Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0680
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neckarbischofsheim

Antwortten die Gevattern an des kindts statt:
Ja, ich widersags.
Hierauff fragt der pfarrherr ferners: N., glaubstu
in gott vatter, den allmechtigen, Schepfers Himmels
und der Erden? |15r|
Antwortt der Gevatter: Ja, ich glaubs.
Weitter spricht der pfarrherr: N., glaubstu auch
an Jesum Christum, seinen ainigen Son, unsern her-
ren, der empfangen ist von dem H[eiligen] Gaist, ge-
boren auß Maria, der jungfrawen, der geliten hat
under Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben und be-
graben, nidergefaren zu der hellen, am dritten tag
widerumb aufferstanden von den todten, aufgefaren
gen himmel, sitzet zu der rechten gottes, des all-
mechtigen vatters, von danen er komen wirdt, zue
richten die lebendigen und die todten? Antworttet:
Ja, ich glaubs.
Gevatter eadem verb[a] dicunt. |15v |
Hierauf sagt der pfarrherr weiter also und
nent31 das kinnd: N., glaubstu auch in den H[eiligen]
gaist, ein Hailige Christliche Kirchen, gemain-
schafft der Hailigen, vergebung der Sünden, ufer-
stehung des flaischs und ein ewiges leben. Amen?
Antworttet: Ja, ich glaubs.
Gevatter eadem verb[a] resp[ondent].
Als dan spricht der pfarrherr widerumb und
nent das kind: N., wiltu hierauff getaufft werden?
Antwortten die Gevatter für das kind: Ja, ich
wil.
Hierauff nimpt der pfarrherr das kindlin von der
hebamen oder Gevatter unausgewickhelt, begeust es
dreymal mit dem taufwasser und sagt also, nent das
kindlin |16r|: N., Ich tauffe dich im namen gottes,
des vatters und des Sons und des H[eiligen] gaists.
Amen.d
Und in dem der pfarrherr das kindlin widerumb hin-
gibt, beschleust er die gantze action mit folgendem
segen:

d Folgt von fol. 8v bis hierher fast wörtlich Form und gstalt
Basel 1526, fol. Aiii-Avii, vgl. Seite 659 Anmerkung b.
31 Nennen = ansprechen.

Der allmechtige gott, der dich von newem an-
derwerts geboren hat durch wasser und den H[eili-
gen] gaist,32 und hat dir alle deine Sünd vergeben,
der beware dich und sterckhe alle deine sinnlig-
kait33 zu dem ewigen leben. Amen.
Der fride gottes sey mit dir und uns allen von
nun an bis in ewigkait. Amen. |16v |
Von der Jachtauff, wie man sich halten sol.
Die pfarrherrn sollen das volckh in den predigen
fleisig underrichten, das sy nit leichtlich zu der
Jachtauff eilen sollen, wan es aber die hohe notturfft
erfordert, das die hebamen tauffen sol und mus, das
alles dan die personen, so darbey sind, unsern herren
gott zuvor anrüeffen und ein vatter unser beten.
Wan soliches geschehen, als dan darauf tauffen im
Namen gottes, vatters und des Sons und des H[ei-
ligen] gaists, und das man dan nicht zweiffle, das
kind sey recht und gnugsam getaufft, und soll nit
anderwerts in der kirchen oder sonsten getaufft wer-
den. |17r|
Es soll aber auch der pfarrherr sich fleissig be-
fragen bey der person, so das kindlein getaufft hatt.
1. Erstlich, ob das kinndlein volkommlich ge-
boren sey gewessen, da sy es getaufft hat, oder
nicht. Dan wa das kindlin nit gar zur welt geboren,
sonder nur mit ainem tail des leibs sich sehen ließ,
soll man es in kainen weg tauffen, dan dieweil die
tauff ein widergeburt ist,34 so kan das kindt durch
die tauf nicht widergeboren werden, es seye dan
zuvor gantz und gar in die welt geboren, derhalben
sollen die pfarrherrn die Hebamen underrichten, wo
sys than hetten, das sy es nimer thuen, dan es ist
unrecht. Seitemal die tauf von dem herren Christo
denen geordnet ist, die volkommen an die welt ge-
boren sind |17v|, die aber noch nit geboren sind, kan
man nicht taufen. Es sollen aber die, so in solchen
netten darbey sind, baide, die Mutter und das kind,

32 Joh 3,5.
33 Verstand, Gemüt, Vernunft, vgl. Grimm, DWb 16, Sp.
1190.
34 Tit 3,5.

662
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften