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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0682
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Neckarbischof sheim

nicht empfahet als ein kindlein, der wirt nicht hinein
komen. Und er hertzet sy und leget die hand uf sy
und segnet sy. |20v|
Auf soliche zusagung last uns mit andacht für dis
kindlein bitten:
Unser vatter, der du bist.
Nach gesprochnem gebet segnet der pfarrherr das
kindlin mit disem segen oder wortten:
Der herr behüette deinen eingang und ausgang
von nun an bis in Ewigkait.41 Amen.
Inführung der weiber nach der kindtbeth.
Man pflegt die kindtbetherin nicht ehe aus der
kindtbethen zu führen, sy seyen dan zuvor die sechs
wochen in glegen, und so sie die sechs wochen voll-
endt, als dan so nemen sy die n[e]wgebornen kindlin
(wa si anderst noch im leben) mit |21r| sich in die
Kirchen, alda dem allmechtigen gott für die gegebne
leibsfrucht, und das er sy auch under dem creutz der
geburt gnedigklich entbunden, zu danckhen, und
nach dem sy in die Kirchen kumen, bringen sie das
kindlin für den altar, da der pfarrherr also anfahet
zu reden:
Unser hilff stehet in dem Namen des herren, der er-
schaffen hat himmel und erden.42 Amen.
Ermahnung.
Andechtige, geliebte schwester in Christo, dem
herren. Dieweil der allmechtige gott dich in beywo-
nung deines Ehegemahels nach seiner göttlichen
ordnung gebenedeiet und dir dise |21v| frucht deines
leibs gegeben hat, darzu under dem creutz der ge-
burt dich gnedigklich entbunden und die frucht, sei-
ne aigene geschepff, erhalten hat, damit uns gnug-
same ursach gegeben, seine güette und barmhertzig-
kait mit hertzlicher danckhsagung zu preisen, loben
und ehren, darumb lasset uns jetzund heren und wol
zue hertzen fassen die ermanung, so uns thut der
e Durch die Buchbindung unleserlich.
41 Ps 121,8.

h[eilige] prophet David in dem hundersten psalmen,
da er also sagt:
Frolockhet dem herren alle land, dienet dem her-
ren mit freuden, kompt für sein angesicht frölich,
erkenet, das der herr Gott ist, er hat uns gemacht
und nit wir selbs zu seinem volckh und |22r| zu schaf-
fen seiner waidt, gehet zu seinen thron ein mit
danckhen, zue seinen vorheffen mit loben, danckhet
und lobet seinen namen, dan der Herr ist gut und
seine güette weret ewigklich und sein glaub für und
für.43 Er sey dem vatter und dem Son und dem h[ei-
ligen] gaist, wie es was im anfang, jetzund und al-
lezeit, von ewigkait zu ewigkait. Amen.
Heret nun das h[eilige] Evangelium Luc. 2. cap:
Da die Eltern, Joseph und Maria, das kindlin
Jesum in den tempel brachten, das sy vir im tedten,
wie man pflegt nach dem gesetz, da name in Simion
uf seine arm und benedeiete gott und sprach: Herr,
nun lassestu deinen diener im friden faren, | 22v| wie
du gesagt hast, dan meine augen haben deinen hay-
land gesehen, welchen du berayt hast vor allen
velckhern, das liecht zu erleuchtung der hayden und
zu preis deines volckhs Israel.44
Ermahnung.
Glaubet disen worten des h[eiligen] Evangelions,
und wie ir darin heret, das dises kindlins Jesus, ein
hail aler velckher, ein liecht der haiden und ein preis
des volckhs Israel durch den Simi[on]e verkindet
wirt, also solt ir dis newgeborn kindlin sampt ewern
andern kindern mit grossem fleis auferziehen in
christlicher zucht und forcht gottes nach dem h[ei-
ligen] Evangelio, damit si den selbigen hayland Je-
sum |23r| Christum recht lernen erkenen, gott zu
Eren und zu irem, auch unserm ewigenn hayl und
seligkait. Uf das wir solches megen thon, wellen wir
gott umb seine gnad anrüeffen und das gebett spre-
chen, welches uns Christus unser hailand selbs ge-
leret und erherung tröstlich zugesagt hatt, sprechen-
de:

42 Ps 124,8.
43 Ps 100,1-5.
44 Lk 2,27-32.

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