei mahl verlesen werden, das erst
mahl den ersten Sonttag im Februario, das ander
mal im ersten Sonttag des Septembris, und solches
acht tag allweeg zuvor verkündiget. Dem beschluß
soll volgen eine Ernstliche vermahnung, solcher
fleissigen gehorsam und volg zulaisten.
Das Neundt Capittel:
Von besuchung der Kranckhen.
Die Kranckhen, welche sonderlich trosts bedörf-
fen, sollen nicht allein die Pfarherrn auff ihr begeh-
ren, sondern auch von sich selbsten fleissig
besuchen, sie im glauben zur geduld und hoffnung
erweckhen und, da sie das hailig abendtmahl begeh-
ren, ihnen dasselbig nach gnugsamer Erinnerung
und eingenommenem |36| Christlichem verstandt rai-
chen eben in der ordnung, wie in der Kirchen Ord-
nung gebreuchig.64 Allein das sie beede gebeth vor
und nach der Communion in singulari numero, weil
nur die krankche Persohn allein Communicirt, für-
gelesen werden.
Hette dann jemandt zuvor des herrn abendtmahl
veracht und biß auff solchen Nothfall aufgezogen,
der solle deswegen ernstlich zu redt gesezt und ihme
nicht ehe zuniessen geraicht werden, er erkenne dann
solche schwehre Sündt, berhewe dieselbige und er-
zaige eine rechtschaffene wahre bueßfertigkeit.
60 KO Württemberg 1553, S. 272.
61 KO Württemberg 1553, S. 270-272.
62 KO Württemberg 1553, S. 272.

Es sollen auch die Pfarherr die Leuth vermah-
nen, das sie bei zeitt, weil sie noch bei guettem ver-
standt, daß hailig abendtmahl begehren und emp-
fahen, nicht auff den Noth Knopff sparen und biß
ihnen die Seel auß fahren will.
Were dann ein unversehener, eillender fall und
Todtsnoth verhanden, kan die lang vermahnung wol
außgelassen und allein, was gegenwerttige gelegen-
heit leiden mag, fürgelesen werden etc.
Fienge dan die Pest an zu regieren und weren
albereit ein persohn etlich darauff gegangen, solle
ein jeder Pfarherr solches also baldt nach Hoff be-
richten, damit ihme mögen bequeme arznei für sich
und andere zugeschickht werden, und dann bei den
Krankchen mit besuchung und |37| trost an seiner
trew und fleiß nichts erwinden lassen.
Das Zehendte Capittel:
Von Begrebnus.
Mitt den abgestorbenen sollen die Pfarherr nicht
eilen lassen, sondern die Leuth dahin halten, daß sie
dieselbige ein stundt zwantzig oder mehr, sonderlich
was starckhe, junge Leuth gewesen, lassen ligen und
die Begrebnus bei zeit begehren sambt der Predigt.
Die zeit der Begräbnus ist zum füeglichsten zu
morgens umb 8 uhr, nachmittag umb ein und zwei
uhr. Wann mit zwayen zaichen geleuttet worden
und die gemain bey einander, so werde der Eingang
also gemacht:
Die gnad unsers herren und haillandts Jesu
Christi, die Liebe Gottes und die gemainschafft des
hailigen geistes sey und bleib mit uns jezt und zu
allen zeitten, Amen.
Darauff geschehe ein kurtze vorred, warumb
man bey einander, dan das vatter unser, darauff der
Text auß dem alten oder Newen Testament von dem
Elendt dieses Lebens, vom Todt, von aufferstehung
der todten, vom ewigen Leben etc. Gleich volge die
Erclerung und Predigt auff ein halbe stundt. Nach
der Predig dieses Gebett: |38|

63 Text Nr. 2b, S. 603-606.
64 KO Württemberg 1553, S. 273f.

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