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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0650
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Limpurg

7. Ehebruchmandata
4. Mai 1614
Mandat undt gescherpffte straffung des Ehebruchs und anderer Uhnzucht in der Herrschafft Limpurg.
1614.

Wir, Eberhard1, Herr zu Lympurg, deß heyl[igen]
Röm[ischen] Reichs Erbschenckh und Semperfrey,
fürstlich Württenberg[ischer] rath und Landhoff-
meister zu Stuttgarth etc., haben beneben den Wol-
gebohrnen, unsern freundlich- lieben Gebrüdern2
etc. nicht ohne sonder hohes mißfallen und Verdruß
augenscheinlich gespüret, wie das nicht allein bey
den jungen ohnverheyrathen Leuthen die Uppigkeit
und hochverbottene Unzucht, sonders auch bey den
Verheyrathen das Gott, dem Allmächtigen, in son-
derheit hochmißfällige Laster deß Ehebruchs allso
uber hand nimbt, das es schier nicht mehr für un-
recht oder Sünd gehalten und die hiebevor darauff-
gesetzte Straffen inn acht genommen werden wol-
len.
Wann aber hierdurch nicht allein dem außtruckli-
chen Worth Gottes vorsetzlich zu wider gehandlet
und die Göttliche May[estä]t höchlich erzürnet und
zu Sendung allerhand Straffen nicht ohnbillich be-
wegt, sondern auch alle Erbarkeit, Zucht und Wol-
stand im gemeinen Wesen und politischen Regi-
menth dardurch gentzlichen uffgehoben und aller-
hand Unordnungen und schädliche und verderbliche
Zerrüttungen dagegen eingeführt werden, Allso wer-
den wir, allß von Gott verordnete ordenliche Obrig-
keit, zu Vorkommung zeitlich- und ewigem Unheils
notthringlich verursacht, bey täglich zunemmenden
und je lenger je mehr einreißenden Lastern auch die
hiebevor darauff gesetzte und verordnete Straffen
zu erhöhen und scherpfen, Wollen derowegen, das,
wo sich hinfüromehr zwo noch ledige und unverhey-
rathe Personen ohne vorgehendes Eheversprechen

a Textvorlage (Handschrift): StA Ludwigsburg B 113 Bü.
2159.

1 Eberhard I. von Limpurg-Speckfeld (geb. 1560, reg.
1596-1622), vgl. S. 583.

leichtferttiger weiß miteinander fleischlichen ver-
mischen und Unzucht treiben werden, das die
Mannspersohn 14 tag mit der Gefengnuß oder um
20 Gulden, die Weibsperson aber 8 tag mit der Ge-
fengnuß oder umb 10 Gulden unnachläßig gestrafft
und, da sie beede nicht Herrschafftkinder, gar außer
der Herrschafft verwisen. Da aber eines oder ander
ein Herrschafftkind und sie einander zu ehelichen
begehren, sie, das Weibsbild, mit einem ströhenen
Krantz inn die Kirchen für den Altar geführt und
allso eingesegnet werden sollen.
Begebe es sich dann, das zwo Personen zuvor orden-
licher weiß mit vorwissen beederseits Elltern, Vor-
munder oder Befreundten, unserer hiebevor publi-
cierten Eheordnung3 gemeeß, sich miteinander ehe-
lichen verloben und versprechen, aber vor dem
Kirchgang und ehe dann sie Christlichem Gebrauch
nach eingesegnet werden, zuvor den Beyschlaff hall-
ten und Unehr miteinander verüben würden, da sol-
le die Mannspersohn entweder 10 tag mit dem
Thurrn oder umb 10 Gulden und das Weibsbild 5
tag mit der Gefengnuß oder umb 5 Gulden ohnnach-
läßig gestrafft und volgendts der gewohnliche
Kirchgang ohne Saitenspiel und alles Gepräng uff
das aller eingezehenest4 zugelaßen und gehallten
werden.
Würde es sich aber zutragen, das zwo Personen sich
ordenlicher und zuläßiger weiß mit einander verlob-
ten, den Kirchgang hielten und sie inn ihrem Jung-
fraw Krantz für den Altar tretten und sich allso ein-
segnen laßen, nachgehends aber befinden würde, das

2 Erasmus II. (1579-1653) und Heinrich II. (1573-1637).
3 Text Nr. 2.
4 Von „einziehen“ im Sinne von: still, mäßig, zurückgezo-
gen, vgl. Grimm, DWb 3, Sp. 355.

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