Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0655
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8. Kirchenbußordnung 1620

Gott, unserm lieben Himmlischen Vatter, fürtragen,
ungezweiffelt, Er werde solch unser Gebett erhören
und diesem unserm Mitbruder, seiner wahrhafften
Vätterlichen zusag nach, mit gnaden erscheinen,
Bittet |11| demnach mit Andacht auß rechtglaubi-
gem Hertzen also:
O Allmächtiger, Barmhertziger GOTT, Himm-
lischer Vatter, der du Vätterlich in deinem Wort ver-
sprochen und mit höchstem Aydtschwuer bethewret
hast, Daß du nit wollest den Todt deß Sünders, son-
dern daß er sich bekehre und lebe,ζ Und hast deinen
lieben Sohne nit für die Gerechten, sondern für die
Armen, verdambten Sünder in den Todt gegeben
unnd denselbigen Ihnen zur ewiger Gerechtigkeit
wider aufferwecketη und wilt, das alle, so sich in
wahrem Glauben fest an Ihne, deinen lieben Sohn,
halten, nicht verlohren werden, sondern das ewige
Leben haben, wie du solches an den Armen und in
gleichem Fall liegenden Sündern Davide, Maria
Magdalenaθ und andern Vätterlich erwiesen. Wir,
deine Kinder kommen jetzt für dein Angesicht unnd
bitten deine Vätterliche Barmhertzigkeit, du wollest
durch deinen heyligen Geist in dem Hertzen dieses
unsers Mitbruders rechte Erkandtnus seiner Sünden
und schweren Falls, Damit Er dein gnedigst Vatter-
hertz zum höchsten belaidiget unnd diese deine lie-
ben Kir-| 12| chen verärgert hat, auch hertzlich Rhew
unnd Laidt erwecken und wahren Glauben auff den
allerheiligsten Verdienst deines lieben Sohns Jesu
Christi, und daß du umb deßselbigen willen Ihme
alle seine Sünde unnd Missethat wöllest verzeihen
unnd nachlassen, darinnen Pflantzen und Befesti-
gen: Ach HErr, sey gnädig. Ach HErr, erbarme dich
uber Ihne. Spreche Trost, Fried und Frewdt in sein
betrübtes Hertz umb unsers Mitlers unnd Seelig-
machers Christi willen. Regiere Ihne auch durch
deinen heyligen Geist und ernewere sein Hertz, daß
Er hinfürter sein gantzes Leben nach deinen heyli-
gen Gebotten unnd Befelch anrichte unnd führe,
dem Teuffel, der Sünden, der ärgerlichen Welt und
seines Fleisches verderblichen Lüsten widerstrebe
unnd nimmermehr in solche und andere Sünde und
Laster falle, sondern dein gehorsames Kind unnd
ζ Ezech. 33 [11].
η Rom. 4 [25],

geheyligtes Glidmaß deiner Kirchen bleibe unnd er-
halten werde, Umb deines lieben Sohns Jesu Christi
willen, der mit dir und dem heyligen Geist lebt und
regiert, wahrer und gleicher Gott, hochgelobt in
Ewigkeit, Amen.
Wolan, geliebten im HErren, wir zweifflen nicht,
GOtt habe vermög seiner verhaissung diß unser Ge-
bett mit allen Gnaden erhöret. |13|
Iam respiciat minister ad poenitentem:
Und du N. N. begehrest von Hertzen auff vori-
ges dein offentliches Bekanntnus, so du mit Ja be-
stettiget hast, der heyligen absolution unnd verge-
bung deiner Sünden und der Kirchen Gottes wider
eingesöhnet und eingeleibet zu werden.
Dicat: Ja.
So Verkünde Ich dir hierauff Gottes Gnad: Der All-
mächtig, Barmhertzig GOtt unnd Vatter unsers
HErrn Jesu Christi hat sich auß lauter Gnad und
Barmhertzigkeit, allein umb desselben seines gelieb-
ten Sohns willen, uber dich erbarmet und hat dir
diesen deinen schweren Fall verzihen und nachge-
lassen, und Ich als ein beruffener Diener der Christ-
lichen Kirchen entbünde dich auß habendem Be-
felch von demselbigen Ledig und Loß, im Namen
Gottes, Vatters, Sohns und heyligen Geistes, Amen.
Geliebten im Herrn, weil der gnädige Gott sich die-
ses N.N. erbarmet und Ihme seine Sünde verziehen
unnd vergeben, |14| auch in die Gemainschafft der
Christlichen Kirchen und aller Himmlischen Gütter
widerumb auff- und angenommen hat, so sollet Ihr
Ihme auch von Hertzen verzeihen und vergeben und
anderst nicht als ein geheiligtes Glied der Christli-
chen Kirchen erkennen unnd halten, Ihne auch mit
solchem ferner nicht betrüben, sondern Brüderlich,
Christlich und Freundtlich Ihme beywohnen und
bitten, daß GOtt Ihne und Uns alle vor Geistlichem
und Leiblichem Unfall wölle behüten unnd bewah-
ren, Wie dann auch ein jeder Christ solle ermahnet
seyn, dieses seines Nechsten Gebrechen also anzu-
θ Ioh. 3 [wohl: Joh 8,1-11],

637
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften